Die sächsische Windenergie-Branche ist weiterhin von langwierigen Abläufen geprägt. Der bisherige Genehmigungsstau ist zwar schon aufgelöst. Doch bisher gehen weiter nur wenige neue Anlagen ans Netz.

 

Ein Windpark bei Riesa. Foto: Stefan Schroeter

Die Klimaerwärmung wirkt sich in Deutschland besonders deutlich aus. Darauf wies der Klima-Attributionsforscher Karsten Haustein am Montag beim Sächsischen Windenergietag in Leipzig hin. Seit dem Beginn der Industrialisierung zur Mitte des 19. Jahrhunderts sei die Durchschnittstemperatur hierzulande um drei Grad Celsius gestiegen. Der weltweite Anstieg war in der gleichen Zeit nur halb so stark.

In den sächsischen Wäldern führt das zunehmend warme Klima zu mehr Trockenheit, die wiederum großflächige Schäden durch Borkenkäfer und Waldbrände begünstigt. Waldbesitzer erleiden dadurch Vermögensverluste, berichtete ihr Verbandspräsident Georg Lindner.

Er sieht die Notwendigkeit, den Wald an die Klimaerwärmung anzupassen und widerstandsfähiger zu machen. Manche klimageschädigten Waldbesitzer würden nun auch darauf hoffen, dass sie ein zusätzliches Einkommen durch Windenergie erwirtschaften können.

Windräder in sächsischen Wäldern sind seit dem vorigen Jahr 2023 erlaubt. Es wird allerdings wohl noch einige Vorlaufzeit vergehen, bis die ersten Anlagen geplant, genehmigt und aufgestellt werden können.

Von diesen langwierigen Abläufen ist die sächsische Windenergie-Branche derzeit auch noch insgesamt geprägt. Lange Zeit wurden hier nur wenige Anlagen genehmigt und gebaut.

 

Warten auf den Ausbau

In den vergangenen fünf Jahren ist es der Koalitionsregierung aus CDU, Bündnis90 / Grünen und SPD zwar schon gelungen, den bisherigen Genehmigungsstau weitgehend aufzulösen. Bis die zahlreicher genehmigten Anlagen gebaut werden, in Betrieb gehen und klimafreundlichen Strom produzieren können, dürften allerdings auch noch viele Monate ins Land gehen.

Im laufenden Jahr 2024 sind in Sachsen bisher nur fünf Windräder mit insgesamt 24 Megawatt Nennleistung in Betrieb gegangen. Das berichtete der Döbelner Windenergie-Experte Hans-Jürgen Schlegel.

Außerdem gibt es acht weitere Anlagen, von denen einige schon lange fertig sind und nur noch auf ihren Netzanschluss warten. Andere sind noch im Bau. Schlegel rechnet damit, dass diese acht Anlagen im ersten Halbjahr 2025 mit der Stromproduktion beginnen können.

Der Experte zog einen Vergleich zum windreichen Schleswig-Holstein, das bei Landesfläche, Einwohnerzahl und bisheriger Regierungskoalition etwa vergleichbar ist: Dort wurden allein im ersten Halbjahr 2024 schon 49 Anlagen mit 247 Megawatt ans Netz gebracht.

 

Anspruchsvolle Ziele

Mit seinen Ausbauzahlen ist Sachsen weit davon entfernt, die anspruchsvollen Ziele seines Energie- und Klimaprogramms 2021 zu erreichen. Dabei hat der Freistaat auch ein ehrgeiziges eigenes Flächenziel, das über die verbindlichen Vorgaben des Bundes hinausgeht.

Demnach will Sachsen bis zum Jahresende 2027 mindestens zwei Prozent seiner Landesfläche für die Windenergie ausweisen. Auch hier gibt es noch einen großen Abstand: Nach Schlegels Berechnungen sind bisher erst 0,48 Prozent des sächsischen Bodens mit Windrädern bebaut.

Die Entwicklung der Windenergie im Land wird auch von zahlreichen regionalen Wirtschafts- und Industrieunternehmen mit Interesse verfolgt, die ihre Produktion klimafreundlicher gestalten wollen. Im September 2024, kurz nach der Landtagswahl, hatten sie einen Appell an die neue sächsische Staatsregierung gerichtet, den lokalen Ausbau der erneuerbaren Energien zu unterstützen und zu beschleunigen.

Welche Energiepolitik diese künftige Regierung verfolgen wird, bleibt auch zwei Monate später noch eine spannende Frage. Nach gescheiterten Sondierungsgesprächen mit dem BSW wollen CDU und SPD nun eine Minderheitsregierung bilden, die sich im Landtag jeweils wechselnde Mehrheiten bei anderen Parteien suchen muss.

 

Grüner Strom für grünen Stahl

Zu den Unterzeichnern des Wirtschafts-Appells gehören die Elbe-Stahlwerke in Riesa, ein Tochterunternehmen des italienischen Feralpi-Konzerns. Wie Geschäftsführer Uwe Reinecke in Leipzig berichtete, will der Konzern seine direkten und indirekten Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2030 halbieren. Dafür braucht er große Mengen grünen Stroms, den er gern teilweise gemeinsam mit Partnern in eigenen Solar- und Windparks erzeugen würde.

Dazu verfolgt Feralpi in der Region Riesa mehrere Projekte. „Wir sind an regionaler Wertschöpfung interessiert“, betonte Reinecke. Die benachbarten Gemeinden könnten auch an den Windparks beteiligt werden.

Dennoch sind diese Projekte in den Gemeindeparlamenten auf größere Widerstände gestoßen. „Wir kommen da einfach nicht weiter“, berichtete der Stahlwerks-Geschäftsführer. Er will zwar noch nicht locker lassen, schaut sich aber inzwischen auch deutschlandweit nach grünen Strom-Bezugsquellen um.

 

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