Anfang Dezember konnten Solar- und Windparks wetterbedingt nur noch wenig Strom erzeugen. Gleichzeitig gab es eine Frostperiode und Strom-Defizite in Nachbarländern. Diesen Härtetest hat die deutsche Stromwirtschaft durch den Einsatz von Gas- und Kohlekraftwerken bestanden.

Jaenschwalde gross

Bei Dunkelflauten sind Braunkohle-Großkraftwerke gut ausgelastet – wie hier in Jänschwalde. Archivfoto 2014: Stefan Schroeter


In den ersten beiden Dezemberwochen schien selten die Sonne und wehte kaum Wind. Zeitweise kam es sogar zu einer „Dunkelflaute“, in der Solar- und Windkraftwerke nur noch wenig Strom erzeugen konnten. So ging ihre bundesweit verfügbare Leistung am Mittag des 9. Dezembers bis auf 6,3 Gigawatt zurück.

 

Gleichzeitig lag der nationale Stromverbrauch bei etwa 77 Gigawatt. Er musste zum weitaus überwiegenden Teil von konventionellen Kohle- und Erdgas-Kraftwerken gedeckt werden. Sie speisten zu diesem Zeitpunkt 61 Gigawatt Strom in die Netze ein.

 

Gerd Lippold, Energie-Staatssekretär im Smekul Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, betrachtet diese beiden Wochen als „ganz besonderen Härtetest für die Versorgungssicherheit“. Denn zeitgleich sei eine Frostperiode hereingebrochen, sagte er Mitte Dezember 2022 beim Klimagespräch der VEE Vereinigung zur Förderung der Nutzung Erneuerbarer Energien Sachsen. In Frankreich, Italien, Schweiz und Österreich habe es außerdem Strom-Defizite gegeben, die sich auf das europäische Netz ausgewirkt hätten. In dieser Zeit habe Deutschland deshalb erhebliche Mengen Strom exportiert.

 

Für Lippold hat dieser Härtetest gezeigt, dass die verfügbaren Stromerzeugungs-Kapazitäten komplett ausgereicht haben, um hierzulande die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Das hätten zuvor auch schon die Stresstests der vier deutschen Übertragungsnetz-Betreiber ergeben.

 

Angespannt, aber stabil

Brigita Jeroncic, Fachgebietsleiterin Energiepolitik beim ostdeutschen Übertragungsnetz-Betreiber 50 Hertz, konnte das weitgehend bestätigen. Aus den Stresstests, die bei den Netzbetreibern „Sonderanalyse“ heißen, hätten sie mehrere Empfehlungen für diesen Winter abgeleitet. Mit Unterstützung der Politik seien sie überwiegend auch schon umgesetzt worden.

 

Dazu gehört eine höhere Auslastung der Transportleitungen, eine größere Einbindung ausländischer Kraftwerke und die Aktivierung von vorläufig stillgelegten Kohle- und Atomkraftwerken. An einem Lastmanagement für große Industrieanlagen arbeiten die Übertragungsnetz-Betreiber noch. Damit soll es in einer Mangelsituation möglich werden, den Stromverbrauch dieser Anlagen auf verträgliche Weise zu reduzieren.

 

Derzeit sei die Lage bei der Stromversorgung zwar angespannt, aber stabil, sagte Jeroncic. Alle Ampeln seien auf Grün gestellt. „Das heißt, Stand heute wird es erst einmal keine Lastreduzierungen geben.“

 

Chemnitz als Strominsel

Dennoch bereiten sich Energieversorger bereits auf den heute noch unwahrscheinlichen Fall vor, dass es doch einmal zu einem großflächigen Stromausfall (Englisch: Blackout) kommen sollte. In Chemnitz müsste dann das städtische Stromnetz vom übrigen Netz getrennt und im Inselbetrieb weiter geführt werden.

 

Das lokale Braunkohle-Kraftwerk würde dann die Stadt weiter mit Strom und Wärme versorgen. „Wir können uns sozusagen eininseln, wenn wir es rechtzeitig schaffen, uns vom gesamten Netz abzukoppeln“, berichtete Roland Warner, Geschäftsführer des städtischen Versorgers Eins. Ob das im Ernstfall tatsächlich klappt, wird sich allerdings noch zeigen müssen.

 

Derzeit arbeitet der Versorger an einer Lösung für den noch unwahrscheinlicheren Fall, dass sogar auch das eigene Netz ausfallen sollte. Um es dann wieder hochfahren zu können, sollen zwei gerade neu gebaute Gasmotoren-Kraftwerke mit Notstrom-Aggregaten ausgerüstet werden. Damit werden sie „schwarzstartfähig“. Das heißt: Sie können mit eigener Kraft aus dem Stillstand starten und wieder ein funktionierendes Inselnetz aufbauen.


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