Beim Zubau neuer Windenergie-Anlagen ist Sachsen im Ländervergleich weiter abgerutscht. Dagegen hat die Windstrom-Erzeugung zuletzt kräftig zugelegt.


Die Windenergie-Nutzung in Sachsen ist im vergangenen Jahr 2017 wieder nur wenig ausgebaut worden. Wie der Döbelner Experte Hans-Jürgen Schlegel berichtet, wurden 15 Anlagen mit einer Windleistung von insgesamt 47 Megawatt errichtet. Da auch einige Anlagen außer Betrieb gingen, lag der Nettozubau der sächsischen Windenergie bei 41 MW. Das ist zwar deutlich mehr als im Jahr 2016, als es nur einen Nettozubau von 13 MW gegeben hatte. Es ist aber auch etwas weniger als im Jahr 2015, in dem 50 MW hinzu gekommmen waren.

 

Den Anstieg auf niedrigem Niveau führt Schlegel darauf zurück, dass 2017 noch Anlagen errichtet wurden, für die schon 2016 die Genehmigungen vorlagen. Wegen längerer Lieferfristen der Hersteller hätten sie erst im Folgejahr gebaut werden können. Gemessen am Ausbau in anderen Bundesländern seien die sächsischen Zahlen aber verschwindend gering.

 

Im Ländervergleich des Bundesverbandes Windenergie, der sich auf den Bruttozubau stützt, liegt Sachsen inzwischen auf dem drittletzten Platz. Sogar in dem deutlich kleineren Saarland und dem Stadtstaat Hamburg wird die Windenergie-Nutzung nun schon stärker ausgebaut. Die Nachbarländer Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen melden weiterhin mehrfach höhere Ausbauzahlen. Ostdeutscher Spitzenreiter ist Brandenburg, wo 171 Windenergie-Anlagen mit insgesamt 535 MW errichtet wurden – also mehr als das Zehnfache des sächsischen Bruttozubaus. Bundesweit liegt Niedersachsen vorn, das sogar auf 485 neue WEA mit insgesamt 1.435 MW verweisen kann.

 

Eine bessere Bilanz hat Schlegel in einer Hochrechnung für die sächsische Windstrom-Erzeugung 2017 ermittelt. Sie stieg um 24 Prozent auf 2.100 Gigawattstunden, weil deutlich bessere Windverhältnisse herrschten als 2016. Außerdem waren mehrere WEA der leistungsstarken 3-MW-Klasse in Betrieb gegangen. Damit erreichte die Windstrom-Erzeugung einen Anteil von 9,4 % am Stromverbrauch. Der Windkraft-Experte wertet regelmäßig die Produktionsdaten zahlreicher sächsischer WEA aus und bezieht sie in seine Hochrechnungen ein.

 

Der schleppende Ausbau der sächsischen Windenergie ist auf langfristige politische Vorgaben zurückzuführen, die bis ins Jahr 2001 zurückreichen. Derzeit werden zwar neue Regionalpläne erarbeitet, in denen auch neue Flächen für Windräder ausgewiesen sein sollen. Ein Durchbruch ist aber auch von ihnen noch nicht zu erwarten.

 

Eigentlich hatten sich die sächsischen Regierungsparteien CDU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag von 2014 darauf geeinigt, die zurückhaltenden Ausbauziele für erneuerbare Energien zu überarbeiten und sich dabei an den deutlich höheren Ausbauzielen des Bundes zu orientieren. Der erste Fortschritt dabei wurde im Oktober 2017 sichtbar, als das SPD-geführte Wirtschaftsministerium eine Wind-Potenzialstudie vorlegte. Wie das Ministerium auf Anfrage mitteilte, soll nun noch ein Gutachten folgen, das auch die Ausbaupotenziale anderer erneuerbarer Energieträger wie Sonne, Biomasse und Wasserkraft einbezieht. Ein Zeitrahmen dafür war nicht zu erfahren.

 

Die Potenzialanalysen sollen in ein neues Energie- und Klimaprogramm einfließen, an dem das Wirtschaftsministerium gemeinsam mit dem CDU-geführten Innenministerium arbeitet. Um dieses Großprojekt in der gegenwärtigen politischen Konstellation umzusetzen, bleibt nicht mehr sehr viel Zeit. Denn im nächsten Jahr werden die energiepolitischen Karten bei der Landtagswahl neu gemischt.





Windenergie in Sachsen 2017


   


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