Aktualisiert-3. Die drei großen sächsischen Stadtwerke geben die hohen Energiepreise auf sehr unterschiedliche Weise an ihre Haushaltskunden weiter. Die meisten Tarife liegen deutlich über der Energiepreisbremse der Bundesregierung. Es gibt aber auch schon Angebote, die darunter liegen.

Hauptsitz SWL 2022 mitte gross

Die Stadtwerke Leipzig bieten marktnahe Online-Tarife an. Foto: Stefan Schroeter


Beim Dresdner Stadtversorger Drewag liegt der Arbeitspreis in der Strom-Grundversorgung derzeit bei relativ günstigen 38,75 Cent pro Kilowattstunde. Der Jahres-Grundpreis beträgt 110,57 Euro. Ein Haushalt, der jährlich 1.200 Kilowattstunden Strom verbraucht, zahlt hier 575,57 Euro. Bei einem Jahresverbrauch von 3.000 kWh sind es 1.273,07 Euro.

 

Deutlich teurer war es noch bis vor kurzem für Dresdner Kunden, die ihren bisherigen Stromversorger durch Insolvenz oder vorzeitige Kündigung verloren haben. Sie kommen bei Drewag seit Oktober 2022 nicht mehr wie bisher in die Grundversorgung, sondern in eine kostspielige Ersatzversorgung.

 

Drewags Ersatzversorgung war seit Oktober 2022 mit wechselnden Arbeitspreisen von bis zu 75,80 Ct/kWh und einem Jahres-Grundpreis von 171,36 Euro fast doppelt so teuer wie die Grundversorgung.

 

Ab 15. Januar 2023 hat Drewag nun den Arbeitspreis der Ersatzversorgung auf 47,24 Cent gesenkt.

 

Ein Haushalt, der jährlich 1.200 Kilowattstunden Strom verbraucht, würde hier 738,24 Euro brutto zahlen. Bei einem Jahresverbrauch von 3.000 kWh wären es 1.588,56 Euro. Das ist allerdings nur eine theoretische Berechnung zu Vergleichszwecken. Denn Drewags Ersatzversorgung kann nur für drei Monate in Anspruch genommen werden. Danach erfolgt die weitere Stromlieferung im Rahmen der Grundversorgung.

 

Dass die Ersatzversorgung zeitweise sehr viel teurer war und jetzt immer noch deutlich teurer ist als die Grundversorgung, begründet Drewag auf Anfrage folgendermaßen: „Mengen für Kunden in der Ersatzversorgung müssen kurzfristig beschafft werden. Somit orientieren sich auch die Preise am aktuellen Markt.“

 

Strompreise in Chemnitz und Leipzig

Auch die Stadtversorger in Chemnitz und Leipzig haben Tarife für die Ersatzversorgung eingeführt. In Leipzig gelten dabei allerdings die gleichen Preise wie in der Grundversorgung: Ein Arbeitspreis von 52,12 Ct/kWh und ein jährlicher Grundpreis von 167,65 Euro. Ein Haushalt, der jährlich 1.200 Kilowattstunden Strom verbraucht, zahlt hier 793,09 Euro. Bei einem Jahresverbrauch von 3.000 kWh sind es 1.731,25 Euro.

 

Das ist deutlich teurer als die Dresdner Grundversorgung, war bis vor einigen Tagen aber immer noch deutlich günstiger als die zeitlich begrenzte Dresdner Ersatzversorgung, die nun wiederum etwas günstiger geworden ist.

 

In Chemnitz gibt es wie in Dresden auch unterschiedliche Tarife für die Grund- und Ersatzversorgung. Die Grundversorgung liegt mit einem Arbeitspreis von 52,92 Ct/kWh und einem Jahres-Grundpreis von 132,00 Euro auf einem ähnlich hohen Niveau wie in Leipzig. Ein Haushalt, der jährlich 1.200 Kilowattstunden Strom verbraucht, zahlt hier 767,04 Euro. Bei einem Jahresverbrauch von 3.000 kWh sind es 1.719,60 Euro.

 

Die Chemnitzer Ersatzversorgung ist dann aber noch einmal deutlich teurer: Hier gilt ein Arbeitspreis von 69,23 Ct/kWh und ein Jahres-Grundpreis von 124,84 Euro. Ein Haushalt, der jährlich 1.200 Kilowattstunden Strom verbraucht, zahlt hier 955,60 Euro. Bei einem Jahresverbrauch von 3.000 kWh sind es 2.201,74 Euro.





Energiepreisbremse und Marktangebote

Diese hohen Energiepreise für Haushalte werden bekanntlich durch die Energiepreisbremse der Bundesregierung abgemildert. Dabei gilt für eine Strommenge, die 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs entspricht, eine Arbeitspreis-Grenze von 40 Ct/kWh.

 

Für Dresdner Grundversorgungs-Stromkunden spielt diese Preisgrenze keine Rolle, da sie mit ihrem Arbeitspreis von 38 Ct/kWh ohnehin darunter liegen.

 

Sehr unterschiedlich gehen die Energieversorger der drei sächsischen Großstädte das Thema von Marktangeboten an. Das sind zeitlich begrenzte Angebote, die normalerweise unter den Grundversorgungs-Tarifen liegen.

 

Der Chemnitzer Versorger Eins unterbreitet derzeit auf seiner Webseite www.eins.de keine Online-Angebote für Stromprodukte. Interessierte Kunden können sich mit einem Formular für ein künftig verfügbares Produkt vormerken lassen.

 

Die Stadtwerke Leipzig bieten mit einem Online-Rechner den Tarif „L-Strom pur“ an, bei dem ein Jahres-Grundpreis von 157,68 Euro gilt. Das ist etwas weniger als im Grundversorgungs-Tarif. Der Arbeitspreis ändert sich nahezu täglich: Am 29.12.2022 lag er mit 55,42 Ct/kWh noch über dem Arbeitspreis der Grundversorgung. Danach sank er deutlich und liegt heute, am 18.01.2023, bei 40,29 Cent.

 

Der Grund für die täglich geänderten Arbeitspreise liegt darin, dass sie eng an die Entwicklung der Preise auf den Energiemärkten gekoppelt sind. Wie die Stadtwerke auf Anfrage mitteilten, beschaffen sie den Strom für dieses Produkt zum gleichen Zeitpunkt auf dem Großmarkt, zu dem sie dafür selbst Lieferverträge mit ihren eigenen Kunden abschließen. Damit vermeiden sie das Risiko, das durch geänderte Marktpreise entstehen kann.

 

Bei einem aktuellen Arbeitspreis von 40,29 Cent dürfte dieses Produkt vor allem für Haushalte interessant sein, die ihren Stromverbrauch nicht auf 80 Prozent des Vorjahres-Verbrauchs begrenzen können. Sie müssen für den Verbrauch, der über der Grenze der Energiepreisbremse liegt, den vollen Preis ihres Tarifs bezahlen.

 

Noch interessanter wird es, wenn der Arbeitspreis bei „L-Strom pur“ künftig unter 40 Cent sinken sollte. Die Kunden, die sich dann für dieses Produkt entscheiden, müssen sich über die Energiepreisbremse wohl keine Gedanken mehr machen.

 

Das gilt nicht nur für Leipziger Haushalte. Denn „L-Strom pur“ ist auch in anderen Städten verfügbar. Dabei gibt es allerdings Preisunterschiede nach oben und unten. So gilt in Rostock ein relativ niedriger Jahres-Grundpreis von 94,08 Euro und in Köln ein deutlich höherer von 214,20 Euro. Beim Arbeitspreis ist es umgekehrt: Am heutigen 18.01.2023 liegt er in Rostock mit 42,03 Cent merklich über dem in Köln. Dort werden 38,81 Cent aufgerufen, die schon unter der Energiepreisbremse liegen.

 

Diese Preisunterschiede zwischen den Städten erklären die Stadtwerke Leipzig damit, dass in den jeweiligen Städten die Netzentgelte der Verteilnetzbetreiber wirken. Diese Netzentgelte sind von Netzbetreiber zu Netzbetreiber unterschiedlich hoch. Sie fließen in den Strompreis der Endkunden ein und bewirken die Preisunterschiede.

 

Der Dresdner Stadtversorger Drewag bietet seinen Kunden neben Grund- und Ersatzversorgung auch ein dynamisches Stromprodukt an: „Dresdner.Strom.Börse.“. Es ist auf Kunden zugeschnitten, die über ein intelligentes Messsystem verfügen, Interesse an der Strombörse haben und bereit sind, ihr eigenes Verbrauchsverhalten an die schnellen Schwankungen des Strompreis anzupassen.

 

Der zeitvariable Tarif dieses Produkts richtet sich nach der Strombörse Epex Spot. Der Arbeitspreis kann sich dadurch in jeder Viertelstunde ändern – also bis zu 96 Mal am Tag. Diesen schwankenden Arbeitspreis zahlt dann der Endkunde, der sich für dieses Produkt entschieden hat.







Gaspreise

Ein ähnliches Bild wie bei den Strompreisen ergibt sich auch bei den Gaspreisen. Drewag bietet hier in der Grundversorgung bei einem Jahresverbrauch von 8.000 Kilowattstunden einen Jahres-Grundpreis von 118,13 Euro brutto. Dazu kommt ein Arbeitspreis von 14,57 Ct/kWh. Daraus ergibt sich ein Jahres-Gesamtpreis von 1.283,73 Euro brutto.

 

Bei einem höheren Jahresverbrauch von 14.000 kWh ist der Grundpreis etwas höher und der Arbeitspreis etwas niedriger. Daraus ergibt sich ein Jahres-Gesamtpreis von 2.141,50 Euro brutto.

 

Deutlich teurer war es noch bis vor kurzem für Dresdner Kunden, die ihren bisherigen Gasversorger durch Insolvenz oder vorzeitige Kündigung verloren hatten. Sie kommen bei Drewag seit Oktober 2022 nicht mehr wie zuvor in die Grundversorgung, sondern in eine kostspielige Ersatzversorgung.

 

Drewags Ersatzversorgung war seit Oktober 2022 mit wechselnden Arbeitspreisen von bis zu 29,51 Ct/kWh und einem Jahres-Grundpreis von 186,18 Euro etwa doppelt so teuer wie die Grundversorgung.

 

Ab 15. Januar 2023 hat Drewag nun den Arbeitspreis der Ersatzversorgung auf 21,43 Cent gesenkt.

 

Ein Haushalt, der jährlich 8.000 Kilowattstunden Strom verbraucht, würde hier 1.714,40 Euro brutto zahlen. Bei einem Jahresverbrauch von 3.000 kWh wären es 3.186,38 Euro. Das ist allerdings nur eine theoretische Berechnung zu Vergleichszwecken. Denn Drewags Ersatzversorgung kann auch beim Gas nur für drei Monate in Anspruch genommen werden. Danach erfolgt die weitere Stromlieferung im Rahmen der Grundversorgung.

 

Auch die Stadtversorger in Chemnitz und Leipzig haben Tarife für die Ersatzversorgung mit Gas eingeführt. In Leipzig gelten dabei allerdings die gleichen Preise wie in der Grundversorgung: Ein Arbeitspreis von 19,62 Ct/kWh und ein jährlicher Grundpreis von 125,96 Euro. Ein Haushalt, der jährlich 8.000 Kilowattstunden Gas verbraucht, zahlt hier 1.695,56 Euro. Bei einem Jahresverbrauch von 14.000 kWh sind es 2.872,76 Euro.

 

Das ist deutlich teurer als die Dresdner Grundversorgung, aber immer noch deutlich günstiger als die zeitlich begrenzte Dresdner Ersatzversorgung.

 

In Chemnitz gibt es wie in Dresden auch unterschiedliche Tarife für die Grund- und Ersatzversorgung mit Gas. Die Grundversorgung liegt mit einem Arbeitspreis von 19,62 Ct/kWh und einem Jahres-Grundpreis von 201,36 Euro auf einem ähnlich hohen Niveau wie in Leipzig. Ein Haushalt, der jährlich 8.000 Kilowattstunden Gas verbraucht, zahlt hier 1.730,96 Euro. Bei einem Jahresverbrauch von 14.000 kWh sind es 2.878,16 Euro.

 

Die Chemnitzer Ersatzversorgung ist dann noch einmal deutlich teurer: Hier gilt ein Arbeitspreis von 23,99 Ct/kWh und ein Jahres-Grundpreis von 192,07 Euro. Ein Haushalt, der jährlich 8.000 Kilowattstunden Gas verbraucht, zahlt hier 2.111,27 Euro. Bei einem Jahresverbrauch von 14.000 kWh sind es 3.550,67 Euro.




Energiepreisbremse und Marktangebote

Diese hohen Energiepreise für Haushalte werden bekanntlich durch die Energiepreisbremse der Bundesregierung abgemildert. Dabei gilt für eine Gasmenge, die 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs entspricht, eine Arbeitspreis-Grenze von 12 Ct/kWh.

 

Marktangebote für Gas sind auf den Webseiten von Drewag und Eins nicht erkennbar. Die Stadtwerke Leipzig bieten dagegen über ihren Online-Rechner auch den Tarif „L-Gas pur“ an, bei dem ein Jahres-Grundpreis von 58,08 Euro gilt. Das ist halb so viel wie im Grundversorgungs-Tarif. Der Arbeitspreis ändert sich nahezu täglich: Am 29.12.2022 lag er mit 16,95 Ct/kWh schon unter dem Arbeitspreis der Grundversorgung. Danach sank er überwiegend und liegt am heutigen 18.01.2023 bei 12,21 Cent.

 

Bei einem aktuellen Arbeitspreis von 12,21 Cent dürfte dieses Produkt vor allem für Haushalte interessant sein, die ihren Stromverbrauch nicht auf 80 Prozent des Vorjahres-Verbrauchs begrenzen können. Sie müssen für den Verbrauch, der über der Grenze der Energiepreisbremse liegt, den vollen Preis ihres Tarifs bezahlen.

 

Noch interessanter wird es, wenn der Arbeitspreis bei „L-Gas pur“ künftig unter 12 Cent sinken sollte. Die Kunden, die sich dann für dieses Produkt entscheiden, müssen sich über die Energiepreisbremse wohl keine Gedanken mehr machen.

 

Das gilt wieder nicht nur für Leipziger Haushalte. Denn „L-Gas pur“ ist auch in anderen Städten verfügbar. Dabei gibt es kleinere Preisunterschiede. So gibt es in Rostock einen Jahres-Grundpreis von 91,80 Euro und in Köln von 94,68 Euro. Der Arbeitspreis ist am heutigen 18.01.2023 in Rostock mit 12,51 Cent etwas höher als in Köln, wo 12,01 Cent aufgerufen werden.

 

Wenn dieser Trend zu sinkenden Arbeitspreisen anhalten sollte, könnten die Tarife „L-Strom pur“ und „L-Gas pur“ ein geeigneter Weg für wechselbereite Haushaltskunden sein, ihre Strom- und Gaskosten unter die Grenzwerte der Energiepreisbremse abzusenken.




Aktualisierung am 16.02.2023:

Bei den Leipziger Online-Tarifen „L-Strom pur“ und „L-Gas pur“ sind die Arbeitspreise inzwischen unter die Grenzwerte der Energiepreisbremse gesunken. L-Strom wird heute für die Belieferung in Leipzig mit einem Arbeitspreis von 38,54 Cent angeboten. L-Gas kostet 11,60 Cent.

 

Für eine Belieferung in Rostock liegt der L-Strom-Arbeitspreis heute mit 40,28 Cent noch leicht über der Bremsengrenze, während der L-Gas-Arbeitspreis mit 11,89 Cent schon darunter gesunken ist.

 

Für Köln liegen beide Arbeitspreise heute mit 37,06 und 11,40 Cent unter der Bremse.

 


Aktualisierung am 28.02.2023:

Beim Leipziger Online-Tarif „L-Strom pur“ hat es für die Belieferung in Leipzig eine deutliche Preissenkung gegeben. Heute wird er mit einem Arbeitspreis von 30,99 Cent angeboten.

 

„L-Gas pur“ mit Belieferung in Leipzig liegt mit einem Arbeitspreis von 11,30 Cent auf einem ähnlichen Niveau wie in den vergangenen Tagen.

 

Für beide Produkte gibt es derzeit keine Angebote für die Belieferung in Rostock und Köln.

 


Aktualisierung am 03.03.2023:

Inzwischen sind bei „L-Strom pur“ und „L-Gas pur“ auch wieder Angebote für andere Städte verfügbar. Dabei liegen die Strom-Arbeitspreise beispielsweise für Rostock und Köln nun deutlich höher als für Leipzig, aber immer noch unter den Grenzwerten der Strompreisbremse.

 

Die Gas-Arbeitspreise sind wie bisher in Rostock etwas höher und in Köln etwas niedriger als in Leipzig. Mit Werten um die 11 Cent bleiben sie jeweils deutlich unter dem Grenzwert der Gaspreisbremse.

 

Weitere Informationen zu den Leipziger Online-Tarifen finden Sie hier:

Preisrutsch beim Leipziger Online-Strompreis


 

Auch der Chemnitzer Stadtversorger Eins bietet inzwischen Online-Tarife für Strom und Gas an. Sie sind etwas günstiger als die Grundversorgung, ihre Arbeitspreise liegen aber mit 44,74 Cent für Strom und 13,06 Cent für Gas noch deutlich über den Energiepreisbremsen.

 



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