Die ausgedienten Nadelhölzer, die in diesen Tagen in Leipzig eingesammelt werden, finden ihre letzte Verwendung in Kompostanlagen. Berliner Weihnachtsbäume dienen dagegen der Strom- und Wärmeproduktion in Holz-Heizkraftwerken.
In diesen Tagen sind viele Menschen in Leipzig zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen mit einem Weihnachtsbaum unterwegs. Die frische Fichte, Kiefer oder Tanne, die sie vor dem Fest ins traute Heim getragen hatten, legen sie nun in deutlich weniger frischem Zustand wieder auf einem wohnortnahen Sammelplatz ab. Dort werden die Bäume von der Stadtreinigung noch bis Ende Januar abgeholt. Dabei kommt eine größere Menge Biomasse zusammen. Wie Pressesprecherin Ute Brückner berichtet, sind im Januar 2014 in Leipzig insgesamt 285 Tonnen Weihnachtsbäume eingesammelt worden. Sie wurden in privaten Kompostanlagen kompostiert. Das wird auch in diesem Jahr so sein.
Die AEE Agentur für Erneuerbare Energien machte nun darauf aufmerksam, dass Weihnachtsbäume auch zur Energieerzeugung genutzt werden können. Von den jährlich 29 Millionen zu Weihnachten in Deutschland verkauften Nadelbäumen würden viele zu Holz-Hackschnitzeln verarbeitet, hieß es in einer AEE-Mitteilung. Das ist maschinell zerkleinertes Holz in Stücken, die drei bis fünf Quadratzentimeter groß sind. Diese Hackschnitzel wiederum können in Hackschnitzel-Kesseln, Holz-Heizwerken oder Holz-Heizkraftwerken als Brennstoff eingesetzt werden, um daraus umweltfreundlich Strom und Wärme zu produzieren.
AEE geht davon aus, dass die Holz-Hackschnitzel eines Weihnachtsbaums einen Heizwert von 20 Kilowattstunden haben. In einem Holz-Heizkraftwerk ließen sich daraus unter anderem 7 kWh Strom gewinnen. Diese elektrische Energie würde wiederum theoretisch ausreichen, um eine Lichterkette mit 25 elektrischen Kerzen und 30 Watt Leistung mehr als drei Wochen lang und zehn Stunden am Tag leuchten zu lassen. Da im späten Januar, wenn die Weihnachtsbäume zu Energie verarbeitet werden, kaum noch Lichterketten in Betrieb sind, kann diese Strommenge natürlich auch für normale Lampen, Computer und Fernseher genutzt werden.
Theoretisch könnten auch die Leipziger Weihnachtsbäume auf diese Weise verarbeitet werden und so in Form von elektrischer Energie in die Haushalte der Stadt zurückkehren. Denn die SWL Stadtwerke Leipzig betreiben in Bischofferode, Thüringen, und Piesteritz, Sachsen-Anhalt, zwei Holz-Heizkraftwerke, die große Mengen Holz-Hackschnitzel benötigen. Dass SWL dafür keine Weihnachtsbäume aus Leipzig einsetzt, begründet das Unternehmen zum einen mit der Transportentfernung, und zum anderen mit technischen Erfordernissen.
Die beiden Holz-Heizkraftwerke würden mit zirkulierenden Wirbelschichtfeuerungen betrieben, berichtet Pressesprecherin Nicole Rühl. Das Hackgut aus Weihnachtsbäumen sei sehr feinkörnig und weise einen hohen Nadelanteil auf. Es würde im Wirbelschichtkessel ungleichmäßig verbrennen und so die Wärmeübertragung auf den Dampf beeinträchtigen. „Das Holz ist somit zur Verwendung in unseren Biomasse-Heizkraftwerken nicht geeignet“, lautet Rühls Schlussfolgerung.
Keine Statistik in Sachsen
Auch in anderen sächsischen Regionen spielt die energetische Verwertung von Weihnachtsbäumen offenbar keine große Rolle. Im Landes-Umweltministerium ist zwar bekannt, dass landesweit jährlich etwa 1,5 Millionen Weihnachtsbäume verkauft werden. Eine Statistik darüber, was mit den ausgedienten Exemplaren passiert, wird hier allerdings nicht geführt. Immerhin ergab eine Kurzrecherche, dass es mit der ATO Abfallwirtschaft Torgau-Oschatz mindestens ein sächsisches Unternehmen gibt, das schon seit Jahren gehächselte Weihnachtsbäume an zwei Holz-Heizkraftwerke in Elsterwerda und in Delitzsch liefert. Doch die Menge sei zuletzt mit 7 t vergleichsweise gering gewesen, berichtet Geschäftsführer Martin Klemm. Sein Unternehmen verarbeitet mit jährlich 4.000 t ungleich größere Mengen von Baum- und Heckenschnitt zu Brennstoff für die beiden Kraftwerke.
Wesentlich ausgeprägter ist die energetische Verwertung von Weihnachtsbäumen schon seit Jahren in Berlin. Dabei macht es die BSR Berliner Stadtreinigung den Einwohnern sehr einfach, ihre ausgedienten Bäume zu entsorgen: Sie brauchen sie nur abgeschmückt und gut sichtbar am Straßenrand abzulegen. Dort holen die Männer von der BSR-Sperrmüllabfuhr die Gehölze an zwei Januar-Terminen pro Stadtteil ab. Die schätzungsweise 400.000 Weihnachtsbäume werden vom Vertragspartner Alba geschreddert und an vier Holz-Heizkraftwerke in Berlin und Umgebung geliefert. Nach BSR-Berechnungen können die vier Kraftwerke aus den Berliner Weihnachtsbäumen insgesamt 1.800 Megawattstunden Strom und 3.000 MWh Wärme produzieren.