Das Dresdner Ingenieurunternehmen Gicon arbeitet an einem Höhenwindrad, das eine größere und gleichmäßigere Windstrom-Erzeugung als bisher ermöglichen soll. Damit könnten sich auch neue Perspektiven für windarme Regionen eröffnen.

 

Bestehende Windparks könnten mit dem Höhenwindrad um eine „zweite Etage“ ergänzt werden. Foto: Stefan Schroeter

 

Mit einem Höhenwindrad will das Dresdner Ingenieurunternehmen Gicon neue Möglichkeiten für die Windenergie erschließen. Das Konzept dafür hat Geschäftsführer Jochen Großmann gestern beim Ostdeutschen Energieforum in Leipzig vorgestellt.

Demnach soll das Höhenwindrad über eine Nabenhöhe von 300 Metern verfügen, was etwa doppelt so hoch ist wie bisher üblich. In dieser Höhe weht Großmann zufolge ein gleichmäßigerer und kräftigerer Wind. Deshalb rechnet er damit, dass das Höhen-Windrad gegenüber einem 140 Meter hohen Windrad eine doppelt so hohe Stromausbeute erzielen kann.

Wie der Gicon-Geschäftsführer berichtete, war es wegen technischer Beschränkungen bisher nicht möglich, Windräder dieser Höhenklasse zu errichten. Der Grund dafür lag in den schweren Turbinen, die sich auf der Nabenhöhe des Windrads befinden und den Strom erzeugen. Großmann zufolge konnten sie bisher nicht in diesen Höhen montiert werden. Mit den verfügbaren Kränen sei das nur bis in 150 Meter Höhe möglich.

Um diese Beschränkung zu überwinden, hat Gicon ein teleskopartiges Turm-in-Turm-Konzept entwickelt. Demnach wird am Standort des Windrads zunächst ein äußerer Stahlgitterturm gebaut. In diesem äußeren Turm errichten die Stahlbauer dann einen inneren Turm, auf dem schließlich in 160 bis 170 Metern Höhe die Turbine installiert wird. Danach wird der innere Turm mit einem speziellen Hebesystem nach oben geschoben und im oberen Bereich fixiert.

Bisher hat Gicon an dem Konzept gearbeitet, in Schipkau in der Lausitz einen 300 Meter hohen Windmess-Mast errichtet und die Messergebnisse ausgewertet. Im Herbst will das Unternehmen damit beginnen, den ersten Turm für ein Forschungs-Höhenwindrad zu errichten. Finanziert wird das Projekt von der Bundesagentur für Sprunginnovationen.

 

 

Sinkende Kosten erwartet

Großmann erwartet, dass der größere Stromertrag des Höhenwindrads zu sinkenden Kosten für den erzeugten Windstrom führen kann. Als Ziel nannte er 3 - 6 Cent pro Kilowattstunde. Bisher seien 7 – 8 Cent üblich. „Damit wären wir absolut wettbewerbsfähig und können mit dem Höhenwindturm eine wirtschaftliche Elektroenergie-Erzeugung gewährleisten“, sagte er.

Außerdem rechnet der Geschäftsführer damit, dass auch die Nutzung der Windenergie deutlich ausgeweitet werden kann. Der Höhenwindturm ermögliche es auch, Windkraftanlagen in windschwachen Regionen Bayerns und Baden-Württembergs zu bauen. Dort sei in höheren Bereichen genügend Wind verfügbar, um wirtschaftlich Windstrom erzeugen zu können.

In schon bestehenden Windparks könne das Höhenwindrad in die „zweite Etage“ gebaut werden, ohne dass dafür neue Flächen nötig wären. Gicon hat berechnet, dass auf diese Weise bundesweit 2.000 Anlagen mit einer Spitzen-Stromleistung (Nennleistung) von 20 Gigawatt zugebaut werden könnten. Zum Vergleich: Bisher sind bundesweit an Land 28.400 Windräder mit 58 Gigawatt installiert.

Die Ideen der Dresdner Ingenieure reichen auch schon weiter: Sie wollen Standorte mit einer hybriden Stromerzeugung aufbauen, an denen Solarparks mit Wind- und Höhenwindrädern kombiniert sind. Großmann zufolge könnte damit auf einer Fläche fünfmal so viel Strom erzeugt werden wie mit einem reinen Solarpark. Die hybride Stromproduktion wäre sehr viel gleichmäßiger und komme in die Nähe der Grundlast.

 

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