Das Institut für Weltwirtschaft Kiel schlägt eine norddeutsche Strombörse vor, um die „groteske“ Situation bei den regionalen Strompreisen zu beheben. Ein großes Strom-Überangebot und dennoch besonders hohe Preise gibt es auch in Ostdeutschland.

Marlow

Norddeutscher Windpark Marlow bei Rostock. Archivfoto 2015: Stefan Schroeter


Das Institut für Weltwirtschaft Kiel setzt sich für die Einrichtung regionaler Strombörsen ein. Darüber berichten die Kieler Nachrichten mit Informationen der Deutschen Presseagentur und des Redaktionsnetzwerks Deutschland. IfW-Präsident Gabriel Felbermayr wird in dem Bericht mit der Aussage zitiert, dass dies spürbar niedrigere Preise für Windstrom bewirken und ihn damit wettbewerbsfähiger machen könne. In Norddeutschland gebe es Windstrom im Überfluss. Dennoch sei er nicht billiger als in anderen Regionen, sondern aufgrund hoher Netzentgelte sogar besonders teuer. Diese Situation bezeichnete Felbermayr als „grotesk“. Damit sich der regionale Stromüberschuss auch in niedrigeren Preisen niederschlagen kann, schlug er vor, den Strompreis mit Hilfe einer norddeutschen Strombörse zu regionalisieren.

 

Derzeit ermittelt die Energiebörse EEX European Energy Exchange einen einheitlichen Börsenpreis für den deutschen Strom-Großhandel, obwohl die regionale Marktsituation sehr unterschiedlich ist: In Nord- und Ostdeutschland gibt es ein großes Überangebot und in Süddeutschland einen zunehmenden Mangel an Strom. Die Ursache dafür sind Leitungsengpässe im Höchstspannungsnetz, die nur sehr langsam und zu hohen Kosten behoben werden können.

 

Die regionalen Ungleichgewichte im Strommarkt ließen sich ausgleichen, wenn der Börsenhandel in mehreren Preiszonen erfolgen würde, wie das in anderen europäischen Ländern üblich ist. Damit würde der Großhandelspreis in Süddeutschland etwas steigen und so das weitere Wachstum des Stromverbrauchs leicht bremsen. In Nord- und Ostdeutschland könnte dann der Großhandelspreis sinken und den erzeugungsnahen Verbrauch von Solar- und Windstrom etwas befördern. Somit müssten möglicherweise auch weniger Leitungen gebaut werden, um den nord- und ostdeutschen Strom nach Süden zu transportieren.

 

Solche und ähnliche Konzepte werden von Wissenschaftlern seit vielen Jahren diskutiert, beispielsweise an der Universität zu Köln, am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin und bei der Denkfabrik Agora Energiewende. Die Europäische Kommission beobachtet wiederum genau, wie die deutschen Behörden mit den bestehenden Leitungsengpässen umgehen. Sollten sie nicht durch den Netzausbau behoben werden können, hält die EU-Kommission es für notwendig, unterschiedliche Preiszonen einzurichten. Die Bundesregierung lehnt dies allerdings bisher aus politischen Gründen ab. Auch die in Leipzig ansässige EEX spricht sich regelmäßig dafür aus, die einheitliche deutsche Preiszone zu erhalten.


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