Die aktuelle Ausbauplanung der Übertragungsnetz-Betreiber stößt beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland auf Widerstand. Er zweifelt vor allem daran, dass die Gleichstromtrasse Südost von Sachsen-Anhalt nach Bayern notwendig sein soll.


Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland hat gefordert, die Pläne für neue Stromtrassen auf den Prüfstand zu stellen. Es sei nicht erkennbar, dass die bisherige Netzplanung an den Klimaschutzzielen und den Zielen der Energiewende ausgerichtet sei, sagte der Bund-Vorsitzende Hubert Weiger am Freitag in Berlin. Überprüft werden müsse vor allem, ob die vorgeschlagenen Stromtrassen überhaupt notwendig seien. So gibt es Weiger zufolge massive Zweifel daran, ob die geplanten Gleichstromtrasse vom Osten Deutschlands nach Bayern tatsächlich gebraucht wird. Dennoch wollten die Netzbetreiber jetzt sogar Verlängerungen der Trasse in beiden Richtungen durchsetzen.

Die vier deutschen Übertragungsnetz-Betreiber hatten Anfang November einen aktualisierten Entwurf des Netzentwicklungsplans 2014 vorgelegt. Die Bundesnetzagentur muss diesen Entwurf noch genehmigen. Darin ist unter anderem vorgesehen, die geplante neue Leitung für die Hochspannungs-Gleichstromübertragung Südost gegenüber der bisherigen Konzeption deutlich zu verlängern. Diese HGÜ-Leitung soll ab dem Jahr 2022 Windstrom aus Nordostdeutschland über Sachsen-Anhalt nach Süddeutschland transportieren.

Der Bund zitiert nun Einschätzungen des Berliner Energiewissenschaftlers Christian von Hirschhausen, wonach diese neue HGÜ-Leitung Südost in der geplanten Form überflüssig ist. Diese Leitung sei dafür ausgelegt, dass auch bei starker Windkraftproduktion noch möglichst viel Braunkohlestrom in die Netze eingespeist werden könne, heißt es darin. Sie diene somit nicht der Versorgungssicherheit in Süddeutschland, sondern maximierten Exporten von Braunkohlestrom aus Ostdeutschland.

Nach Hirschhausens Ansicht ändert daran auch die Verlegung der Start- und Endpunkte von Bad Lauchstädt nach Wolmirstedt und von  Meitingen nach Gundremmingen nichts, weil dieselbe Stromerzeugung für die Netzberechnungen verwendet worden sei. Damit konterkariere diese Planung die Klimaschutzziele der Bundesregierung. Als „schlichtweg grotesk“ bezeichnet es der Energiewissenschaftler, dass der Netzentwicklungsplan den Bau eines neuen Braunkohlekraftwerks am Standort Profen in Sachsen-Anhalt vorsieht. Dieses Projekt werde derzeit von keinem der Beteiligten ernsthaft verfolgt.

Das Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalts und das Energieministerium Mecklenburg-Vorpommerns hatten die geplante Verlängerung der HGÜ-Leitung Südost begrüßt. Dagegen war dieses Projekt bisher von den Landesregierungen Thüringens und Bayerns in Frage gestellt worden.


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