Das Windwärme-Projekt Nechlin konnte zeitweise eine Ausnahmeregelung nutzen, die es von den Kosten der EEG-Umlage entlastet hat. Eine Anschlussregelung gibt es bisher nicht, die Zukunft für weitere Windwärme-Projekte bleibt deshalb ungewiss.
Windpark bei Neuruppin in Brandenburg. Archivfoto 2013: Stefan Schroeter
Das Windenergie-Unternehmen Enertrag führt das Windwärme-Projekt Nechlin trotz ungünstiger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen weiter. Das berichtete Hendrik Fischer, Staatssekretär im Brandenburger Ministerium für Wirtschaft und Energie, gestern bei der Abschlusskonferenz des Verbundprojekts Windnode. Die damit entstehenden Mehrkosten übernehme das Unternehmen selbst.
Enertrag hatte in Nechlin, einem Dorf in der Brandenburger Uckermark, eine Wärmeversorgung mit Windstrom aufgebaut. Dabei wird Strom aus einem nahen Windpark genutzt, der bei hohem Windaufkommen nicht in das bestehende Stromnetz eingespeist werden kann. Bisher wurde dieser Strom abgeregelt. Bei dem Windwärme-Projekt dient er nun seit dem Jahresanfang 2020 dazu, Wasser in einem großen Durchlauferhitzer zu erwärmen. Das so erzeugte Warmwasser wird in einen großen Wärmespeicher geleitet und in ein schon bestehendes Nahwärmenetz eingespeist.
Unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen ist ein solches Projekt normalerweise unwirtschaftlich, weil der Windstrom-Anwender die EEG-Umlage für Strom aus erneuerbaren Energien zahlen muss. Für das Nechlin-Projekt galt das zunächst nicht, weil es innerhalb des Windnode-Verbundprojekts umgesetzt wurde. Hier galt eine Ausnahmeregelung, durch die nur eine deutlich verringerte EEG-Umlage für den Windstrom anfiel. Diese Ausnahmeregelung läuft nun allerdings zum Monatsende aus, wenn das Verbundprojekt abgeschlossen wird.
Dickes Brett
Da es bisher keine Anschlussregelung für die Umlagenermäßigung gibt, ist nun auch ungewiss, ob und wann Enertrag sowie andere Unternehmen auch ihre schon geplanten größeren Windwärme-Projekte umsetzen können. Bei der Windnode-Konferenz wurde bekannt, dass der Bundesrat bereits an einer Entschließungsvorlage arbeitet, die darauf zielt, die Nutzung von Ökostrom von den derzeit bestehenden hohen Abgaben und Umlagen zu entlasten. Auch der für Energie zuständige Staatssekretär im BMWI Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Andreas Feicht, sprach sich dafür aus, die EEG-Umlage abzuschaffen. Damit könnten viele neuartige Geschäftsmodelle möglich werden, sagte er. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass es bei der EEG-Umlage um sehr viel Geld geht. Deshalb sei ihre Abschaffung „wirklich ein dickes Brett“.
Die EEG-Umlage wird von den Stromkunden gezahlt, um die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien zu vergüten. Mit der zunehmenden Produktion von Ökostrom ist sie in den vergangenen Jahren stark gestiegen und belastet damit damit seine Einsatzmöglichkeiten. Um die EEG-Umlage für das laufende Jahr 2021 bei 6,5 Cent pro Kilowattstunde zu stabilisieren, zahlt der Bund einen Zuschuss von 10,8 Milliarden Euro. Ohne diesen Zuschuss würde der Umlagebetrag nach Berechnungen der Übertragungsnetz-Betreiber bei 33,1 Mrd. Euro liegen.
Schaufenster für Energieprojekte
Im Verbundprojekt Windnode hatten mehr als 70 Partner aus Wirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft in Nordostdeutschland seit dem Jahr 2017 an Projekten gearbeitet, die auf eine vollständige Versorgung mit erneuerbaren Energien ausgerichtet sind. Dabei haben sie 30 begehbare Orte geschaffen, an denen sich Fachleute und Anwohnerinnen praktisch darüber informieren können, wie die erneuerbare Energieversorgung funktioniert. Zu diesen begehbaren Orten gehört auch das Windwärme-Projekt Nechlin.
Die Windnode-Projekte wurden vom BMWI mit 35 Millionen Euro gefördert, private Partner brachten noch einmal die gleiche Summe ein. Windnode ist wiederum eines von insgesamt fünf Verbundprojekten im Förderprogramm Sinteg als „Schaufenster für intelligente Energie“, mit denen das BMWI die Arbeiten an zukunftsorientierten und öffentlich zugänglichen Lösungen für die Energiewende unterstützt hat.