Die BTU Cottbus-Senftenberg hat ermittelt, dass Ökostrom-Anlagen in absehbarer Zeit noch keine ausreichenden System-Dienstleistungen für das Stromnetz bereitstellen können. Dafür soll weiterhin eine konventionelle Mindesterzeugung notwendig sein.

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Braunkohle-Kraftwerke wie das in Lippendorf sollen mittelfristig weiter für den sicheren Systembetrieb des Stromnetzes sorgen. Foto: Stefan Schroeter


Die ostdeutschen Braunkohle-Kraftwerke sind nach Ansicht des Brandenburger Ministeriums für Wirtschaft und Energie mittelfristig für eine stabile Stromversorgung in Deutschland unverzichtbar. Das sei das zentrale Ergebnis einer Kurzstudie der BTU Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, teilte das Ministerium mit. Es hatte die Studie erstellen lassen, um belastbare Aussagen über die Bedeutung von konventionellen Kraftwerken in Ostdeutschland für den Netzbetrieb und die Versorgungssicherheit zu erhalten. Mittelfristig könne eine stabile und sichere Stromversorgung nicht allein über erneuerbare Energien gewährleistet werden, ließ sich Wirtschaftsminister Albrecht Gerber zitieren. Dafür würden sowohl die technischen Lösungen als auch die Anreize fehlen.

 

Für die Kurzstudie hat die BTU ein Zukunftsszenario bis zum Jahr 2023 erstellt. Bis dahin sollen zum einen die deutschen Kernkraftwerke und zum anderen die acht Braunkohleblöcke aus der Sicherheitsbereitschaft endgültig stillgelegt sein. Die geplanten Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen, die ost- und norddeutsche Stromüberschüsse in die süddeutschen Großverbrauchszentren transportieren sollen, sind dann höchstwahrscheinlich noch nicht in Betrieb.

 

Die Cottbuser und Senftenberger Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass im Untersuchungszeitraum auch bei weiterem Ausbau der erneuerbaren Energien die Braunkohle-Kraftwerke weiterhin benötigt werden. Die für den sicheren Netzbetrieb notwendigen Systemdienstleistungen könnten nicht in erforderlichem Maß von Erneuerbare-Energien-Anlagen erbracht werden. Zu den Systemdienstleistungen zählen die Autoren Frequenz- und Spannungshaltung, Netzwiederaufbau, Kurzschlussleistung sowie Organisation und Kommunikation.

 

Selbst mittelfristig müssten erst „äquivalente Alternativen geschaffen werden, bevor konventionelle Kraftwerke vom Netz genommen werden können“, schreiben sie. Aus netzbetrieblicher Sicht sei eine konventionelle Mindesterzeugung weiter notwendig, um im Verbund mit Erneuerbare-Energien-Anlagen das Elektroenergie-Versorgungssystem sicher betreiben zu können. Belastbare Aussagen dazu, wie groß diese konventionelle Mindesterzeugung sein sollte, treffen die Autoren der Kurzstudie allerdings noch nicht. Hilfsweise zitieren sie andere Studien, in denen dafür Kraftwerksleistungen zwischen 3,2 und 20 Gigawatt genannt werden.

 

Außerdem erinnern sie daran, dass konventionelle Kraftwerke nicht nur Strom, sondern auch weitere Produkte wie Fernwärme und Prozessdampf liefern. Eine Abschaltung konventioneller Kraftwerke würde damit auch zu weitreichenden Veränderungen im Wärmemarkt führen und zusätzliche Investitionen für Anschlusslösungen notwendig machen.


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