Gut ausgelastete Anlagen, effizientere Prozesse und gesunkene Preise für Agrar-Rohstoffe haben sich günstig auf die Geschäfte des Herstellers von Biodiesel, Bioethanol und Biomethan ausgewirkt. Die Aktionäre sollen nun erstmals eine Dividende erhalten.
Der Biokraftstoff-Produzent Verbio hat im Geschäftsjahr 2014/2015 sein bisher bestes Ergebnis seit dem Börsengang im Jahr 2006 erzielt. Das erklärte Vorstandschef Claus Sauter heute bei einer im Internet übertragenen Bilanz-Pressekonferenz. Das Unternehmen habe einen Nachsteuer-Gewinn pro Aktie von 0,43 Euro erzielt, berichtete er. Bei 63 Millionen Aktien entspricht das einem Gesamtgewinn von 27 Mio. Euro. Das ist deutlich mehr als im vorhergehenden Geschäftsjahr, als 0,09 Euro/Aktie oder 5,7 Mio. Euro Gewinn erwirtschaftet wurden.
Aufsichtsrat und Vorstand wollen der Hauptversammlung, die im Januar 2016 stattfinden soll, nun erstmals eine Dividende vorschlagen. Sie soll 0,10 Euro betragen und wird wohl auch so beschlossen werden. Denn Aufsichtsrat und Vorstand halten den Großteil der Verbio-Aktien, andere Aktionäre kommen auf einen Anteil von 39 %. Die Gewerbesteuer, die an den Produktionsstandorten Bitterfeld, Schwedt und Zörbig sowie am Unternehmenssitz in Leipzig gezahlt wird, bezifferte Sauter mit insgesamt 1 Mio. Euro.
Den deutlichen Gewinnzuwachs erklärte der Vorstandschef mit einer höheren Auslastung der Produktionsanlagen und mit effizienteren Prozessen. Dabei ging der Umsatz des Unternehmens trotz steigender Produktion deutlich auf 618 Mio. Euro zurück. Sauter führte dies zum einen auf geringere Preise für die produzierten Biokraftstoffe zurück. Diese Preissenkungen seien möglich geworden, weil die eingesetzten Agrar-Rohstoffe deutlich billiger wurden. Zum anderen habe sich Verbio von unrentablen Geschäftsfeldern getrennt, wie dem Handel mit fossilen Kraftstoffen.
Zwei Tonnen Stroh für 11.000 Kilometer
Verbio produziert die Kraftstoffe Biodiesel, Bioethanol und Biomethan. Das Biomethan wurde dabei bisher aus einem Reststoff der Bioethanol-Produktion hergestellt. Seit Oktober 2014 ist in Schwedt eine kleine Anlage in Betrieb, die mit einem neuen Verfahren nun auch Biomethan aus Stroh gewinnt. Sauter zufolge kann sie aus zwei Tonnen Stroh soviel Biomethan produzieren, wie ein Personen-Kraftwagen der oberen Mittelklasse für eine Fahrleistung von 11.000 Kilometer benötigt.
Am Standort Bitterfeld hat Verbio zuletzt eine neuartige Sterol-Anlage errichtet, die Fett-Begleitstoffe aus dem Pflanzenöl gewinnt, das dort zur Biodiesel-Produktion dient. Die neue Anlage soll es ermöglichen, Biodiesel wirtschaftlicher als bisher zu produzieren. Wie Sauter berichtete, wurde die ersten Sterol-Mengen bereits produziert. Eine stabile Produktion erwarte er dort gegen Jahresende. Die pflanzlichen Fett-Begleitstoffe werden unter anderem als Nahrungs-Ergänzungsmittel zur Senkung des Cholesterinspiegels und bei der Produktion von Hormonpräparaten verwendet.
Für das laufende Geschäftsjahr, das am 30. Juni 2016 endet, rechnet Sauter wieder mit einem ähnlichen Gewinn wie in der zurückliegenden Periode. Als Voraussetzung dafür nannte er, dass Rohstoff- und Absatzpreise sowie die Produktionsauslastung stabil bleiben. Zu den wichtigen politischen Rahmenbedingungen zählt die Treibhausgas-Minderungsquote von 3,5 %, die in Deutschland seit dem 1. Januar 2015 für Mineralölgesellschaften und Kraftstoffhändler gilt. Sie soll ab dem Jahr 2017 auf 4 % und im Jahr 2020 auf 6 % steigen. Biokraftstoffe sind nach Ansicht des Verbio-Chefs gut dafür geeignet, diese Quoten zu erfüllen.