Stromüberschüsse aus erneuerbaren Energien können in speziellen Anlagen genutzt werden, um grüne Fernwärme zu produzieren. Der Übertragungsnetz-Betreiber 50 Hertz arbeitet dabei mit Stadtwerken zusammen. Ein Wärmeerzeuger nahm nun in Leipzig den Betrieb auf.

 

Im Heizwerk Leipzig-Nordost wird grüne Fernwärme aus Ökostrom produziert. Foto: Stefan Schroeter

Die Stadtwerke Leipzig und der Übertragungsnetz-Betreiber 50 Hertz haben im Heizwerk Leipzig-Nordost eine Anlage für „Power-to-Heat“ (Strom zu Wärme) in Betrieb genommen. Sie verfügt über eine Stromleistung von zehn Megawatt.

Die Anlage wurde von den Stadtwerken geplant, gebaut und wird auch von ihnen betrieben. 50 Hertz trägt die Investitionskosten von vier Millionen Euro und liefert kostenfreien Strom für die Wärmeproduktion.

Dieses Partnerschaftsmodell funktioniert nach dem Prinzip „Nutzen statt Abregeln“. Der Grund dafür ist, dass es in Ostdeutschland zunehmend zu einer zeitweiligen Überproduktion von Solar- und Windstrom kommt. Wegen Engpässen im überregionalen Stromnetz kann er nicht ausreichend in die großen Stromverbrauchs-Regionen abtransportiert werden.

Deshalb müssen Solar- und Windparks bei sonnigem und windreichen Wetter zeitweise abgeregelt werden. Die regionalen Überschüsse von Strom aus erneuerbaren Energien lassen sich aber auch nutzen, um grüne Fernwärme zu produzieren. Dabei vermeiden sie den Kohlendioxid-Ausstoß, der bei der Erzeugung von Fernwärme aus Erdgas und Braunkohle entsteht.

50 Hertz kann die Leipziger Stromwärme-Anlage künftig gemeinsam mit dem Leipziger Gaskraftwerk Nord für das sogenannte Engpassmanagement im überregionalen Stromtransport einsetzen, das auch unter der Bezeichnung „Redispatch“ bekannt ist. Dabei arbeitet die Systemführung des Übertragungsnetz-Betreibers mit der Leitstelle der Stadtwerke zusammen.

 

Wasser erhitzen und speichern

Die Stromwärme-Anlage erhitzt Wasser mit elektrischen Heizstäben auf die Fernwärme-Vorlauftemperatur von 90 bis 120 Grad Celsius und speist es in das Leipziger Fernwärme-Verbundsystem ein. Das Heißwasser kann dann an den Stadtwerke-Standorten Südost und Süd in bestehenden Wärmespeichern zwischengelagert werden.

Die Stadtwerke Leipzig bereiten bereits eine zweite Stromwärme-Anlage vor, die nach dem gleichen Partnerschaftsmodell mit 50 Hertz gebaut werden könnte. Mit 60 Megawatt soll sie deutlich größer sein und am Kraftwerksstandort Zentrum-Nord errichtet werden.

50 Hertz baut derzeit eine ganze Reihe von Stromwärme-Anlagen nach dem Prinzip „Nutzen statt Abregeln“ mit verschiedenen Partnern. Zu den ersten Anlagen gehören Anlagen in Wedel bei Hamburg und in Rostock, die schon im Jahr 2023 in Betrieb gingen. Eine Anlage in Halle an der Saale folgte im Jahr 2024.

Nach früheren Informationen hat 50 Hertz bisher für insgesamt zehn Stromwärme-Anlagen entsprechende Redispatch-Verträge mit Stadtwerke-Partnern abgeschlossen. Wenn alle diese Anlagen in Betrieb gegangen sind, kann seine Systemführung hier auf insgesamt 240 Megawatt steuerbare Leistung zugreifen.

 

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