Im Energiepark Waldpolenz könnte ein großer Solarpark um einen Windpark ergänzt werden. Der Stadtrat von Brandis hatte das Projekt zuerst befürwortet und später abgelehnt. Nun streben die Befürworter einen Bürgerentscheid an.
In der Stadt Brandis bei Leipzig gibt es noch keine Klarheit darüber, ob das Projekt für einen Windpark umgesetzt werden kann. Das wurde beim Tag der erneuerbaren Energien am Sonnabend im Energiepark Waldpolenz deutlich. Hier betreibt das Energieunternehmen Juwi bereits einen großen Solarpark und möchte ihn nun um einen Windpark ergänzen. Bei diesem Projekt könnten vier Windräder mit insgesamt 30 Megawatt Spitzenleistung auf den Flächen eines ehemaligen Militärflughafens gebaut werden. Diese Flächen befinden sich Eigentum der Stadt. Die Verpachtung würde über 20 Jahre ingesamt Einnahmen von 15 Millionen Euro einbringen. Weitere zwei Millionen Euro würden mit der kommunalen Ertragsbeteiligung in die Stadtkasse fließen. Der Stadtrat hatte im Mai 2023 schon zugestimmt, dass Juwi dieses Projekt entwickeln kann. Danach gab es allerdings eine Neuwahl des Stadtrats, die zu anderen Mehrheitsverhältnissen führte. Im November 2024 sprach er sich schließlich gegen das Projekt aus. Damit wollten sich wiederum die Windkraft-Befürworter nicht abfinden. Sie starteten ein Bürgerbegehren und sammelten 535 Unterschriften von Einwohnerinnen und Einwohnern. Das sind deutlich mehr als fünf Prozent der 7.500 wahlberechtigten Bürger von Brandis, die für einen Bürgerentscheid ausreichen. Zu den Initiatoren des Bürgerbegehrens gehört Alexander Schmidt, der für Bündnis 90 / Die Grünen im Stadtrat sitzt. Wie er am Sonnabend sagte, werden die Unterschriften derzeit von der Stadtverwaltung geprüft. Danach entscheidet der Stadtrat, ob der Bürgerentscheid stattfinden kann. Im Bürgerentscheid selbst steht zur Abstimmung, ob die Stadt ihre Flächen für den Windpark an Juwi verpachten darf. Schmidt sah gute Chancen dafür, dass sich die Bürgerinnen und Bürger dafür entscheiden. In direkter Nachbarschaft des Energieparks hielten Gegner des Windkraft-Projekts eine eigene Veranstaltung ab, sammelten Unterschriften und vertraten vollkommen andere Ansichten. Aus dem nahen Ortsteil Polenz waren Sonja und Oliver Kraft gekommen. Sie seien aus Leipzig aufs Land gezogen, weil sie sich ein ruhiges Lebensumfeld wünschen, sagten sie. Die Windräder sehen sie als Industrieanlagen, die ihre Lebensqualität mindern. Von Anwohnern anderer Windparks hätten sie erfahren, dass Windräder zu Schlaflosigkeit führen können. Beide sprachen sich auch besonders dagegen aus, dass Bäume im Wald gefällt werden, um die Windräder zu bauen und Zufahrtswege anzulegen. Das war wiederum ein Argument, das Juwi-Projektleiter Jörg Heilmann nicht so einfach stehen lassen wollte. Er nahm den Berichterstatter deshalb mit zu dem früheren Militärgelände, auf dem in den vergangenen Jahrzehnten viele Bäume gewachsen sind. Hier gibt es auch einen gut festgefahrenen Zufahrtsweg, der zu dem möglichen Standort eines künftigen Windrads führt. Dieser Weg sei schon breit genug, um die Anlagenteile zu transportieren, erklärte Heilmann. An dem Windrad-Standort selbst wächst überwiegend hohes Gras, vereinzelt stehen wenige kleine Bäume. Im Umfeld gibt es versiegelte Flächen und die Ruine einer großen Militärgarage. Die freie Grasfläche reiche vollkommen dafür aus, ein Windrad-Fundament mit einem Radius von zwölf Metern zu bauen, sagte Heilmann. Dabei räumte der Juwi-Fachmann ein, dass Flächen versiegelt und wohl auch Bäume gefällt werden müssen, um den Windpark bauen zu können. Dafür gebe es allerdings Ausgleichsmaßnahmen: Für jeden gefällten Baum müsse ein neuer gepflanzt werden. Und für jede neu versiegelte Fläche werde eine Altlast saniert.Bürgerentscheid angestrebt
Industrieanlagen im Lebensumfeld
Bäume und Altlasten
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