Bisher hatte der Energiekonzern Gasprom das russische Monopol auf Erdgasexporte. Ein neues Gesetz erlaubt es nun auch anderen Unternehmen unter bestimmten Bedingungen, verflüssigtes Erdgas per Tankschiff ins Ausland zu liefern.


In Russland ist am 1. Dezember ein Gesetz in Kraft getreten, das den Export von Erdgas teilweise liberalisiert. Bisher hatte der halbstaatliche Energiekonzern Gasprom ein Monopol auf den Export von Erdgas, das im Jahr 2006 eingeführt worden war. Nun soll es auch anderen Unternehmen erlaubt sein, Erdgas in verflüssigter Form (Liquefied Natural Gas – LNG) zu exportieren. Dazu müssen sie an Lagerstätten beteiligt sein, deren Lizenz den Bau eines Erdgas-Verflüssigungswerkes oder den Erdgastransport in ein solches LNG-Werk vorsieht.

Nach Einschätzung der russischen Zeitung Wedomosti wird damit der LNG-Export für den staatlichen Erdölkonzern Rosneft und für den mehrheitlich privaten Erdgas-Förderer Nowatek geöffnet. Nowatek will gemeinsam mit dem französischen Energiekonzern Total und dem chinesischen Energiekonzern CNPC auf der nordwestsibirischen Halbinsel Jamal ein LNG-Werk bauen. Das Flüssigerdgas soll per Tankschiff auf den Weltmarkt exportiert werden. Die dafür notwendigen Investitionen werden auf 20 Mrd. Euro geschätzt. Nach früheren Angaben soll das Werk 2016 mit einer ersten Ausbaustufe in Betrieb gehen und im Endausbau jährlich 16,5 Millionen Tonnen LNG produzieren können. Gleichzeitig verfolgt das Unternehmen auf der Halbinsel ein ähnliches Projekt mit Gasprom.

Nowatek gilt als größter unabhängiger Erdgas-Förderer Russlands, an dem Gasprom allerdings auch eine Minderheitsbeteiligung hält. Die übrige Gesellschafterstruktur ist nicht transparent. Nach früheren Angaben von Wedomosti hält der Vorstandschef Leonid Michelson knapp ein Viertel der Aktien. Weitere Aktionäre sind der Unternehmer Gennadij Timtschenko mit 23, Total mit 16 und Gasprom mit knapp 10 Prozent Anteilen.

Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt, als es eine Exportvereinbarung mit dem deutschen Energiekonzern EnBW abschloss, ohne dass beide Seiten dazu eindeutige Informationen mitteilten. Die bekanntgewordenen Details besagten, dass Nowatek über zehn Jahre eine jährliche Menge von jeweils knapp zwei Milliarden Kubikmeter Erdgas an EnBW liefern soll. Wann die Lieferungen beginnen, blieb unbekannt.

Der staatliche Erdölkonzern Rosneft dürfte ebenfalls von dem neuen Gesetz profitieren. Er will mehrere Lagerstätten in den arktischen Küstengewässern Russlands erschließen, die neben Erdöl auch große Mengen Erdgas enthalten. Dieses Erdgas will Rosneft ebenfalls verflüssigen und als LNG weltweit exportieren. Die erwarteten hohen Erlöse aus dem LNG-Export sollen dabei helfen, die teure Erschließung der Lagerstätten zu finanzieren. Derzeit bereitet Rosneft auch gemeinsam mit dem US-amerikanischen Energiekonzern Exxon-Mobil ein LNG-Werk im Fernen Osten Russlands vor. Es soll jährlich 5 Mio. t Flüssigerdgas produzieren können.

Der bisherige Exportmonopolist Gasprom selbst verfolgt bereits mehrere eigene LNG-Projekte. Am bisher einzigen russischen LNG-Werk auf Sachalin ist er seit einer umstrittenen Übernahme im Jahr 2007 mehrheitlich beteiligt. Hinzu kommen Projekte bei Wladiwostok, auf Jamal und an der Ostsee.

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