Die Höchstspannungs-Leitung soll mit neuen Masten und mehr Leiterseilen ausgerüstet werden, um mehr Strom aus dem Raum Leipzig nach Süden und Westen transportieren zu können. Für drei der vier Abschnitte gibt es demnächst öffentliche Antragskonferenzen.

USW Pulgar 2013 gross

Am Umspannwerk Pulgar beginnt die Starkstrom-Leitung, die nach Vieselbach führt. Archivfoto 2013: Stefan Schroeter


Der Übertragungsnetz-Betreiber 50 Hertz bereitet derzeit die Verstärkung der bestehenden Höchstspannungs-Leitung Pulgar – Vieselbach vor. Diese 380-Kilovolt-Leitung beginnt am Umspannwerk Pulgar, das sich in der Nähe des Braunkohle-Großkraftwerks Lippendorf bei Leipzig befindet. Sie führt dann über 105 Kilometer zum Umspannwerk Vieselbach in Thüringen. Dort schließt sie zum einen an die gerade fertiggestellte Südwest-Kuppelleitung an, die ostdeutschen Strom nach Bayern transportiert. Zum anderen führt eine Freileitung nach Hessen.

 

Bei dem nun geplanten Netzverstärkungs-Projekt will 50 Hertz auf einem 35 km langen Teilabschnitt zwischen Pulgar und Geußnitz die dort vorhandenen, ausreichend stabilen Masten weiter nutzen. Sie sollen mit Hochtemperatur-Leiterseilen ausgerüstet werden, die mehr Strom transportieren können als die bisher eingesetzten Standard-Leiterseile.

 

In den übrigen drei Abschnitten sind die meisten Masten dagegen schon deutlich älter und weniger stabil. Sie sollen durch neue Masten ersetzt werden, die 24 Standard-Leiterseile statt der bisherigen 18 Seile tragen können. Ob die neuen Masten auf der bisherigen Trasse gebaut werden oder auf einer neuen Streckenführung, steht dabei noch nicht fest. Das wird noch in den Planungs- und Genehmigungsverfahren ermittelt. Die Korridorvarianten, die bei der jetzt laufenden Bundesfachplanung in Frage kommen, hat 50 Hertz auf der Projekt-Webseite veröffentlicht.

Die Bundesfachplanung hat das Unternehmen bisher für drei der vier Leitungsabschnitte bei der Bundesnetzagentur beantragt. Dazu sind öffentliche Antragskonferenzen am 14. November in Elsteraue und am 29. November in Apolda vorgesehen.

 

Die Leitung Pulgar-Vieselbach wird bisher mit zwei Systemen betrieben, die jeweils über drei Phasen und über drei Leiterseile je Phase verfügen. Damit ist hier eine Übertragungsleistung von 3.450 MW möglich. Durch die Netzverstärkung werden künftig vier Leiterseile je Phase eingesetzt. Damit steigt die Übertragungsleistung auf 4.800 MW.

 

Die Investitionen für das Projekt beziffert 50 Hertz mit 136 Mio. Euro. Das Unternehmen rechnet damit, im Jahr 2022 mit den Arbeiten auf dem ersten Abschnitt beginnen zu können. Bis Ende 2024 sollen alle vier Abschnitte fertiggestellt sein, so dass die gesamte Leitung in den Dauerbetrieb gehen kann.

 

Das Netzverstärkungs-Projekt Pulgar – Vieselbach gehört zu den Projekten, die neu in den aktuellen Entwurf des Netz-Entwicklungsplans 2017 – 2030 aufgenommen wurden. Der Netz-Entwicklungsplan wird im Abstand von einigen Jahren von den Übertragungsnetz-Betreibern und der Bundesnetzagentur erarbeitet und danach von Bundestag und Bundesrat als Bundes-Bedarfsplangesetz beschlossen.

 

Diese Dokumente enthalten vor allem vier große Starkstrom-Trassen, die Wind- und Solarstrom von Osten und Norden nach Süden transportieren sollen. Hinzu kommen zahlreiche Ergänzungsprojekte für schon bestehende Trassen.

 

Den aktuellen Entwurf des Netz-Entwicklungsplans 2017 – 2030 hat die Bundesnetzagentur im September bei regionalen Informationstagen vorgestellt. Bis Mitte Oktober konnte die interessierte Öffentlichkeit ihre Anregungen und Hinweise zum geplanten Netzausbau einbringen. Die Behörde rechnet damit, dass sie den Netz-Entwicklungsplan spätestens 2019 oder 2020 an die Bundesregierung übergeben kann. Die gesamten Investitionskosten für den geplanten Ausbau des Übertragungsnetzes bis 2030 beziffert die Bundesnetzagentur mit 30 bis 33 Mrd. Euro.


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