Der Bundesverband Windenergie berichtet über Mechanismen der sächsischen Innenpolitik, die verhindern, dass alte Windräder durch moderne Anlagen ersetzt werden können. Eine Änderung dieses Zustands verspricht sich der Landesverband Sachsen von den Energiewende-Befürwortern der SPD.

Windpark Seebenisch gross

Für diesen Windpark südlich von Leipzig waren noch Flächen ausgewiesen worden. Archivfoto 2015: Stefan Schroeter


Der Ausbau der Windkraft in Sachsen wird nach Ansicht des BWE Bundesverbandes Windenergie immer noch vom Innenministerium und den regionalen Planungsbehörden gebremst. Das Innenministerium reduziere die dafür verfügbaren Flächen weiter, sagte der Vorsitzende des BWE-Landesverbandes, Martin Maslaton, gestern beim Sächsischen Windenergietag in Leipzig. Dabei instrumentalisiere das Innenministerium die Regionalplanung und schiebe ihr die Schuld für die Nichtausweisung von Windkraft-Flächen zu.

Maslaton berichtete über zwei sogenannte Repowering-Projekte in Sachsen, bei denen ältere Windräder mit kleiner Leistung durch moderne und größere Anlagen ersetzt werden sollen. Die örtliche Gemeinde und die zuständige Landesdirektion hätten sich dafür ausgesprochen. Doch „ein bestimmtes Ministerium“ habe telefonisch angewiesen, dass das dafür notwendige Verfahren nicht stattzufinden habe. Man möge doch verklagt werden. Inzwischen sei die Klage auch eingereicht worden, so Maslaton, der den Fall aus seiner Anwaltspraxis kennt. „Das sind Mechanismen, die gehören geändert“, forderte er.

Diese Änderungen verspricht sich Maslaton von der SPD, die derzeit an der CDU-geführten Landesregierung beteiligt ist und mit ihrem Vorsitzenden Martin Dulig das Wirtschaftsministerium leitet: „Man kann eines nicht machen: Nach außen sagen: Ja, wir sind für die Energiewende, wir machen eine Studie nach der nächsten. Und man wehrt sich nicht gegen Herrn Ulbig und das Innenministerium.“ Dem Innenministerium steht derzeit der CDU-Politiker Markus Ulbig vor.

 

Weniger Windräder

Wie der Döbelner Windkraft-Experte Hans-Jürgen Schlegel berichtete, ist die Zahl der Windräder in Sachsen im laufenden Jahr bisher um acht Anlagen auf 867 zurückgegangen. Durch das mitunter dennoch mögliche Repowering blieb ihre gesamte Spitzenleistung mit 1.149 MW nahezu konstant. Sechs Windräder sind derzeit noch im Bau und gehen voraussichtlich noch bis zum Jahresende ans Netz.

Für die jährliche Windstrom-Produktion der Jahre 2015 und 2016 liegt noch keine Statistik vor. Schlegel rechnet damit, dass 2015 ein Jahresertrag von 1.800 Gigawattstunden erreicht wurde, der im laufenden Jahr 2016 auf 1.950 GWh steigen könnte. Für das Jahr 2014 hatte das Statistische Landesamt eine Windstrom-Produktion von 1.577 GWh ermittelt, was Schlegel zufolge einem Anteil von acht Prozent des Netto-Stromverbrauchs entsprach.

 WEA Sachsen 30092016

 

Alarmsignal für 2019

Bundesweit geht der Windkraft-Ausbau derzeit deutlich kräftiger voran. BWE-Präsident Hermann Albers rechnet damit, dass im laufenden Jahr 2016 ein Zubau von 4.500 MW erreicht wird. Weil im nächsten Jahr 2017 noch viele Anlagen gebaut werden können, die nach dem bisher geltenden Erneuerbare Energien Gesetz 2014 genehmigt worden sind, hält er noch einmal eine ähnliche Zubauziffer für erreichbar. 2018 werde der Überhang dieser Anlagen, die nach dem EEG 2014 genehmigt worden seien, deutlich abnehmen.

Albers schätzte ein, dass sich ab dem Jahr 2019 der von ihm kritisierte, im EEG 2017 festgeschriebene Übergang zu Ausschreibungen vollständig auf die Zubauzahlen auswirken wird. „Meine Prognose ist: Wir werden 2.800 Megawatt nicht erreichen“, sagte der BWE-Präsident voraus. Diese Zahl gilt als angestrebte Zielgröße für den jährlichen Windkraft-Zubau. „Wir werden möglicherweise auf ähnliche Phänomene treffen, wie wir sie in der Fotovoltaik bereits haben“, warnte Albers. Eineinhalb Jahre nach der ersten Ausschreibung von Fotovoltaik-Projekten liege die Umsetzungsquote unter dreißig Prozent. Das sei ein Alarmsignal.


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