Die Bundesnetzagentur hat die Planungen der Fernleitungs-Netzbetreiber für überregionale Wasserstoff-Leitungen genehmigt. Sie sollen zentrale Wasserstoff-Standorte in allen Bundesländern miteinander verbinden.
Der Aufbau eines deutschlandweiten Wasserstoff-Netzes kann beginnen. Die Bundesnetzagentur hat heute das Kernnetz genehmigt, das die Fernleitungs-Netzbetreiber vorgeschlagen hatten. Das Kernnetz enthält 9.040 Kilometer Leitungen, die schrittweise bis zum Jahr 2032 in Betrieb gehen sollen. Davon werden die meisten von Erdgas auf Wasserstoff umgestellt und die übrigen neu gebaut. Das Kernnetz soll zentrale Wasserstoff-Standorte in allen Bundesländern miteinander verbinden. Dazu gehören Erzeugungszentren und Importpunkte, Speicher und künftige Verbraucher wie Industrieunternehmen und Kraftwerke. Die Behörde rechnet damit, dass die ersten Leitungen ab dem Jahr 2025 umgestellt werden. Die Netzbetreiber kündigten an, dass dann auch schon die ersten Wasserstoffmengen transportiert werden sollen. Die Investitionskosten werden mit 18,9 Milliarden Euro beziffert. Ursprünglich hatten die Netzbetreiber ein etwas größeres Netz und höhere Investitionen beantragt. Die Kosten für die Wasserstoff-Leitungen sollen von den Netzbetreibern privatwirtschaftlich finanziert und mit den Entgelten der Nutzer bezahlt werden – wie das auch bei Erdgas- und Stromleitungen üblich ist. In den ersten Jahren wird es allerdings nur wenige Nutzer geben, während schon hohe Kosten anfallen. Um die ersten Nutzer vor hohen Entgelten zu schützen, will das Bundes-Wirtschaftsministerium die Entgelte zeitweise deckeln. Die damit entstehenden Mindereinnahmen sollen die Netzbetreiber aus einem Amortisationskonto ausgleichen können. Wenn es später Mehreinnahmen gibt, soll das Amortisationskonto wieder dafür sorgen, dass die Netzbetreiber ihre Mindereinnahmen der ersten Phase ausgleichen können. Dieses Finanzierungskonzept enthält eine langfristige finanzielle Absicherung des Bundes gegen unvorhersehbare Entwicklungen, die bis zum Jahr 2055 gilt. Bund, Länder und Europäische Union fördern außerdem große Leitungsabschnitte des Kernnetzes, die von der Europäischen Kommission als „wichtige Projekte gemeinsamen europäischen Interesses" eingestuft wurden. Das betrifft 2.000 Kilometer Leitungen. Neben den Fernleitungs-Netzbetreibern hatten auch mehrere regionale Verteilnetzbetreiber ihre Projekte in die Kernnetz-Planungen eingebracht. So hatte der Betreiber Sachsennetze zwei Wasserstoffnetze im Nordraum von Dresden und im Industriebogen Meißen vorbereitet. Diese Projekte seien von der Bundesnetzagentur bestätigt worden, teilte Sachsennetze mit. Nun sollen sie genehmigungsreif weiterentwickelt und danach gebaut werden. Grüner Wasserstoff wird aus erneuerbaren Energien und Wasser produziert. Er gilt als klimafreundlicher gasförmiger Energieträger und Rohstoff, der zur Dekarbonisierung von Industrieprozessen und der Energieversorgung beitragen kann. Bisher kann er nur mit kleinen Anlagen und in geringen Mengen produziert werden. Die Preise sind noch hoch und der Transport ist schwierig. In den nächsten Jahren sollen deshalb größere Produktionsanlagen, eine Transport- und Speicher-Infrastruktur und Importmöglichkeiten aufgebaut werden.Gedeckelte Netzentgelte
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