In der Regelzone von 50 Hertz werden steigende Strommengen aus erneuerbaren Energien produziert. Dabei liefern wahrscheinlich auch die Braunkohle- und Gaskraftwerke weiter soviel Strom, dass sie den Bedarf der Region fast vollständig decken können.

Starkstrom Leitungen 2 gross

Durch ostdeutsche Höchstspannungs-Leitungen fließt weiterhin viel konventioneller Strom, wie hier bei Bad Lauchstädt. Archivfoto 2013: Stefan Schroeter


In Ostdeutschland steigt der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung weiter an. Das berichtete der für diese Region zuständige Übertragungsnetz-Betreiber 50 Hertz am 12. März bei der Bilanzvorlage des Unternehmens in Berlin. Mit 53,4 Prozent habe im vergangenen Jahr 2017 erstmals über die Hälfte des verbrauchten Stroms in der eigenen Regelzone aus regenerativer Erzeugung gestammt, teilte das Unternehmen mit. Die aus erneuerbaren Energien erzeugte Strommenge sei von 46 Terawattstunden im Jahr 2016 auf 51 TWh im Jahr 2017 angestiegen.

 

Noch stärker wuchsen die Stromexporte aus Ostdeutschland in andere deutsche und europäische Regionen. Lagen die Netto-Stromexporte aus der 50 Hertz-Regelzone im Jahr 2016 noch bei 40,8 TWh, wuchsen sie 2017 um 20 Prozent auf 48,8 TWh. Damit stellt diese Region auch den weitaus größten Anteil der gesamten deutschen Stromexporte, die das Unternehmen mit 55,4 TWh bezifferte.

 

Die umfangreichen Stromexporte machen es allerdings notwendig, den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung etwas genauer zu betrachten. Die Exportmenge ergibt gemeinsam mit dem Stromverbrauch von 96 TWh eine Strommenge von 144,8 TWh, die in der Regelzone von 50 Hertz insgesamt produziert worden sein muss. Daraus lässt sich wiederum schließen, dass der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung bei 34,3 Prozent lag und damit deutlich niedriger war als ihr Anteil am Stromverbrauch.

 

Fossiler Strom

Auf ähnliche Weise lässt sich ermitteln, dass wahrscheinlich 93,8 TWh Strom aus fossilen Energien produziert wurden. Ihr Anteil an der Stromerzeugung lag bei 63 % und sogar bei 97,7 % des Stromverbrauchs. Rein rechnerisch haben damit die ostdeutschen Braunkohle- und Gaskraftwerke den Stromverbrauch der Region fast vollständig gedeckt.

 

Um ein wirklichkeitsnahes Bild zu erhalten, wäre es nun wichtig, zu erfahren, wieviel Strom aus erneuerbaren Energien in der exportierten Strommenge enthalten war. Eine entsprechende Anfrage vom 13. März hat 50 Hertz noch nicht beantwortet. Auch der Geschäftsbericht 2017 ist bisher nicht verfügbar.





Strommengen 50 Hertz 2017




Die steigenden Ökostrom-Mengen wirkten sich auch deutlich auf den Umsatz aus, der um 4 Prozent auf 9,9 Milliarden Euro stieg. Der weitaus größte Teil des Umsatzes besteht dabei aus Vergütungen nach dem EEG Erneuerbare Energien Gesetz, die das Unternehmen gemeinsam mit anderen Versorgern bei den Stromkunden einkassiert und ergebnisneutral an die Stromproduzenten auszahlt. Der Umsatz aus dem staatlich regulierten Netzgeschäft nahm um 3 % auf 1,33 Mrd. Euro zu. Als „Ergebnis“ wurden 182,1 Mio. Euro genannt.

 

In den Ausbau des Übertragungsnetzes investierte 50 Hertz im vergangenen Jahr 460 Millionen Euro. Davon entfielen 246 Mio. Euro auf Netzanschlüsse für Ostsee-Windparks und 214 Mio. Euro für neue Umspannwerke und Freileitungen an Land. Für den Zeitraum 2018 bis 2022 plant das Unternehmen Investitionen von 3,3 Mrd. Euro.

 

Engpässe entlastet

Eine Kostenentlastung gab es im vergangenen Jahr beim Management von Netzengpässen, die den überregionalen Stromtransport einschränken. Um die Netzengpässe auszugleichen, werden unter anderem konventionelle Kraftwerke mit dem sogenannten Redispatch herauf- und heruntergefahren und Ökostrom-Anlagen gedrosselt. Im Jahr 2015 waren dafür bei 50 Hertz noch 346 Mio. Euro angefallen.

 

Im Jahr danach half ein schwaches Windstrom-Jahr dabei, die Engpassmanagement-Kosten auf 180 Mio. Euro zu begrenzen. Dass im vergangenen Jahr dafür nicht mehr als 187 Mio. Euro anfielen, führte das Unternehmen auf die Südwest-Kuppelleitung zurück. Sie war 2017 schrittweise in Betrieb gegangen und konnte so zunehmend große Strommengen aus Ostdeutschland in den Südwesten der Republik transportieren.

 

Die gesunkenen Engpassmanagement-Kosten haben es dem Netzbetreiber ermöglicht, die zuletzt stark gestiegenen Übertragungs-Netzentgelte nun wieder für 2018 um 11 % auf 3,34 Cent pro Kilowattstunde zu senken. Die Übertragungs-Netzentgelte werden gemeinsam mit den Entgelten der nachgelagerten Verteilnetz-Betreiber an die Stromkunden durchgereicht.


  


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