Ende September hatte der staatliche schwedische Energiekonzern sein ostdeutsches Braunkohlegeschäft an umstrittene tschechisch-britische Neueigentümer übergeben. Nun wurden Vorstände befördert und eine neue Dachmarke präsentiert – die Holdingstruktur dahinter blieb dagegen noch etwas unklar.
Das Kraftwerk Jänschwalde produziert künftig seinen Braunkohlestrom unter einer neuen Dachmarke. Archivfoto 2014: Stefan Schroeter
Nach der Übergabe des Vattenfall-Braunkohlegeschäfts an die neuen Eigentümer sollen die betroffenen Unternehmen nun unter der Dachmarke Leag firmieren. Darüber informierten heute in Cottbus der neu gebildete Aufsichtsrat und der Vorstand der beiden übernommenen Holdinggesellschaften. Dabei handelt es sich zum einen um die bisherige Vattenfall Europe Mining AG, in der das Geschäft mit dem Braunkohle-Bergbau gebündelt ist, und zum anderen um die Vattenfall Europe Generation AG, die Kraftwerke betreibt. Sie sollen morgen mit einem Eintrag ins Handelsregister in Lausitz Energie Bergbau AG und Lausitz Energie Kraftwerke AG umbenannt werden.
Das kündigte der bisherige Finanzvorstand Helmar Rendez an, der nun zum Vorsitzenden der beiden Vorstände befördert wurde. Außerdem wählten die Aufsichtsräte der beiden Holdings den bisherigen Vorstandschef Hartmuth Zeiß zu ihrem Vorsitzenden.
EPH und die PPFs
Die neuen Eigentümer sind der umstrittene tschechische Energie- und Industriekonzern EPH Energetický a průmyslový holding und seine noch undurchsichtigere Partnerin, die tschechisch-britische Briefkastenfirma PPF Investments, die ungeklärte Verbindungen zur PPF-Gruppe des tschechischen Finanzinvestors Petr Kellner unterhält. EPH und PPF-I hatten im April mit dem staatlichen schwedischen Energiekonzern Vattenfall vereinbart, dessen Braunkohlegeschäft mit Tagebauen und Kraftwerken in der Lausitz sowie einem Kraftwerksblock in Lippendorf bei Leipzig zu übernehmen. Nachdem die schwedische Regierung und die Europäische Kommission ihre Zustimmung gegeben hatten, wurde die Übernahme schließlich Ende September vollzogen.
EPH-Vorstand Jan Špringl verkündete heute nur gute Nachrichten. Beide Unternehmen sollen künftig selbständig betrieben werden, sagte er. Hauptsitz und Verwaltung würden in der Lausitz bleiben und die Entscheidungen vor Ort getroffen. Außerdem sollen Verwaltungsfunktionen mit 160 Arbeitsplätzen, die bisher in Berlin und Hamburg angesiedelt gewesen seien, nach Cottbus übernommen werden. Für alle Mitarbeiter der übernommenen Unternehmen sei mit Vattenfall vereinbart worden, bis 2020 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Die Gesamtbelegschaft wird derzeit mit 8.000 Beschäftigten und Auszubildenden beziffert. Špringl kündigte außerdem an, in den kommenden Monaten Klarheit darüber zu schaffen, welche Tagebau-Erweiterungen es geben soll.
Unter der Dachmarke
Etwas unklar blieb bei der Pressekonferenz noch, wie die künftige Gesellschafterstruktur konkret aussehen wird. Denkbar wäre, dass sich hinter der Dachmarke Leag eine Holdinggesellschaft verbirgt, an der die beiden neuen Eigentümer EPH und PPF-I beteiligt sind. Diese Leag-Dachgesellschaft könnte wiederum alle Aktien der beiden Bergbau- und Kraftwerksholdings halten.
Doch auf eine entsprechende Frage wollte Rendez noch nicht allzu viel Licht ins Dunkel bringen: „Die Leag ist unsere Dachmarke. Und darunter firmieren unsere Gesellschaften mit den Namen Lausitz Energie Bergbau AG, Lausitz Energie Kraftwerk AG. Insofern ist es eine Dachmarke, die Sie dann natürlich auch im Erscheinungsbild sehen werden. Aber man muss immer sauber unterscheiden zwischen der Marke und der Firmierung.“