Ergänzt-2. Energetický a průmyslový holding hat im vergangenen Geschäftsjahr 2015 mehrere Gas- und Kohlekraftwerke in Ungarn und Italien zu günstigen Preisen übernommen und sie danach deutlich höher bewertet. Damit kann der tschechische Konzern nun einen starken Anstieg des Gewinns ausweisen – die darauf gezahlten Steuern wuchsen dagegen deutlich schwächer.
Im Tagebau Profen will die EPH-Tochtergesellschaft Mibrag noch bis zum Jahr 2035 Braunkohle fördern. Foto: Stefan Schroeter
Der tschechische Energie- und Industriekonzern EPH Energetický a průmyslový holding hat nach ersten Zahlen im Juli nun auch seinen Geschäftsbericht für das vergangene Geschäftsjahr 2015 veröffentlicht. Danach stieg der Gewinn nach Steuern gegenüber dem vorangegangenen Geschäftsjahr 2014 um 78 Prozent auf 838 Millionen Euro. Bereits im Juli hatte EPH kurz berichtet, dass der Umsatz um 25 % auf 4,57 Milliarden Euro zulegte. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Konzern ebenfalls vermeldet, dass der Ebitda-Gewinn um 18 % auf 1,64 Mrd. Euro zugenommen habe. Dabei handelt es sich um eine finanztechnische Kenngröße für den Gewinn vor Zinsen, Steuern sowie Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände (Englisch: Earnings before interest, taxes, depreciation and amortization – Ebitda), die vor allem für Finanzinvestoren wichtig ist.
Aus dem Blickwinkel von Steuerzahlern fällt dagegen auf, dass die gezahlte Gewinnsteuer nur um 20 % auf 269 Mio. Euro zunahm. Damit zeigte sie einen wesentlich flacheren Anstieg als der Vorsteuergewinn, der immerhin um 58 % auf 1,11 Mrd. Euro wuchs. Diesen deutlichen Unterschied erklärte EPH-Pressesprecher Daniel Častvaj auf Anfrage nur knapp:
„You have to subtract negative goodwill (regarding buying of assets in Italy).“
Deutsch: „Sie müssen den Wertzuwachs durch günstigen Kauf abziehen (betreffend den Kauf von Beteiligungen in Italien).“
Tatsächlich weist die Gewinn- und Verlustrechnung des englischsprachigen, nach den International Financial Reporting Standards (IFRS) erstellten Geschäftsberichts einen Posten namens „negative goodwill“ von 285 Mio. Euro aus. Dabei handelt es sich um einen buchhalterischen Wertzuwachs bei Gas- und Kohlekraftwerken in Ungarn und Italien, die EPH im Jahr 2015 zu niedrigen Preisen vom französischen Energiekonzern EdF und zu negativen Preisen vom deutschen Energiekonzern Eon gekauft hatte. Anders als EdF und Eon rechnet EPH damit, dass diese alten Kraftwerke in ihren Energiemärkten noch gut Geld verdienen können, und setzt ihre Werte daher deutlich über den tatsächlichen Kaufpreisen an.
Dieser Wertzuwachs von 285 Mio. Euro macht den größten Teil des gesamten Gewinnanstiegs aus, der insgesamt 389 Mio. Euro beträgt. Warum der Wertzuwachs dann vor der Berechnung der Gewinnsteuern wieder abgezogen wurde, wird im Geschäftsbericht zunächst nicht weiter erklärt. Eine entsprechende Nachfrage beantwortete Častvaj folgendermaßen:
„Negative goodwill is an accounting item only with no impact on taxable profit.“
Deutsch: „Wertzuwachs durch günstigen Kauf ist nur ein Buchhaltungsposten, der keinen Einfluss auf den steuerpflichtigen Gewinn hat.“
Partner für Epif
EPH ist in den vergangenen sieben Jahren von Finanzinvestoren um Daniel Křetínský aus Tschechien, Patrik und Jozef Tkáč sowie Ivan Jakabovič aus der Slowakei aufgebaut worden, die ihre Beteiligungen über ein schwer durchschaubares, von Steueroasen geprägtes Firmengeflecht halten. Derzeit arbeiten die beiden größten Aktionäre, Křetínský und Patrik Tkáč, daran, ihre Anteile weiter auszubauen. Sie halten über Zwischenholdings in Luxemburg und Zypern inzwischen jeweils 37,16 % der EPH-Aktien. Der verbleibende Anteil von derzeit noch 25,67 % entfällt auf eine weitere zypriotische Zwischenholding namens Biques Ltd., über die mehrere unbekannte Personen aus dem Umfeld der tschechisch-slowakischen Finanzinvestoren-Gruppe J&T Finance Group SE ihre EPH-Beteiligungen halten.
Der tschechische Konzern hatte eigentlich geplant, durch einen Börsengang der neu gegründeten Infrastruktur-Tochter EP Infrastructure (Epif) genügend Geld einzunehmen, um die eigenen, von Biques gehaltenen Aktien zurückkaufen zu können. Dieser Börsengang war im April zunächst angekündigt, dann aber auch gleich wieder abgesagt worden. Seitdem sucht EPH nach einem weltweit agierenden Infrastruktur-Investor, der bereit ist, für einen Minderheitsanteil an Epif genügend Geld zu bezahlen.
EPH expandiert vor allem im konventionellen Energiegeschäft. Inzwischen hält der Konzern Beteiligungen in Tschechien, der Slowakei, Polen, Ungarn, Deutschland, Italien und Großbritannien, in denen mehr als 15.000 Menschen arbeiten sollen. In Deutschland ist EPH zunächst als Eigentümer des Braunkohleförderers Mibrag bekannt geworden. Zuletzt sorgte der tschechische Konzern hierzulande für größeres Aufsehen, als er mit dem staatlichen schwedischen Energiekonzern Vattenfall vereinbarte, gemeinsam mit der britisch-tschechischen Briefkastenfirma PPF Investments dessen ostdeutsches Braunkohlegeschäft zu übernehmen. Die schwedische Regierung hat diese umstrittene Übernahme bereits Anfang Juli gebilligt, die ebenfalls notwendige Genehmigung der Europäischen Kommission folgte Ende September. Danach wurde der Eigentümerwechsel schließlich endgültig vollzogen.
Die Strukturen von EPH im schnellen Wandel der Zeit
Die Gesellschafter- und Konzernstrukturen von EPH unterliegen ständigen Veränderungen. Von diesem Wandel sind aus deutscher Sicht der Braunkohleförderer Mibrag, das Braunkohle-Kraftwerk Schkopau und das Bieterkonsortium für Vattenfalls Braunkohlegeschäft betroffen. Die nebenstehende Grafik stellt die derzeit verfügbaren Informationen dar.
Klicken Sie auf die Grafik oder auf diesen Text, um die Grafik in ihrer vollen Größe zu sehen.