Den Ort am Rande des Tagebaus Vereinigtes Schleenhain zu erhalten, steht als Ziel im Koalitionsvertrag für die sächsische Landesregierung. Um Rechtssicherheit zu erreichen, müssen allerdings noch weitere Grundlagen geschaffen werden.

Poedelwitz 2017 gross

Die verbliebenen Bewohner des Ortes wollen seine 700 Jahre alte Geschichte fortsetzen. Archivfoto 2017: Stefan Schroeter


Das lange vom Braunkohle-Abbau bedrohte Dorf Pödelwitz bei Leipzig hat ein Konzept zur künftigen Entwicklung des Ortes vorgelegt. Es sieht unter anderem vor, dass sich das Dorf vollständig mit erneuerbaren Energien selbst versorgt, kleine Betriebe und Genossenschaften entstehen und Menschen aller Generationen zusammenleben. Das Dokument ist von der Bürgerinitiative „Pro Pödelwitz” zusammen mit den Dorf-Bewohnerinnen und mehreren Organisationen ausgearbeitet worden.

 

Darin fordern sie zunächst Rechtssicherheit: Pödelwitz dürfe nicht länger als ,,Vorbehaltsgebiet Braunkohleabbau” im Braunkohleplan für den Tagebau Vereinigtes Schleenhain ausgewiesen werden. Dieser Tagebau wird vom Braunkohleförderer Mibrag betrieben, der bisher noch die Kohleförderung auf Pödelwitzer Gebiet anstrebt.

 

Der Webseite www.alle-dörfer-bleiben.de ist zu entnehmen, dass Mibrag bereits den Rahmenbetriebsplan für diesen Tagebau um das Abbaufeld Pödelwitz erweitern wollte. Erste Schritte für ein Planfeststellungs-Verfahren seien bereits in Form einer Umweltverträglichkeits-Prüfung für diese Tagebauerweiterung eingeleitet worden. Ein Antrag auf eine bergrechtliche Genehmigung für dieses anvisierte Projekt sei aber beim Oberbergamt Freiberg bis zum 20. April 2020 noch nicht eingegangen.

 

Die sächsischen Regierungsparteien CDU, Bündnis90/Grüne und SPD haben in ihrem Koalitionsvertrag vom Dezember 2019 das Ziel festgehalten, Pödelwitz zu erhalten und „die Inanspruchnahme der Ortslage“ zu vermeiden. Dem gegenüber steht eine Interview-Aussage des Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) vom 20. Dezember 2019, der dafür keine Garantie geben wollte.

 

Die Webseite www.alle-dörfer-bleiben.de listet die rechtlichen Grundlagen auf, die für den Erhalt des 700 Jahre alten Dorfes notwendig sind:

 

„… der Landesentwicklungsplan, der Regionalplan für Westsachsen und der Braunkohleplan für den Tagebau Vereinigtes Schleenhain müssen angepasst werden. Dabei muss im Braunkohleplan die Ausweisung für Pödelwitz als ,,Vorbehaltsgebiet Braunkohleabbau“ ersatzlos gestrichen werden. Braunkohlepläne und Regionalpläne werden immer auf Grundlage eines Landesentwicklungsplanes erstellt. Weil aber der Landesentwicklungsplan für Sachsen erst angepasst werden kann, wenn vom Bund ein Kohleausstiegsgesetz und ein Strukturwandelhilfegesetz verabschiedet wurde, können der Regionalplan für Westsachsen und der Braunkohleplan für Schleenhain bis jetzt nicht im Sinne des Erhalts von Pödelwitz abgeändert werden.“

 

Für die künftige Entwicklung des Dorfes fordern die Bürgerinitiative und ihre Unterstützer außerdem, dass die Gebäude, die Mibrag inzwischen erworben hat, in staatliche Hand übergehen. Dann sollen sie an junge Familien und Gruppen für den Eigenbedarf verkauft werden. In dem Dokument entwerfen die Pödelwitzerinnen sodann ihre Vision eines „Dorfes der kurzen Wege”, in dem es Arbeitsplätze im Handwerk, einem Gasthof und der Landwirtschaft gibt. Statt Neubauten zu errichten, sollen die historischen Gebäude des Dorfes erhalten und die umliegenden Tagebaue nach ihrer Nutzung zu Naturschutzgebieten erklärt werden.

 

Der Mitteldeutsche Rundfunk berichtet, dass Pödelwitz ursprünglich 140 Einwohner hatte. Nachdem viele Familien die Umsiedlungsangebote von Mibrag angenommen haben, leben dort heute noch 35 Menschen.


Mit wenigen Cookies funktioniert diese Webseite am besten. Ganz ohne Kuckies klappt nicht alles.