Das wetterabhängige Kerngeschäft des kommunalen Energieversorgers war 2015 wieder etwas ertragreicher. Die früheren Finanzabenteuer der Schwestergesellschaft Wasserwerke sind noch nicht endgültig bewältigt und bergen weiter ein hohes Risiko.

SWL 2016 gross

Restrukturierungsmaßnahmen am Hauptsitz der Stadtwerke. Foto: Stefan Schroeter


Eine kühlere Witterung, ein weiter rückläufiger Energiegroßhandel und höhere Windkrafterlöse haben das Geschäftsjahr 2015 bei den SWL Stadtwerken Leipzig geprägt. Dabei ging der Umsatz um 11 Prozent auf knapp zwei Milliarden Euro zurück, den Gewinn  hielt das Unternehmen nahezu konstant bei 54 Millionen Euro. Darüber berichtete gestern die stadteigene Holding LVV Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft. Dabei konnte SWL sogar noch einen Verlust von 4 Mio. Euro ausgleichen, den die Tochtergesellschaft Netz Leipzig ausgewiesen hatte. Außerdem schafften es die Stadtwerke, 6 Mio. Euro für anstehende „Restrukturierungsmaßnahmen“ zurückzustellen.

Letztere Informationen enthält der Geschäftsbericht, der erstmals nicht zur Bilanz-Pressekonferenz verteilt, sondern nur im Internet veröffentlicht wurde. Bei genauerer Betrachtung des Zahlenwerks erweist sich der zunächst etwas besorgniserregende Verlustausgleich für die Netzgesellschaft allerdings als vollkommen undramatisch. Schließlich stehen ihm sehr viel höhere Einnahmen aus Geschäften mit dieser regulierten Tochter entgegen: Für die Verpachtung des Stromnetzes, kaufmännische Dienstleistungen und den Verkauf von Anlagevermögen zahlte Netz Leipzig insgesamt 76 Mio. Euro an SWL.


Wachstumsfelder

Das Netzgeschäft steht nun vor einem weiteren Wachstum. Schon 2015 hatte der Leipziger Stadtrat beschlossen, die Konzession für den Betrieb der Gasnetze in den nach 1990 eingemeindeten Stadtgebieten an die Stadtwerke zu vergeben. Im Mai erhielten sie dafür nun auch die Stromkonzessionen. „Damit können die Stadtwerke ihr Netzgebiet um 30 Prozent erweitern“, sagte LVV-Geschäftsführer Volkmar Müller. Als weitere Wachstumsfelder für die Stadtwerke nannte er erneuerbare Energien und Anlagen mit Kraftwärme-Kopplung.

Außerdem plant das Unternehmen, bis 2020 neue Fernwärmekunden  mit einer Anschlussleistung von 75 Megawatt in den Stadtteilen Lindenau, Plagwitz und Anger-Crottendorf anzuschließen und das bestehende Fernwärmenetz zu verdichten. Dafür sollen insgesamt 30 Mio. Euro investiert werden. Im vergangenen Jahr hatte SWL ein neues Fernwärmeprodukt eingeführt, das neue energiewirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen stimmig und fair abbilden und Argumente des Bundeskartellamtes berücksichtigen soll. Die Aufsichtsbehörde hatte im März 2013 die Fernwärmepreise von sieben Versorgern überprüft, zu denen SWL zählte.

Gut gelaufen sind auch die Geschäfte der KWL Kommunalen Wasserwerke, die mit 31 Mio. Euro einen leicht höheren Gewinn als im Vorjahr auswiesen. SWL und KWL führen ihre Gewinne an die Holding LVV ab, die damit den jährlichen Verkehrsleistungs-Finanzierungsbeitrag von 45 Mio. Euro für die Leipziger Verkehrsbetriebe bezahlt. Bei der Holding blieb außerdem noch ein Gewinn von 23 Mio. Euro hängen, der etwas niedriger war als 2014.

 

Londoner Risiko

Der Streit um eigenmächtige und verlustreiche Finanzgeschäfte zweier früherer KWL-Geschäftsführer ist in eine neue Runde gegangen. Zwar hatte ein Londoner Gericht im November 2014 die hohen Zahlungsforderungen mehrerer Banken zurückgewiesen. Gegen dieses Urteil hatte die Schweizer Großbank UBS allerdings eine Berufung beantragt, die im Oktober 2015 zugelassen wurde. Müller zufolge soll die Berufungsverhandlung im Mai 2017 vor einem Londoner Gericht stattfinden. Er zeigte sich überzeugt, dass sich das erstinstanzliche Urteil dann als stichfest erweisen wird. Das dennoch weiterhin bestehende finanzielle Risiko für LVV bezifferte er mit etwa 500 Mio. Euro.


Vernetzen




Mit notwendigen Cookies funktioniert diese Webseite am besten. Ganz ohne Cookies klappt nicht alles.