Auf landwirtschaftlichen Flächen können sich Ackerbau und Solarstrom-Produktion gegenseitig ergänzen. Während die deutsche Agri-Photovoltaik noch in den Anfängen steckt, sind andere Länder schon etwas weiter.

Solarpark Brandis 09 2013 gross

Solarstrom-Anlage in Brandis, noch ohne Ackerbau. Archivfoto 2013: Stefan Schroeter


Die doppelte Landnutzung für Ackerbau und Solarstrom-Produktion wird derzeit in Deutschland mit Pilotanlagen und Forschungsprojekten untersucht. Darüber berichtete gestern die Erfurter Agrarwissenschaftlerin Kerstin Wydra bei einer Online-Veranstaltung der Vereinigung zur Förderung der Nutzung Erneuerbarer Energien Sachsen. So ist auf einem ökologischen Bauernhof im baden-württembergischen Heggelbach auf einer Fläche von 0,3 Hektar und in fünf Metern Höhe eine Agri-Photovoltaikanlage mit einer Spitzenleistung von 194 Kilowatt Peak installiert. Unter den Solarmodulen können die Traktoren und Mähdrescher fahren. Auf dem Boden wachsen Winterweizen, Sellerie, Kartoffeln und Kleegras in einer Fruchtfolge.

 

Eine größere Agri-PV-Anlage mit 395 kWp und vertikal ausgerichteten Modulen gibt es in Donaueschingen-Aasen, ebenfalls in Baden-Württemberg. Hier erfolgt der Ackerbau zwischen den Modulen. Im bayerischen Weihenstephan-Triesdorf steht eine Forschungs-Solaranlage mit nachgeführten Modulen und 22 kWp. Unter ihr gedeihen Chinakohl, Salat und Kartoffeln.

 

Hinzu kommen Forschungsarbeiten, in denen die theoretischen Grundlagen für diese Form der doppelten Landnutzung erarbeitet werden. So hat die HTW Dresden in den vergangenen drei Jahren untersucht, wie sich große Solarstrom-Anlagen auf den Wasserhaushalt des Bodens auswirken. In dem Forschungsprojekt sollte außerdem eine Agri-PV-Anlage mit 600 kWp geplant werden. Besonders umfangreiche wissenschaftliche Vorarbeiten bei diesem Thema hat das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg/Breisgau geleistet. Zuletzt hat es einen Leitfaden zur Agri-Photovoltaik veröffentlicht.

 

Schatten für Kartoffeln

Wie Wydra berichtete, eignet sich die Agri-PV in Deutschland vor allem für den Anbau von Nachtschatten-Gewächsen wie Kartoffeln und Tomaten. So sei beim Kartoffelanbau unter Solaranlagen eine Landnutzungs-Effizienz von 186 Prozent erreichbar. In anderen Ländern mit höherer Sonneneinstrahlung soll auch Getreide gut im Schatten der Module wachsen. Unter günstigen Bedingungen könne die Agri-PV dazu beitragen, dass Pflanzen über die Fotosynthese den Kohlenstoff der Luft besser aufnehmen. Ein positiver Einfluss sei auch auf den Wasserverbrauch und auf den Ernteertrag möglich, besonders bei hohen Temperaturen und Trockenheit, sagte die Professorin für „Pflanzenproduktion im Klimawandel“ an der Fachhochschule Erfurt.

 

Während die deutsche Agri-PV noch am Anfang der Entwicklung steht, sind weltweit schon solche Anlagen mit 2,5 Gigawatt Spitzenleistung installiert. Erfahrungen damit gibt es besonders in Belgien, Italien, Japan und Niederlande. Frankreich hat große Ausbaupläne. In Deutschland sieht Wydra zwar auch ein großes Ausbau-Potenzial, aber auch viele regulatorische Fragen, die dafür noch geklärt werden müssen.


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