Die künftigen Produzenten und Verbraucher von grünem Wasserstoff in den drei Ländern brauchen ein regionales Verteilnetz. Wo es entstehen kann, zeichnet sich ab. Die Finanzierung muss noch geklärt werden.

 

Die Wasserstoff-Produktion braucht viel Wind- und Solarstrom. Symbolfoto: Stefan Schroeter

Die Akteure der Wasserstoffwirtschaft in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen rechnen bis zum Jahr 2040 mit einer rasant steigenden Nachfrage nach grünem Wasserstoff. Um Produzenten und Verbraucher des klimafreundlichen Energieträgers zu verbinden, halten sie ein 1.100 Kilometer langes regionales Verteilnetz für notwendig. Das sind zwei wesentliche Ergebnisse der Studie „Wasserstoffnetz Mitteldeutschland 2.0“, die heute in Leipzig vorgestellt wurde.

Die Studie prognostiziert für das Jahr 2030 einen regionalen Bedarf von 39 Terawattstunden Wasserstoff in den Sektoren Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen, Haushalte, Energiewirtschaft und Mobilität. Bis zum Jahr 2040 soll dieser Bedarf sich dann noch einmal mehr als verdoppeln.

 

Höhere Nachfrage erwartet

Die Studienautoren weisen darauf hin, dass ihre Nachfrage-Prognose höher ausfällt als die regionale Prognose, die für die „Nationale Wasserstoffstrategie“ der Bundesregierung erstellt worden war. Diesen Unterschied erklären sie damit, dass die von ihnen befragten Anwender ein viel breiteres Potenzial für die Nutzung von Wasserstoff sehen.

Dieser Bedarf an grünem Wasserstoff kann der Studie zufolge zu einem Drittel durch regionale Produktion gedeckt werden können. Zwei Drittel müssten aus Importen kommen.

So könnte es im Jahr 2040 in den drei Ländern bereits Elektrolyseure mit einer Leistung von insgesamt bis zu 11 Gigawatt geben. Damit diese Elektrolyseure mit erneuerbarem Strom arbeiten können, ist es notwendig, in großem Maßstab neue Wind- und Solarparks zu bauen.

Die installierte Windenergie-Leistung müsste dazu gegenüber heute versechsfacht werden. Bei der Freiflächen-Fotovoltaik wäre eine Verachtfachung nötig.

 

Leitungen umrüsten und neu bauen

Die künftigen Produzenten und Verbraucher des grünen Wasserstoffs sollen über ein Leitungsnetz miteinander verbunden werden. Der Studie zufolge würde es voraussichtlich 1.100 Kilometer Länge haben und könnte stufenweise über die Jahre 2030 bis 2045 aufgebaut werden.

Für die Hälfte dieses Netzes lassen sich vorhandene Erdgas-Leitungen nutzen, die auf den Betrieb mit Wasserstoff umgestellt werden. Die andere Hälfte wäre neu zu bauen.

Für den Aufbau dieses regionalen Wasserstoff-Verteilnetzes wurden die Kosten auf eine Milliarde Euro geschätzt. Wie diese Kosten finanziert werden können, müsste allerdings noch geklärt werden.

Als ein weit fortgeschrittenes Umstellungprojekt gilt eine 25 Kilometer lange Erdgasleitung in Sachsen-Anhalt, die von Bad Lauchstädt nach Leuna führt. Sie könnte schon im Jahr 2025 grünen Wasserstoff zur Total-Raffinerie nach Leuna transportieren.

Gute Aussichten für ein regionales Teilnetz gibt es auch in Thüringen. Hier wollen mehrere Netzbetreiber bis zum Jahr 2030 zwölf Wasserstoff-Leitungsprojekte umsetzen.

 

Anschluss an das bundesweite Kernnetz

Die Leitungen des regionalen Verteilnetzes sollen künftig an das bundesweite Wasserstoff-Kernnetz anschließen, das die Fernleitungs-Netzbetreiber bis zum Jahr 2032 aufbauen wollen. Es umfasst 9.666 Kilometer umzustellende Erdgasleitungen und neu zu bauende Wasserstoff-Leitungen.

Die Studie „Wasserstoffnetz Mitteldeutschland 2.0“ wurde gemeinsam von der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland, dem Wasserstoff-Netzwerk Hypos, der DBI-Gruppe und dem Beratungsunternehmen Infracon erarbeitet. Als Auftraggeber hatten sich 54 Netzbetreiber und Energieversorger, künftige Wasserstoff-Anwendungsunternehmen und Behörden zusammengeschlossen.

 

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