Der schwedische Konzern hatte vor fünf Jahren eine Großüberweisung an seine Lausitzer Braunkohlegesellschaften angekündigt, um die künftige Tagebau-Rekultivierung zu finanzieren. Lange war für die Öffentlichkeit nicht nachvollziehbar, ob, wie und wohin dieses Geld tatsächlich geflossen ist. Jetzt scheint es allmählich in Leags Jahresabschlüssen zu erscheinen.
Leags Braunkohle-Großkraftwerk Boxberg in Sachsen. Der aktuelle Zeitplan für den Kohleausstieg sieht vor, dass es bis zum Jahr 2038 laufen kann. Archivfoto 2012: Stefan Schroeter
Zur Zahlung von mehreren hundert Millionen Euro Rekultivierungsgeldern des schwedischen Energiekonzerns Vattenfall an den Kohlekonzern Leag gibt es neue Informationen. Demnach hatten Leags Barmittel-Bestände zum Jahresende 2019 ein Niveau erreicht, das eigentlich schon drei Jahre zuvor zu erwarten gewesen war.
Vattenfall hatte sein Braunkohlegeschäft im Jahr 2016 an ein weit verzweigtes Käuferkonsortium verkauft, hinter dem die tschechischen Milliardäre Daniel Křetínský und Petr Kellner stehen. Dabei übertrug ihnen der schwedische Staatskonzern auch die Verantwortung für die Rekultivierung der Braunkohle-Tagebaue in Brandenburg und Sachsen sowie die Behebung weiterer Umweltschäden.
Damit die Lausitzer Braunkohlegesellschaften diese Aufgaben bewältigen können, kündigte Vattenfall an, sie mit flüssigen Finanzmitteln von insgesamt 15 Milliarden Schwedischen Kronen (damals 1,6 Mrd. Euro) auszustatten. Dazu wollte der schwedische Konzern bis September 2016 eine Teilsumme auf die Lausitzer Konten überweisen.
Diese Überweisung fand dann allerdings nicht statt, sondern wurde durch Termingeschäfte im Handel mit Strom und Kohlendioxid-Zertifikaten ersetzt. Daraus sollten den Braunkohlegesellschaften über vier Jahre mehrere hundert Millionen Euro zufließen. Doch in den bisher vorliegenden Jahresabschlüssen der Gesellschaften, die nun unter der Dachmarke Leag firmieren, wird dieser große Geldzufluss nicht einmal erwähnt. Auch in ihren verfügbaren Barmitteln war er zunächst nicht sichtbar geworden.
Die Jahresabschlüsse für das Geschäftsjahr 2019, die Leag um den Jahreswechsel 2020/2021 vorgelegt hat, enthalten nun neue Informationen. Demnach verfügte der Braunkohle-Konzern zum Jahresende 2019 über Barmittel von 1,3 Mrd. Euro. Das ist mehr als doppelt soviel wie noch ein Jahr zuvor. Gleichzeitig gab es allerdings bei anderen Vermögenswerten einen ähnlich hohen Rückgang. Wie diese gegenläufige Entwicklung zu erklären ist, war bei Leag nicht zu erfahren. Auf Anfrage verwies die Pressestelle auf eine hohe Arbeitsbelastung.
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