Das zukunftsträchtige Geschäftsfeld Fernwärme hat kräftig dazu beigetragen, dass die Stadtwerke Leipzig wieder einen höheren Gewinn ausschütten können. Hier waren auch die Preise stark gestiegen. Einen Spielraum dafür, sie nun wieder zu senken, sieht die Geschäftsführung nicht.
Die SWL Stadtwerke Leipzig haben ihren Nettogewinn erneut deutlich anheben können. Für das vergangene Geschäftsjahr 2023 weisen sie nun 104,5 Millionen Euro Gewinn nach allen Steuern aus. Das sind 21,4 Mio. Euro mehr als im Jahr zuvor. Das geht aus dem SWL-Jahresabschluss hervor, der am Freitag zur Bilanz-Pressekonferenz des Stadtkonzerns LVV Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft veröffentlicht wurde. SWL erwirtschaftet regelmäßig hohe und zuletzt stetig steigende Gewinne, die traditionell vollständig an die Muttergesellschaft ausgeschüttet werden. LVV deckt damit überwiegend den ebenfalls stetig steigenden Finanzbedarf der LVB Leipziger Verkehrsbetriebe. Die Verkehrsbetriebe müssen nun schon seit vier Jahren besonders große Schwierigkeiten bewältigen. Der Umsatz der Stadtwerke stieg um 160 Mio. Euro auf 3,87 Milliarden Euro. Diese für ein Stadtwerk vergleichsweise hohe Umsatzzahl ist vor allem auf den eigenen Großhandel mit Strom und Gas zurückzuführen, der allein 2,83 Mrd. Euro beitrug. Besonders gut entwickelte sich das Geschäftsfeld Fernwärme. Hier ging zwar witterungsbedingt der Absatz etwas zurück, und auch die Kosten sind gestiegen. Auf der anderen Seite konnte SWL in seinen Heizkraftwerken wieder sehr viel mehr Strom und Fernwärme im Kopplungsbetrieb selbst erzeugen und den Strom gut verkaufen. Damit war es möglich, allein in diesem Geschäftsfeld das Ergebnis um 46,8 Mio. Euro zu verbessern. Fernwärme betrachten die Stadtwerke als zukunftsträchtiges Geschäftsfeld, das sie weiter ausbauen wollen. Mit erneuerbaren Energien und unvermeidbarer industrieller Abwärme soll es auch nachhaltiger gestaltet werden. Allerdings hatte SWL erst zum Jahreswechsel 2022/2023 die Preise bei dem Produkt „wärme.basis“ kräftig erhöht. Damit ist dieses Fernwärmeprodukt derzeit deutlich teurer als die Konkurrenzenergie Erdgas. Gibt es nun, angesichts der stark verbesserten Gewinnsituation, wieder einen Spielraum für eine Preissenkung, damit die Fernwärme für bisherige Erdgas-Kunden attraktiver werden kann? SWL-Geschäftsführer und LVV-Vorstandschef Karsten Rogall sieht dafür keine Notwendigkeit. Die Leipziger Fernwärme sei im bundesweiten Vergleich günstig und in Leipzig ein gefragtes Produkt, sagte er. Derzeit gebe es 5.000 Anschlusswünsche von möglichen Kunden, die noch bearbeitet werden müssten. Rogall räumte ein, dass die Leipziger Fernwärme derzeit einen Preisabstand zum Erdgas hat. Er rechnet aber damit, dass Erdgas künftig durch steigende Zusatzkosten für Kohlendioxid und Netzentgelte teurer wird. Die Fernwärme bleibe dagegen stabil. Um die Fernwärme nachhaltiger zu gestalten, verfolgt SWL derzeit mehrere Projekte. Dazu gehört die bundesweit größte Solarwärme-Anlage Leipzig-West, die derzeit gebaut wird und zum Jahresende 2025 in Betrieb gehen soll. Zum gleichen Zeitpunkt laufen die Fernwärme-Lieferungen aus dem Braunkohle-Kraftwerk Lippendorf aus, die noch einen großen Teil des Leipziger Bedarfs decken. Ein noch wesentlich größeres Projekt ist die Nutzung von industrieller Abwärme aus dem Chemie-Standort Leuna. Dafür wollen die Stadtwerke bis zum Jahr 2027 eine neue Fernwärmeleitung bauen. Derzeit arbeiten Stadtverwaltung und Stadtwerke an einer Wärmeplanung für Leipzig, die den schrittweisen Umstieg auf eine Versorgung aus erneuerbaren Energien beschreiben soll. Oberbürgermeister Burkhard Jung kündigte an, dass noch in diesem Jahr ein Informationspapier dazu vorgelegt werde. Außerdem würden erste Pilotprojekte vorbereitet. Gleichzeitig wies Jung auf den enormen Finanzierungsbedarf hin, der durch die Wärmewende entstehe. Allein für den Ausbau der Leipziger Fernwärme- und Stromnetze müssten in den nächsten zehn Jahren insgesamt sechs Milliarden Euro investiert werden. Die Stadtwerke seien allein nicht in der Lage, diese Finanzmittel aufzubringen. Dazu sei ein großer Schulterschluss zwischen Bund, Ländern, Kommunen und privatem Kapital notwendig.
Preisfrage bei Fernwärme
Wärmeplanung und Finanzbedarf
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