Die Landesregierung hatte sich im Jahr 2019 vorgenommen, die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien kräftig auszubauen. Die Windenergie konnte die Erwartungen bisher nicht erfüllen. Die Solarenergie hat dagegen überrascht.
Der Ausbau der Windenergie in Sachsen geht weiterhin nur langsam voran. Wie der Döbelner Windenergie-Experte Hans-Jürgen Schlegel berichtet, sind in den ersten sieben Monaten des Jahres 2024 nur drei Windenergie-Anlagen neu in Betrieb gegangen. Sie stehen in Königshain-Wiederau im Landkreis Mittelsachsen, in Mittelherwigsdorf im Landkreis Görlitz und in Dippoldiswalde im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Alle drei WEA verfügen über eine Gesamtleistung von 15,46 Megawatt. Eigentlich war vorgesehen, dass weitere 4 WEA mit einer Leistung von 16,8 MW ans Stromnetz gehen. Dass sie dann doch noch nicht angeschlossen werden konnten, liegt an fehlenden Bauteilen oder daran, dass die zuständigen Stromnetz-Betreiber die fertigen Anlagen noch nicht abgenommen haben. Der Experte rechnet damit, dass bis zum Jahresende 2024 insgesamt 11 WEA mit einer Gesamtleistung von 54,50 MW in Betrieb gegangen sein könnten. Nach seiner Erfahrung gibt es dafür allerdings keine Garantie. Zu Bauverzügen könne es auch kommen, weil Transport-Genehmigungen für Großbauteile fehlen. Mitunter versuchen auch Bürgerinitiativen, den Bau von genehmigten WEA auf dem Klageweg zu verhindern. Der starke Ausbau der Windenergie, den sich die Landesregierung aus CDU, Bündnis90 / Grünen und SPD vorgenommen hatten, ist damit bisher noch nicht zustande gekommen. In ihrem Koalitionsvertrag von 2019 hatten die Parteien vereinbart, bis zum Jahr 2024 eine zusätzliche Stromproduktion aus erneuerbaren Energien von vier Terawattstunden pro Jahr zu erreichen. Der Hauptteil davon sollte durch Windenergie gewonnen werden. Bis zum Jahr 2030 sollte diese zusätzliche Grünstromproduktion dann auf zehn TWh ausgeweitet werden. Dieses Ziel hat die Landesregierung auch im Energie- und Klimaprogramm des Jahres 2021 festgehalten, das als wichtige Grundlage für sächsische Planungsbehörden dient. Inzwischen ist absehbar, dass die Koalition zumindest ihr Zwischenziel für 2024 nicht erreichen wird. Das liegt vor allem an der Windenergie, die weit von dem notwendigen Zubau entfernt ist. Zwar berichtete das zuständige Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft zuletzt, dass die Anlagen inzwischen schneller genehmigt werden als bisher. Außerdem sollen sich derzeit zahlreiche WEA in laufenden Genehmigungsverfahren befinden. Nach Schlegels Einschätzung dauert es allerdings noch einmal reichlich zwei Jahre, bis ein genehmigtes Windrad gebaut werden und den ersten Strom ins Netz speisen kann. Besser als erwartet entwickelt sich derzeit dagegen die Solarstrom-Produktion. So ging im Mai in Zeithain bei Meißen ein großer Solarpark mit 87 MW Spitzenleistung ans Netz. Im Juli folgte der Solarpark Witznitz bei Leipzig, der mit mehr als 600 MW als größter Solarpark Europas gilt. Experte Schlegel, der die Entwicklung aller erneuerbaren Energien in Sachsen analysiert, verfolgt diese Fortschritte beim Solarstrom mit großem Interesse. Er hält es für möglich, dass Sachsen im laufenden Jahr 2024 zumindest annähernd zwei TWh mehr Solarstrom erzeugen könnte als im Ausgangsjahr 2019. Damit hätte die Regierungskoalition im Wahljahr immerhin einen Teil ihres Ausbauziels erreicht.Ausbauziel nicht mehr erreichbar
Solarstrom übertrifft die Erwartungen
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