Die Energiebörsen-Gruppe berichtet über stark wachsende Stromhandels-Märkte. Sie sieht viele Vorteile in der einheitlichen deutsch-luxemburgischen Strom-Gebotszone, deren Aufteilung diskutiert wird.

 

Hauptsitz der European Energy Exchange in Leipzig. Archivfoto 2024: Stefan Schroeter

Die Energiebörse EEX European Energy Exchange ist im Geschäftsjahr 2024 in allen wesentlichen Geschäftsfeldern und Regionen weiter gewachsen. Die Gesamterlöse der Gruppe nahmen um 16 Prozent auf 670 Millionen Euro zu. Das bereinigte Jahresergebnis stieg um 15 Prozent auf 242 Mio. Euro.

Diese Ergebnisse stellte der Vorstandsvorsitzende Peter Reitz heute bei einer Onlinekonferenz vor. Als wesentlichen Grund für das Wachstum nannte er, dass die Handelsvolumina an den europäischen, nordamerikanischen und japanischen Strommärkten der Gruppe deutlich gestiegen sind.

Das gelang zum einen dadurch, dass die EEX zahlreiche neue Handelsteilnehmer für ihre Märkte gewinnen konnte. Zum anderen setzte sich der Trend fort, dass die Teilnehmer zunehmend Handelsmengen aus dem außerbörslichen Markt an die Börse bringen. Hier können sie das sogenannte Clearing nutzen, das Vorteile bei der Absicherung von Börsengeschäften bringt.

Besonders deutlich wachsen weiterhin die europäischen Strom-Terminmärkte der EEX, auf denen Lieferungen für mehrere Jahre im Voraus gehandelt werden. Hier stieg das Handelsvolumen um 63 Prozent auf 8.439 Terawattstunden.

Noch stärker legte der japanische Strom-Terminmarkt zu. Wenige Jahre nach seinem Start befindet er sich noch in einer frühen Wachstumsphase.

Auf den europäischen Erdgasmärkten der EEX gab es im Geschäftsjahr 2024 dagegen einen leichten Rückgang. Hier zeichnet sich in den ersten Monaten des neuen Jahres eine Trendwende ab.

Die Energiebörsen-Gruppe ist inzwischen weltweit auf allen fünf Kontinenten aktiv und beschäftigt 1.180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 611 von ihnen arbeiten am Hauptsitz Leipzig.

 

Eine oder viele Gebotszonen

Für die europäischen Strommärkte zeichnen sich schon seit einiger Zeit mögliche Strukturveränderungen ab, die durch europapolitische Entwicklungen entstehen können. Denkbar ist dabei auch eine Aufteilung der deutsch-luxemburgischen Gebotszone, in der kurzfristige Stromlieferungen für den Großhandelsmarkt vereinbart werden.

In dieser Gebotszone gibt es physikalische Engpässe im Stromtransport, die im finanziellen Stromhandel der Börse bisher nicht berücksichtigt werden. Die Widersprüche, die dadurch entstehen, müssen im täglichen Netzbetrieb durch ein sogenanntes Engpassmanagement ausgeglichen werden. Das ist mit einem hohen technischen und finanziellen Aufwand verbunden, der wahrscheinlich in den nächsten Jahren weiter steigen wird.

Die Betreiber der großen europäischen Übertragungsnetze haben schon seit vielen Jahren untersucht, wie die Gebotszonen günstiger gestaltet werden könnten. Heute haben sie nun ihren Bericht dazu vorgelegt.

Demnach wäre es wirtschaftlich am effizientesten, wenn die deutsch-luxemburgische Gebotszone in fünf regionale Zonen aufgeteilt werden würde. Ob es tatsächlich dazu kommt, entscheiden letztlich die Mitgliedsländer der Europäischen Union auf politischer Ebene.

Die künftigen Regierungsparteien CDU/CSU und SPD haben sich in ihrem Koalitionsvertrag deutlich dafür ausgesprochen, die einheitliche Gebotszone zu erhalten. Darin sieht auch die EEX viele Vorteile, wie Vorstandschef Reitz heute wieder betonte. Er zeigte sich gleichzeitig optimistisch, dass das möglich ist.

Dabei haben Energiewissenschaftler inzwischen sogar schon weitergehende Schritte im Blick: Die Denkfabrik Agora Energiewende hat gerade eine Studie veröffentlicht, in der sie sich dafür ausspricht, langfristig sogar deutlich mehr lokale Gebotszonen einzurichten. Die Expertinnen und Experten hatten ein System mit 22 Gebotszonen untersucht und günstige Ergebnisse ermittelt.

 

Lesen Sie auch:

Fördermittel und Preissignale für grünen Wasserstoff

Mit lokaler Flexibilität gegen Engpässe im Stromnetz

Hintergrund-Berichte zum Energiehandel

 

 

Mit notwendigen Cookies funktioniert diese Webseite am besten. Ganz ohne Cookies klappt nicht alles.