Bei manchen Industrieprozessen gilt es als schwierig oder sogar unmöglich, den Ausstoß von Kohlendioxid zu vermeiden. Um dennoch eine Klimaneutralität erreichen zu können, setzt das zuständige Ministerium in Brandenburg auf Abscheidung, Transport und Nutzung. Um die Speicherung soll es nicht gehen.
Das Bundesland Brandenburg will eine Strategie dafür erarbeiten, wie Kohlendioxid aus Industrieprozessen abgeschieden, transportiert und genutzt werden kann. Das erklärte der Minister für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz, Daniel Keller, gestern vor dem zuständigen Ausschuss des Landtages. Keller stellte ein Gutachten vor, das im Auftrag des Ministeriums die Möglichkeiten der „CCUS-Technologien“ in Brandenburg untersucht hatte. CCUS steht für den englischsprachigen Fachbegriff „Carbon Capture, Utilization and Storage“, was üblicherweise übersetzt wird mit „Abscheidung, Nutzung und Speicherung von Kohlendioxid“. Das Gutachten zielt auf CO2-Emissionen der Industrie, die auf direkten Wegen nicht oder nur schwer vermieden werden können. Das betrifft vor allem Industrieprozesse wie die Zement- und Kalkherstellung sowie die thermische Abfallbehandlung. Eine CO2-Abscheidung an öffentlichen Wärme- und Heizkraftwerken wurde dabei nicht untersucht. Der Minister wies darauf hin, dass Brandenburg bis zum Jahr 2045 klimaneutral wirtschaften will. Dabei soll die industrielle Basis erhalten werden. Nach seiner Ansicht wird es nicht ausreichen, Technologien zur direkten Vermeidung von Treibhausgas-Emissionen anzuwenden. Das Ziel der Klimaneutralität sei nur erreichbar, wenn auch der Hochlauf der CCUS-Technologien forciert werde. Aus den Studienergebnissen zog Keller die Schlussfolgerung, dass die CCUS-Technologie in Brandenburg unterstützt und gefördert werden sollte. Das Ministerium will nun eine eigene Carbon-Management-Strategie erarbeiten und einen regelmäßigen Austausch mit den Akteuren einer zukünftigen CO2-Wirtschaft organisieren. Außerdem will die Behörde dazu beitragen, die entsprechende Infrastruktur zu entwickeln. Sie soll auch dazu dienen, der chemischen Industrie abgeschiedenes CO2 als Rohstoff zur Verfügung zu stellen. Eine CO2-Speicherung in Brandenburg selbst strebt die Landesregierung dagegen nicht an. Von einer Länderöffnungsklausel, die im Koalitionsvertrag auf Bundesebene vorgesehen sei, würde sie daher keinen Gebrauch machen, sagte Keller. Damit ist vorerst noch weitgehend offen, was künftig mit den abgeschiedenen CO2-Mengen geschehen soll. Dem Gutachten zufolge bleibt es fraglich, ob sie in großem Maßstab für die Industrieproduktion genutzt werden können. Wenn das nicht gelingen sollte, müssten die Treibhausgase wohl in andere Gegenden transportiert und dort gespeichert werden.Strategie für Carbon-Management
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