Windenergie-Anlagen können mitunter nicht mit voller Kraft laufen, weil sonst das Stromnetz überlastet wäre. Im Norden Brandenburgs wird nun erprobt, wie sich der Überschuss-Strom eines Windparks zur Wärmeerzeugung für eine Gemeinde nutzen lässt.

Windpark bei Neuruppin Brandenburg 2013 gross

Windpark bei Neuruppin in Brandenburg: Könnte wohl auch Strom für Wärme liefern. Archivfoto 2013: Stefan Schroeter


Das Windenergie-Unternehmen Enertrag baut derzeit eine Wärmeversorgung aus Windstrom in Nechlin bei Prenzlau auf. Darüber berichtete Vorstandschef Jörg Müller gestern beim Ostdeutschen Energieforum in Leipzig. Nechlin hat 140 Einwohner und verfügt bereits über ein Nahwärmenetz mit mehreren Wärmeerzeugern. Es wird nun um elektrische Heizstäbe mit zwei Megawatt Gesamtleistung ergänzt, die als Durchlauferhitzer arbeiten. Dazu kommt ein Warmwasser-Speicher mit 1.000 Kubikmetern Fassungsvermögen. Den Windstrom für die Heizstäbe bezieht Nechlin über ein direkt verlegtes Kabel aus einem 800 Meter entfernten Windpark. Dort stehen 17 Windenergieanlagen mit je 1,5 MW Spitzenleistung, die im Jahr 2000 errichtet worden waren.

 

Bei starkem Windaufkommen kann dieser Windpark nicht mit seiner voller Leistung Strom produzieren und ins allgemeine Stromnetz einspeisen, weil das Netz dann überlastet wäre. In diesen Zeiten wird der Windpark deshalb abgeregelt. Künftig soll nun der bisher abgeregelte Überschussstrom nach Nechlin geliefert und dort zur Wärmeerzeugung genutzt werden. Als Ziel nannte Müller, die Nechliner Wärmeversorgung vollständig auf Windstrom umzustellen.

 

Die Investitionen für Durchlauferhitzer, Wärmespeicher und Kabelverbindung bezifferte der Enertrag-Chef mit etwas mehr als 400.000 Euro. Die Wärme könne zu einem Preis von 4 Cent je Kilowattstunde produziert und für 10 Ct./kWh an die Endkunden geliefert werden. Derzeit laufe die Inbetriebnahme der Anlagen, die im Januar 2020 abgeschlossen sein soll.

 

Enertrag hat das Nechliner Projekt als Test für die nahegelegenen Städte Prenzlau und Pasewalk angelegt. Müller zufolge eignet es sich für alle Städte Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns, die nicht weiter als drei Kilometer von einem Windpark entfernt sind und über ein Nahwärmenetz verfügen. Über ein ähnliches Windstrom-Wärmeprojekt berichtete gestern beim Ostdeutschen Energieforum auch Christian Dahlke, Abteilungsleiter im Energieministerium von Mecklenburg-Vorpommern. Es werde von der Ökostrom-Firma Naturstrom gemeinsam mit einer Gemeinde umgesetzt.


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