Frühe Anwender von kleinen Solarstrom-Erzeugern haben es eher vermieden, diese Geräte bei Netzbetreibern und Behörden anzumelden. Der Aufwand dafür war einfach zu groß. Inzwischen ist die Anmeldung einfacher geworden – und mitunter gibt es sogar Fördermittel.

Balkons in Leipzig 10 2022 gross

An diesen Balkons gibt es viel Sonnenschein. Foto: Stefan Schroeter


Steckerfertige Solargeräte für den Balkon, den Garten oder die Garage werden seit einigen Jahren zunehmend angewendet. Die Vermarktungs-Plattform Empowersource (Deutsch: Ermächtigungsquelle) schätzt, dass im vorigen Jahr 2021 schon etwa 200.000 Geräte am deutschen Stromnetz waren. Im laufenden Jahr 2022 könnten es schon 500.000 Geräte werden, sagte Geschäftsführer Christian Ofenheusle Anfang Oktober 2022 bei einer Online-Veranstaltung des Bauzentrums München. Das Marktpotenzial der kleinen Solarstrom-Erzeuger schätzte er „konservativ“ sogar auf 5 Millionen.

 

Dass es keine genauere Zahlen gibt, liegt daran, dass die frühen Anwender dieser Technik es eher vermieden haben, die Stromnetz-Betreiber und Behörden über ihre Stecker-Solargeräte zu informieren. Nach Ofenheusles Einschätzung sind nur 70- bis 80.000 Geräte regulär angemeldet. Die meisten würden unangemeldet und schwarz betrieben, weil die Bürokratie so groß sei, meint Ofenheusle.

 

Grundsätzlich müssen Erzeugungsanlagen, die eine Verbindung zum Stromnetz haben, beim Netzbetreiber und bei der Bundesnetzagentur angemeldet werden. Die Netzbetreiber halten dafür umfangreiche Anmeldeformulare bereit und verlangen mehrere technische Dokumentationen. Auch der Stromzähler muss oft gewechselt werden. Lange Zeit galten dabei für kleine Stecker-Solaranlagen mit wenigen hundert Watt Leistung die gleichen hohen Maßstäbe wie für größere Kilowatt-Anlagen.

 

Allmähliche Entdeckung

Zuletzt haben viele Netzbetreiber ihre Anmeldeformulare und -prozeduren für Stecker-Solargeräte vereinfacht, die bis zu 600 Watt Spitzenleistung haben. Das erleichtert die Anmeldung. Allerdings gibt es inzwischen auch schon einen größeren Bestand von unangemeldeten Stecker-Solargeräten, den die Betreiber nur allmählich in ihren Netzen entdecken.

 

So stellen die SWM Stadtwerke München bei Routinearbeiten monatlich etwa zehn unangemeldete Anlagen fest, berichtete SWM-Mitarbeiter Maximilian Dorsch. Diese Anlagen fallen beispielsweise dann auf, wenn eine Familie in den Urlaub fährt und dann ihr Haushalts-Stromverbrauch rückläufig ist. Solchen Auffälligkeiten gehen die Stadtwerke nach. Dorsch zufolge versuchen sie dann, die Angelegenheit kooperativ zu lösen, damit es für beide Seiten keine Probleme gibt. Bisher seien nur zwei Fälle so eskaliert, dass SWM eine Anzeige gestellt habe.

 

Zuletzt sind in München vor allem die regulären Anmeldezahlen gestiegen. Allein im Juli wurden hier 75 Stecker-Solargeräte angemeldet. Ab Oktober rechnet Dorsch noch einmal mit einem deutlichen Anstieg. Der Grund dafür ist ein Förderprogramm der Stadt, mit dem die Kleinanlagen bis zu einer Spitzenleistung von 600 Watt mit 0,40 Euro je Watt gefördert werden. Auch bundesweit gibt es inzwischen schon zahlreiche städtische Förderprogramme. Unter den Ländern gehen hier Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern voran.

 

Solarstrom im Direktverbrauch

Ein Stecker-Solargerät erzeugt Solarstrom und hilft damit, die Produktion von Strom aus fossilen Brennstoffen zu vermeiden. Dass dies dem Klimaschutz dient, liegt auf der Hand. Wie wirtschaftlich so ein Stecker-Solargerät für die Anwender ist, hängt dann allerdings von mehreren Faktoren ab. Als Beispiel nannte Julian Müller vom Energieverein Carmen eine Kleinanlage mit 600 Watt, Südausrichtung und 25 Grad Neigung. Sie kann in einem Jahr eine Strommenge von 631 Kilowattstunden produzieren.

 

Der überwiegende Teil des erzeugten Solarstroms wird im angeschlossenen Haushalt von den Geräten verbraucht, die tagsüber laufen. Das dürfte an Wochentagen in den meisten Haushalten vor allem der Kühlschrank sein. Bei Heimarbeitenden kommen Bürogeräte dazu. Größere Verbraucher können Herd, Waschmaschine und Staubsauger sein. Ein kleinerer Teil des Solarstroms, der nicht von den Haushalts- und Bürogeräten verbraucht wird, fließt über das Haushaltsnetz hinaus und weiter ins allgemeine Stromnetz.

 

Wieviel von dem selbst erzeugten Solarstrom direkt im Haushalt verbraucht werden kann, hängt dabei von dessen Stromverbrauch ab: Bei einem beispielhaften Jahres-Stromverbrauch von 2.000 kWh rechnet Müller mit einem Direktverbrauch von 379 kWh oder 60 Prozent. Bei einem Jahres-Stromverbrauch von 5.000 kWh kommt er auf einen deutlich höheren Direktverbrauch von 636 kWh oder 85 Prozent.

 

Dieser Direktverbrauch wirkt sich deutlich darauf aus, in welcher Zeit sich eine solche Solar-Kleinanlage amortisiert: In dem Kleinverbraucher-Haushalt macht sie sich nach sieben Jahren bezahlt, in dem Großverbraucher-Haushalt schon nach fünf Jahren. Diese Rechnung hatte Müller allerdings noch mit Anlagenkosten von 850 Euro und einem Strompreis von 33 Cent/kWh angestellt.

 

Je nach Anbietern ist hier mit Veränderungen zu rechnen, die sich gegenläufig auf die Wirtschaftlichkeit auswirken: Die Anlagenpreise sind zuletzt durch die hohe Nachfrage gestiegen. Doch auch die Strompreise steigen derzeit. Einen günstigen Einfluss dürften jedenfalls die Förderprogramme haben, mit denen die Anlagenkosten abgesenkt werden.

 

Keine Notstrom-Funktion

Wenig bekannt ist bisher, dass Stecker-Solargeräte nur dann funktionieren, wenn sie an ein intaktes Stromnetz angeschlossen sind. Wenn es im Netz einen Stromausfall gibt, liefern diese Kleinanlagen auch keinen Strom mehr. Eigentlich müsste es möglich sein, die Solarmodule auch um eine Notstrom-Funktion zu ergänzen, mit der sie den zunächst erzeugten Gleichstrom wahlweise auch an eine Solarbatterie liefern können. Doch fast alle Anbieter von Stecker-Solargeräten haben eine solche Notstrom-Funktion bisher nicht eingebaut.

 

Wer mit einer solaren Notstrom-Lösung für mögliche Stromausfälle vorsorgen will, braucht deshalb weiterhin eine spezielle Gerätetechnik: Ein Solarmodul mit einer passenden Solarbatterie. Dabei liefert das Solarmodul den erzeugten Gleichstrom direkt an die Solarbatterie. Sie speichert den Strom nicht nur, sondern verfügt auch über verschiedenste Stromausgänge. Darüber stellt sie dann Gleich- und Wechselstrom für alle denkbaren Haushalts- und Bürogeräte bereit.


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