In den Aufbau einer zukunftsfähigen Wasserstoff-Wirtschaft fließen viele Fördermittel. Langfristig wird es notwendig sein, einen funktionierenden Markt und klare Preissignale zu entwickeln.

 

Windparks können Strom für die Produktion von grünem Wasserstoff liefern. Symbolfoto: Stefan Schroeter

Grüner Wasserstoff gilt als klimafreundlicher Energieträger der Zukunft, der fossile Energieträger und Rohstoffe ersetzen kann. Es ist allerdings noch ein weiter Weg, bis er in großem Maßstab produziert, transportiert, gehandelt und eingesetzt werden kann. Das zeigte sich auch auf dem Wasserstoff-Kongress am Mittwoch in Dresden.

Grüner Wasserstoff wird aus erneuerbaren Energien und Wasser produziert. Bisher erfolgt das noch in kleinen Anlagen und kleinen Mengen. Die Produktionskosten sind hoch und müssen durch öffentliche Fördermittel gestützt werden. Eine Infrastruktur für Transport und Speicherung des grünen Gases muss erst noch geschaffen werden. Auch die Anwendung von Wasserstoff in der Industrie, in der Energiewirtschaft und anderen Wirtschaftszweigen steht noch am Anfang.

Die Bundesregierung hat sich das Ziel gestellt, diese gesamte Wertschöpfungskette bis zum Jahr 2030 aufzubauen. Das bekräftigte Michael Kellner, Staatssekretär im BMWK Bundesministerium für Umwelt und Klimaschutz. Dafür stelle das Ministerium umfangreiche Fördermittel bereit. Um die Fortschritte zu beschleunigen und Hindernisse zu überwinden, habe die Regierung zuletzt ein Wasserstoffbeschleunigungsgesetz beschlossen.

Auch andere westliche Industrienationen und China stellen umfangreiche Fördermittel bereit, um die Produktion von grünem Wasserstoff voranzubringen, Darüber berichtete Markus Exenberger, Exekutivdirektor der Stiftung H2 Global. Der notwendige Investitionsbedarf bis zum Jahr 2040 ist nach seinen Worten allerdings um ein Vielfaches größer. Deshalb sei es zunächst notwendig, die öffentlichen Gelder mit privatem Kapital zu kombinieren und Geschäftsmodelle zu entwickeln.
 

Bisher gibt es noch keinen Markt

Nach Exenbergers Einschätzung gibt es bisher noch keinen Markt und keinen Preis für grünen Wasserstoff. Das sei ein wichtiger Grund dafür, dass sich internationale Investoren noch zurückhalten würden.

Mit der in Hamburg ansässigen Stiftung H2 Global kann Exenberger allerdings selbst dazu beitragen, einen funktionierenden Markt mit klaren Preissignalen für grünen Wasserstoff zu aufzubauen. Die Stiftung entwickelt Partnerschaften mit Ländern, in denen der Energieträger unter günstigen Bedingungen produziert und in Form von gut transportierbaren Umwandlungsprodukten wie Ammoniak, Methanol und Kerosin über große Entfernungen geliefert werden kann.

Der in Leipzig beheimatete Handelsorganisator Hintco, der mit H2 Global verbunden ist, schließt dann langfristige Lieferverträge mit den Produzenten. Um die anfangs hohen Preise auf diesem politisch erwünschten Markt abzumildern, hat das BMWK bereits 900 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Die Wasserstoff-Derivate will Hintco wiederum auf einer speziellen Auktionsplattform der Leipziger Energiebörse EEX European Energy Exchange vermarkten. Die Börse hat bereits vor einem Jahr den Preisindex „Hydrix“ entwickelt. Hier fließen Preisinformationen von Unternehmen ein, die untereinander direkte Handelsgeschäfte mit grünem Wasserstoff und seinen Derivaten abschließen.

Derzeit liegt der „Hydrix“ bei 238 Euro pro Megawatt. Das ist sieben Mal soviel wie der aktuelle Börsenpreis für fossiles Erdgas, der bei 36 Euro liegt. Das zeigt den enormen Preisunterschied zwischen den beiden gasförmigen Energieträgern, der derzeit noch durch Fördermittel abgemildert werden muss.

 

Förderprojekte der Wasserstoffbank

Einen weiteren Ansatz dafür, einen Markt für grünen Wasserstoff herauszubilden, verfolgt die Wasserstoffbank der Europäischen Union. Sie schreibt Projekte für die Produktion von erneuerbarem Wasserstoff in Europa aus. Dabei gleicht sie die höheren Produktionskosten aus, die im Vergleich zur Produktion von Wasserstoff aus fossilen Energieträgern entstehen.

Im April 2024 erhielten die ersten sieben Projekte aus Finnland, Norwegen, Portugal und Spanien einen Zuschlag. Sie bekommen Beihilfen von insgesamt 720 Millionen Euro, um in zehn Jahren insgesamt 1,58 Millionen Tonnen erneuerbaren Wasserstoff herzustellen.

Auch die deutschen Projektträger, die sich an dieser Auktion beteiligt hatten, können wohl noch auf einen Zuschlag hoffen. Die Bundesregierung will die deutschen Projekte, die bei der Auktion am höchsten eingestuft wurden, mit 350 Mio. Euro aus nationalen Mitteln unterstützen. Bisher ist allerdings noch nicht bekannt, um welche Projekte es sich dabei handelt.
 

Grüner Wasserstoff aus der Leitung

Als deutsches Projekt für grünen Wasserstoff, das schon weit vorangekommen ist, zeigt sich der Energiepark Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt. Hier bauen mehrere Energieunternehmen ein kombiniertes System von Anlagen auf: Ein Windpark erzeugt den Strom, mit dem ein Elektrolyseur den Wasserstoff produzieren soll. Der Energieträger wird hier auch in einem Untergrundspeicher eingelagert und über eine umgerüstete Gasleitung zu den Kunden transportiert.

Wie Projektleiterin Cornelia Müller-Pagel berichtete, ist der Windpark bereits fertig. Am Elektrolyseur wird noch gebaut. Die Wasserstoff-Produktion soll zum Jahresende 2025 beginnen. Auch die erste Kundin steht bereits fest: Die Total-Raffinerie im benachbarten Leuna kann über die umgerüstete Pipeline beliefert werden.

 

Lesen Sie auch:

Erneuerbare Energien für grünen Stahl

Grüner Wasserstoff für eine klimaneutrale Wirtschaft

Hintergrund-Berichte zu Wasserstoff

 

 

Mit notwendigen Cookies funktioniert diese Webseite am besten. Ganz ohne Cookies klappt nicht alles.