Im ersten Halbjahr 2020 sind noch drei Windenergie-Anlagen auf sächsischem Boden gebaut worden, danach keine mehr. Dass die Regierungsparteien ihr Zubau-Zwischenziel für 2024 erreichen können, ist schwer vorstellbar.

Windräder im Stromnetz gross

Windräder speisen den erzeugten Strom in Leitungsnetze. Für Sachsens Zubau-Zwischenziel müssten sie ihre Einspeisung bis zum Jahresende 2024 verdoppeln. Foto: Stefan Schroeter


Der Windenergie-Ausbau in Sachsen ist im abgelaufenen Jahr 2020 nahezu zum Erliegen gekommen. Wie der Döbelner Windenergie-Experte Hans-Jürgen Schlegel berichtete, sind im ersten Halbjahr nur noch drei Windenergie-Anlagen mit insgesamt 8 Megawatt Nennleistung gebaut worden. Sie wurden in den Landesdirektions-Bezirken Chemnitz und Dresden errichtet. Im zweiten Halbjahr kam hier keine WEA mehr dazu, was im Bezirk Leipzig sogar für das gesamte Jahr gilt. Fünf Anlagen seien in Sachsen abgebaut worden, sagte Schlegel bei einer Online-Veranstaltung der Vereinigung zur Förderung der Nutzung Erneuerbarer Energien im Dezember. Die abgebaute Nennleistung beträgt 4 MW.

 

Damit hat Sachsen einen neuen Tiefpunkt beim Windenergie-Ausbau erreicht. Das zeigt eine Langzeit-Statistik des Experten: Im bisherigen Rekordjahr 2015 waren hier noch 30 WEA mit insgesamt 69 MW neu gebaut worden. Danach gab es eine Berg-und Talfahrt, die 2019 schon auf nur noch 5 WEA mit 16 MW führte.

 

Schlegel rechnet nun auch in den nächsten Monaten nicht mit grundlegenden Fortschritten. Seine Recherchen haben ergeben, dass derzeit Genehmigungen für 13 WEA mit insgesamt 47 MW im Bezirk Chemnitz vorliegen. Aus den Bezirken Dresden und Leipzig sind ihm bisher keine erteilten Genehmigungen bekannt.

 

Der Experte erinnerte daran, welche Ausbauziele für erneuerbare Energien die Regierungsparteien CDU, Bündnis90/Grüne und SPD in ihrem Koalitionsvertrag für die Jahre 2019 bis 2024 festgehalten hatten. Dabei orientierten sie sich für 2024 an einem Zubau-Zwischenziel, das einer zusätzlichen Stromproduktion von jährlich vier Terawattstunden entspricht. Davon soll der Hauptteil durch Windenergie gewonnen werden.

 

Um dieses Zwischenziel zu erreichen, müssten nach Schlegels Einschätzung allein 230 WEA der 4-MW-Klasse bis zum Jahresende 2024 zusätzlich errichtet und betrieben werden. Die sächsische Windstrom-Einspeisung in die Netze würde sich mehr als verdoppeln. Der erfahrene Fachmann sieht dieses Vorhaben sehr skeptisch: „Unter den gegenwärtigen Bedingungen ist es für mich schwer vorstellbar, dass die Ziele aus dem Koalitionsvertrag bis zur nächsten Wahl 2024 Realität werden können.“


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