Der Betreiber des Großkraftwerks Lippendorf zeigt sich bereit, die Liefermengen abzusenken und andere Energieträger in die Fernwärme-Produktion einzubeziehen. Ob die vom Kohleabbau bedrohten Gemeinden Pödelwitz und Obertitz erhalten werden können, berücksichtigt er in seinen Überlegungen bisher nicht.

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Das Braunkohle-Großkraftwerk Lippendorf produziert vor allem Strom. Fernwärme ist hier ein relativ kleines Nebenprodukt, das aber für Leipzig noch eine große Bedeutung hat. Foto: Stefan Schroeter


Der Kraftwerksbetreiber Leag will mit den SWL Stadtwerken Leipzig weiter über künftige Fernwärmelieferungen aus seinem Braunkohle-Großkraftwerk Lippendorf verhandeln. Leag habe bereits verschiedene Gespräche mit SWL darüber geführt, wie die Fernwärmelieferungen über das Vertragsende im Jahr 2023 hinaus fortgeführt werden könnten, sagte Kraftwerksvorstand Hubertus Altmann am 20. Dezember in Lippendorf. Dabei habe Leag den Stadtwerken diverse attraktive Optionen angeboten. Als Beispiele dafür nannte Altmann, dass neue Kraftwerke für Biomasse oder Reststoffe am Standort Lippendorf errichtet und in die Fernwärmeproduktion einbezogen werden könnten.

 

Der Kraftwerksvorstand zeigte sich auch dazu bereit, die bisher vereinbarten Liefermengen abzusenken. Schon jetzt gebe es eine große Flexibilität bei den Liefermengen. Eine grundlegende Absenkung würde sich allerdings auf die Preise auswirken. Altmann zufolge hatten die Partner vereinbart, dass sie sich drei Jahre vor Vertragsende darüber verständigen, ob sie die Lieferungen fortführen oder beenden wollen. „Insofern sind wir noch im Zeitplan“, sagte er. Das Kraftwerk könne auch dann weiter wirtschaftlich arbeiten, wenn es nach 2023 keine Fernwärme mehr nach Leipzig liefern sollte. Sein Kerngeschäft sei die Stromversorgung.

 

Der derzeit laufende Liefervertrag war im Jahr 2013 geschlossen worden, als das Kraftwerk Lippendorf noch zum schwedischen Energiekonzern Vattenfall gehörte. Im Jahr 2016 hatten der tschechische Energie- und Industriekonzern EPH und die auf Jersey ansässige Briefkastenfirma PPF-I das Braunkohlegeschäft von Vattenfall einschließlich Lippendorf übernommen und es zu Leag umfirmiert.

 

Das Kraftwerk Lippendorf ist seit 1999 in Betrieb und dient hauptsächlich dazu, Strom aus Braunkohle zu produzieren. Die dabei anfallende Abwärme wird überwiegend über Kühltürme an die Umwelt abgegeben und zu einem kleineren Teil als Fernwärme ausgekoppelt. Sie wird weitaus überwiegend über eine 15 Kilometer lange Heißwasser-Leitung nach Leipzig geliefert. Dort deckt sie nach unterschiedlichen Angaben von SWL und Leag entweder 60 oder 80 Prozent des dortigen Fernwärmebedarfs. Mit kleineren Fernwärmemengen versorgt Lippendorf auch die eigene Standortgemeinde Neukieritzsch und die Nachbarstadt Böhlen.

 

Klimaschutz aus Leag-Sicht

Anfang Dezember hatte SWL einige Überlegungen dazu vorgestellt, wie ein schrittweiser Ausstieg aus der Fernwärme aus Braunkohle erfolgen könnte. Aus Altmanns Sicht wäre das aus ökologischer Sicht weder nachhaltig noch sinnvoll. Die Wärme, die im Lippendorfer Kraftwerk bei der Stromerzeugung anfalle, bliebe dann ungenutzt. Eine positive Wirkung für den Klimaschutz erzielt Leipzig nach Meinung des Leag-Vorstands damit nicht.

 

Die Fernwärmelieferungen aus Lippendorf werden in Leipzig vor allem deshalb kritisch gesehen, weil sie mit einem hohen Kohlendioxid-Ausstoß verbunden sind und so besonders stark zur Erderwärmung beitragen. Hinzu kommen immer wieder Landschaftsveränderungen und Heimatverluste durch den Mibrag-Tagebau Vereinigtes Schleenhain, der die Braunkohle an das Kraftwerk liefert.

 

Dafür war zuletzt die Gemeinde Heuersdorf nach langem Widerstand abgebaggert worden. Den Gemeinden Pödelwitz und Obertitz droht derzeit das gleiche Schicksal. Ob diese Ortschaften durch einen eingeschränkten Betrieb des Kraftwerks und den damit verbundenen geringeren Kohlebedarf erhalten werden könnten, spielt in Leags Konzepten bisher keine Rolle. „Das wäre nicht zwingend eine Kombination, die man in die Überlegungen einbeziehen müsste“, sagte Altmann.


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