Um die russische Ostsee-Exklave auch mit Erdgas per Tankschiff beliefern zu können, will Gasprom dort ein LNG-Terminal bauen. Das Flüssigerdgas soll künftig aus einem eigenen Werk an der Ostseeküste kommen.


Der russische Energiekonzern Gasprom will das exterritoriale Gebiet Kaliningrad (Königsberg) künftig auch auf dem Seeweg mit Erdgas versorgen. Dazu soll bis Ende 2017 in der Ostsee-Exklave ein Regasifizierungs-Terminal gebaut werden, das Flüssigerdgas (Liquefied Natural Gas – LNG) aus Tankschiffen entladen und wieder in Gasform bringen kann. Wie Gasprom weiter mitteilte, soll das LNG-Terminal täglich 9 Millionen Kubikmeter Erdgas produzieren können. Das Erdgas könne an die Kunden der Region geliefert, aber auch in dortige Untergrundspeicher eingespeist werden. Diese Speicher sollen bis 2025 stark ausgebaut werden, um die Versorgungssicherheit zu verbessern.

Kaliningrad liegt zwischen Litauen und Polen. Die Exklave kann derzeit nur durch eine Leitung mit russischem Erdgas versorgt werden, die über Belarus und Litauen führt. Das LNG-Terminal würde einen zweiten Lieferweg über die Ostsee eröffnen. Als LNG-Quelle zieht Gasprom zunächst Fremdanbieter in Erwägung. Später könnte der Energieträger aus einem eigenen Erdgas-Verflüssigungswerk angeliefert werden, das an der russischen Ostseeküste im Leningrader Gebiet geplant ist. Dessen erste Produktionslinie soll Ende 2018 in Betrieb gehen.

Gasprom betreibt bereits gemeinsam mit dem britisch-niederländischen Energiekonzern Shell sowie den beiden japanischen Unternehmen Mitsui und Mitsubishi ein LNG-Produktionswerk auf der fernöstlichen Insel Sachalin, für das eine Erweiterung geplant ist. Ein weiteres LNG-Werk soll im Jahr 2018 nahe der Hafenstadt Wladiwostok mit der Produktion beginnen. Langfristig könnte auch ein LNG-Werk bei Murmansk gebaut werden, das Erdgas aus der arktischen Großlagerstätte Stockmann verarbeitet. Stockmanns Erschließung liegt derzeit allerdings wegen hoher Kosten auf Eis.

Ein weiteres LNG-Werk auf der Halbinsel Jamal bereitet der halbstaatliche Energiekonzern derzeit gemeinsam mit dem zweitgrößten russischen Erdgasproduzenten Nowatek vor, der sich in Privatbesitz befindet. Nowatek verfolgt dort außerdem ein gleiches Projekt mit dem französischen Energiekonzern Total. An der LNG-Produktion ist auch der staatliche Erdölkonzern Rosneft interessiert, der so Erdgas aus künftigen Förderprojekten in den arktischen Küstengewässern verflüssigen und exportieren könnte.

Für die weltweite Vermarktung von russischem LNG soll offenbar Gasproms bisheriges Exportmonopol für Erdgas gelockert werden. Wie die russische Zeitung Kommersant berichtet, arbeitet das Parlament derzeit an einem Gesetz, das auch anderen Unternehmen den LNG-Export erlauben soll.

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