Praxisbericht: Ein einfaches Solarmodul für den Balkon und ein kleiner Speicher reichen aus, um eine Stromreserve für Notfälle bereitzuhalten. Mit dem gespeicherten Solarstrom lassen sich auch Laptops, Mobiltelefone und andere akkubetriebene Geräte aufladen.
Das Solarmodul Boulder 50 erzeugt Strom für den Speicher Yeti 200X. Foto: Stefan Schroeter
Stromausfälle kommen hierzulande nur noch selten vor. Wenn der Strom doch einmal wegbleibt, kann das auch länger dauern. Dann ist es günstig, wenn die Akkus von Handy und Laptop gerade gut aufgeladen sind. Wer sich etwas gründlicher auf mögliche Stromausfälle vorbereiten will, könnte sich auch einen speziellen Stromspeicher zulegen. Eine umweltfreundliche Form, ihn aufzuladen, wäre ein Solarmodul für den Balkon.
Einen kleinen Einstieg in eine solche Notstrom-Versorgung ermöglicht die Kombination aus dem Solarstrom-Speicher Yeti 200X und dem Solarmodul Boulder 50. Beides stammt von dem US-amerikanischen Unternehmen Goal Zero, das die Geräte in China fertigen lässt. Die Solarbatterie kann an der häuslichen Steckdose oder mit dem Solarmodul aufgeladen werden. Denkbar ist auch, die Batterie zunächst mit Strom aus der Steckdose zu füllen und später mit dem Solarmodul nachzuladen.
Solarstrom in März und April
Das solare Nachladen klappt schon an sonnigen März- und Apriltagen in Leipzig ganz gut: Beispielsweise konnte der Yeti an einem heiteren Märztag aus einem Ladezustand von 59 Prozent bis auf 94 Prozent aufgeladen werden. Die größte Stromzufuhr gab es zwischen 12:00 Uhr am Mittag und 16:25 Uhr am Nachmittag. Dabei ist das geneigt auf dem Balkon aufgestellte Solarmodul immer wieder mal dem Sonnenstand nachgeführt worden. So lässt sich eine möglichst direkte Einstrahlung erreichen, die zu einem hohen Stromertrag führt.
Noch besser war es an einem späteren Märztag: Da hat das Solarmodul den Yeti sogar in vier Mittags- und Nachmittagsstunden von 32 bis auf 89 Prozent aufgeladen. Es hängt eben viel davon ab, wie lange und kräftig die Sonne scheint.
Auf dem Balkon steht das Solarmodul natürlich immer etwas im Weg. Auf Dauer wird es auch mühsam, es ständig dem Stand der Sonne nachzuführen. Beides lässt sich vermeiden, wenn das Modul außen am Balkongeländer fest montiert wird.
Das Modul liefert so natürlich weniger Strom, als wenn es ideal zur Sonne ausgerichtet und nachgeführt werden könnte. Aber an sonnigen Tagen ist der Ertrag auch gar nicht schlecht: An einem wolkenarmen Apriltag lud der Boulder den Yeti in knapp drei Stunden von 71 auf 100 Prozent auf.
Dagegen ist das Schwachlicht-Verhalten nicht sehr ausgeprägt: An Tagen mit leichter Bewölkung erzeugt das Modul nur noch sehr wenig Strom aus dem Tageslicht, bei starker Bewölkung sogar fast gar nichts mehr.
Ist der Yeti dann aufgeladen, ergibt sich die Frage, für welche Geräte sein Solarstrom genutzt werden kann. Er verfügt über eine haushaltsübliche Steckdose für 230 Volt Wechselstrom und mehrere Gleichstrom-Anschlüsse für Autostecker sowie verschiedene USB-Standards.
Wechselstrom / Gleichstrom
Die Wechselstrom-Steckdose ist für eine Dauerleistung von 120 Watt und Leistungsspitzen bis 200 Watt ausgelegt. Einfache Geräte mit kleiner Leistung, wie LED-Lampen, lassen sich damit gut betreiben. Bei einem Kühlschrank und einem Fernseher klappte das allerdings nicht. Auch ein Standcomputer ließ sich mit dem Strom aus dem kleinen Yeti nicht starten.
Gut geeignet ist der kleine Yeti dagegen, um Akkus von Handys und Tablett-Computern über die klassischen USB-Anschlüsse nachzuladen. Bei Laptop-Akkus wird es etwas schwieriger, wenn sie mit dem Netzteil des Laptops aus der Wechselstrom-Steckdose des Yeti aufgeladen werden sollen. Auf diesem Weg klappt das Aufladen nur so lange, wie der Ladestand des Yeti nicht unter 65 Prozent fällt. Danach kann er den Laptop-Akku nicht weiter laden, verliert aber selbst weiter Strom.
Der Grund dafür könnte darin liegen, dass der Yeti seinen Strom als Gleichstrom speichert. Wenn er Wechselstrom liefern soll, muss er den gespeicherten Gleichstrom erst mit seinem eingebauten Wechselrichter umwandeln.
Das Netzteil des Laptops wiederum übernimmt den Wechselstrom und wandelt ihn in Gleichstrom für den Laptop-Akku um. Das alles ist mit einem größeren Aufwand verbunden und führt wahrscheinlich zu früher Überlastung.
Gleichstrom kann der Yeti dagegen mit weit weniger Aufwand liefern. Deshalb schafft er es auch bei niedrigen Ladeständen immer noch, ein Handy oder ein Tablett aufzuladen.
Passendes Kabel
In der Gleichstrom-Übertragung liegt auch eine Lösung für den Laptop, wenn sein Stromversorgungs-Anschluss nach dem USB-PD-Standard ausgelegt ist. „PD“ steht hier für den englischen Begriff „Power Delivery“. Dann kann er direkt mit dem USB-PD-Anschluss des Yeti verbunden werden. Auf diese Weise entfallen die Umwandlungsverluste, die beim Umweg über die Wechselstrom-Steckdose entstehen würden.
Mit der Gleichstrom-Verbindung über USB-PD schafft es der Yeti auch noch bei einem sehr niedrigen Ladezustand, einen Laptop-Akku aufzuladen. Das dafür nötige USB-PD-Kabel liegt dem Yeti allerdings nicht bei, sondern muss extra bestellt werden.
Insgesamt erweist sich der kleine Yeti mit Solarmodul als gut geeignet, um in die solare Stromversorgung einzusteigen und eine kleine Notstrom-Reserve bereitzuhalten. Den Notstrom für einen Computer-Arbeitsplatz oder größere Hausgeräte kann er allerdings nicht liefern. Dafür wird ein deutlich leistungsfähigerer Stromspeicher gebraucht. Goal Zero und andere Hersteller bieten solche Speicher auch an.
Stromspeicher Yeti 200X
Akku: Lithium-Ionen
Speicherbare Strommenge: Bis zu 187 Wh / 13 Ah bei 14,4 V
Gleichstrom-Anschlüsse: USB, USB-C, USB-PD, 12 V / 6 mm, 12 V Auto
Wechselstrom-Anschluss: 230 V, bis 120 W
Auflade-Anschluss: 8 mm, 13 – 22 V, bis 100 W
Gewicht: 2,27 kg
Solarmodul Boulder 50
Spitzenleistung: 50 Watt
Leerlaufspannung: 18 – 23 V
Zelltyp: Monokristallin
Gewicht: 5,6 kg
Maße: 55,2 x 70,0 x 4,4 cm