Die Stadt Leipzig will die Fernwärme ausbauen und langfristig auf neue Wärmequellen umstellen. Auch Wärmepumpen sollen eine wichtige Rolle spielen. Damit die teure Transformation sozial gerecht erfolgen kann, fehlen noch verbindliche Förderinstrumente des Bundes.
Die Stadt Leipzig hat erste Eckpunkte ihrer Wärmeplanung für die nächsten Jahrzehnte vorgelegt. Als Kernstück wird dabei der Ausbau der Fernwärme bezeichnet, die perspektivisch klimaneutral produziert werden soll. In den Gebieten, in denen keine Fernwärmeversorgung möglich ist, sollen die Gebäude mit Wärmepumpen beheizt werden. Um die dafür nötige Stromversorgung zu sichern, ist geplant, die vorhandenen Stromleitungen zu verstärken. Ein Konzept für den Fernwärme-Ausbau will die Stadtverwaltung zunächst gemeinsam mit den Stadtwerken und anderen kommunalen Unternehmen für ein Pilotgebiet entwickeln. Dieses Konzept soll dann auf alle weiteren Ausbaugebiete übertragen werden. Gleichzeitig arbeitet die Verwaltung gemeinsam mit den Stadtwerken und der Wohnungs- und Baugesellschaft weiter am kommunalen Wärmeplan. Diesen Plan muss sie laut Wärmeplanungsgesetz bis zur Jahresmitte 2026 vorlegen. Leipzig hat derzeit 625.000 Einwohner. Den gesamten Nutzwärmebedarf der Stadt beziffert die Verwaltung mit 4.600 Gigawattstunden pro Jahr. Knapp die Hälfte davon wird derzeit mit Erdgas gedeckt und ein Anteil von 28 Prozent mit Fernwärme. Zehn Prozent entfallen auf Heizöl. Dazu kommen Nahwärme aus Block-Heizkraftwerken und Flüssiggas. Erneuerbare Energien tragen bisher zwei Prozent zur Wärmeversorgung bei. Die Stadt hat sich das politische Ziel gesetzt, die Wärmeversorgung bis zum Jahr 2038 klimaneutral zu gestalten. Dazu wird es zum einen notwendig sein, die bisherigen Fernwärmequellen Erdgas und Braunkohle abzulösen. Diese fossilen Energieträger sollen schrittweise durch Solarwärme, andere erneuerbare Energien und unvermeidbare Industrie-Abwärme abgelöst werden. Als zweites wesentliches Element im kommunalen Wärmeplan nennt die Stadtverwaltung dezentrale Lösungen. Damit sind vor allem Wärmepumpen gemeint, die einen erheblichen Ausbau des Stromnetzes notwendig machen. Die Verwaltung rechnet damit, dass dieser Stromnetz-Ausbau zu höheren Netzentgelten und damit auch zu höheren Strompreisen für Endkunden in Leipzig führen wird. Hier sieht sie es als notwendig an, die richtige Balance zu finden zwischen der Nutzung von Wärmepumpen und den Kosten für den Netzausbau. Neben Fernwärme und Wärmepumpen sollen auch andere Formen der Wärmeversorgung möglich sein. Dazu gehören Solarthermie-Anlagen, Biomasseheizungen und Hybridheizungen, die verschiedene Energieformen miteinander kombinieren. Für den Wärmeplan sollen auch Formen der Umweltwärme wie die See- und Abwasserthermie untersucht werden. Erste Kostenschätzungen haben ergeben, dass für den Ausbau der Strom- und Fernwärmeversorgung in Leipzig drei Milliarden Euro notwendig sein werden. Dazu kommen weitere drei Milliarden Euro für den Einbau von Wärmepumpen und anderen Heizungsanlagen. Angesichts der hohen Kosten forderte Oberbürgermeister Burkhard Jung die Bundesregierung auf, verbindliche Förderinstrumente für die Wärmewende aufzulegen. Klima-Bürgermeister Heiko Rosenthal sprach sich für eine sozial gerechte Wärmetransformation aus. Ähnlich äußerte sich Stadtwerke-Geschäftsführer Karsten Rogall: Das Ziel sei es, eine sichere, bezahlbare und klimaneutrale Wärmeversorgung aufzubauen.Fossile Energieträger ablösen
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