Zahlreiche sächsische Unternehmen sehen die Notwendigkeit, ihre Produktion nachhaltig zu gestalten. Sie appellieren an die Landespolitik, den Ausbau erneuerbarer Energien fortzusetzen und zu beschleunigen.
Sächsische Unternehmen haben die künftige Staatsregierung aufgefordert, die Energiewende in Sachsen zu einem Erfolgsprojekt zu machen. Einen entsprechenden Appell haben bisher mehr als 60 Wirtschaftsvertreter unterzeichnet. Gestern stellten sie ihn beim Ostdeutschen Energieforum in Leipzig vor. „Wir brauchen die erneuerbaren Energien mit der notwendigen Infrastruktur dazu“, sagte René Spandler, Leiter des Ervin-Stahlwerks Glaubitz bei Riesa. „Wir brauchen sie zu wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die uns im internationalen und nationalen Wettbewerb erfolgreich sein lassen.“ Dabei verwies er auf die politische Situation nach der Landtagswahl. Derzeit formiere sich eine neue Regierung. Welche Energiepolitik von ihr zu erwarten ist, sei noch nicht klar. In den vergangenen fünf Jahren war die sächsische Energiepolitik wesentlich von Bündnis 90/Grünen bestimmt worden. Das von ihnen geführte Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft hat wichtige verwaltungstechnische Vorarbeiten dafür geleistet, dass der Ausbau erneuerbarer Energien künftig schneller als bisher vorankommen kann. Zuletzt waren schon deutlich mehr Solarparks gebaut worden. Für Windparks liegen inzwischen viele Genehmigungen vor, die in den nächsten Jahren zu einem deutlich beschleunigten Zubau führen können. Auch für die Akzeptanz von Wind- und Solarparks in der Bevölkerung sind wichtige Grundlagen gelegt worden. So müssen die Betreiber von Wind- und Solarparks künftig die Nachbargemeinden an ihren Stromerlösen beteiligen. Ein Förderprogramm für Balkon-Solaranlagen half vielen Haushalten dabei, konkrete Erfahrungen mit Sonnenstrom zu sammeln. Bei den Landtagswahlen am 1. September hatte B90/G allerdings als fünftstärkste Partei nur knapp den Einzug ins Parlament geschafft. Damit hat sie nun nicht die besten Aussichten, auch der neuen Regierung anzugehören und die Energiepolitik weiterhin wesentlich bestimmen zu können. Wahlsiegerin CDU könnte zunächst versuchen, eine Regierung mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht und der SPD zu bilden. Das gilt als schwierig. Denkbar sind auch andere Kombinationen mit mehr Parteien, bei denen B90/G wieder beteiligt sein könnte. Energieminister Wolfram Günther äußerte sich auf dem Energieforum nicht direkt zu diesen Fragen der Regierungsbildung. Offenbar rechnet er allerdings damit, dass sich die Koalitionsgespräche über mehrere Monate hinziehen können. Er werde erst einmal noch eine ganze Weile weiter amtieren, und das werde auch bis ins neue Jahr dauern, sagte er. Da sei er sich relativ sicher. Gleichzeitig zeigte er sich zuversichtlich, dass der Ausbau erneuerbarer Energien in Sachsen weiter vorankommen wird. Das sei auch notwendig, damit Sachsen seine lange Tradition als Industrieland fortsetzen könne. Wesentliche Gründe dafür nannte Ronald Bernstein, Geschäftsführer des Kunststoff-Herstellers Bergi-Plast in Bad Gottleuba bei Dresden: „Unsere Kunden fordern Produkte ein, die einen geringen CO2-Fußabdruck haben. Kann ich das nicht bieten, werde ich im internationalen Wettbewerb nicht bestehen können.“ Auch Banken und Mitarbeiter würden sein Unternehmen künftig danach beurteilen, wie nachhaltig es produziert.Wichtige Grundlagen
Nachhaltigkeit wird entscheidend
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