Durch Digitalisierung und Energiewende entstehen auch neue Fehlerquellen und Angriffsflächen in der Stromversorgung. Um die Systeme dagegen zu wappnen, haben Wissenschaftler nun Vorschläge für eine Resilienzstrategie vorgelegt.

Hochspannungsmasten 2020 gross

Hochspannungsmasten bei Leipzig. Foto: Stefan Schroeter


Die Wissenschaftsakademien haben auf mögliche Risiken hingewiesen, die mit einem dezentralen und digitalisierten Energiesystem verbunden sind. Gleichzeitig legten sie Handlungsoptionen für eine zuverlässige Energieversorgung vor, mit denen sich diese Risiken begrenzen lassen. Dazu veröffentlichten sie am Freitag die Stellungnahme „Resilienz digitalisierter Energiesysteme – Wie können Blackout-Risiken begrenzt werden?“. Diese Stellungnahme war von Expertinnen und Experten des Akademienprojekts „Energiesysteme der Zukunft“ erarbeitet worden.

 

Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die Stromversorgung der Zukunft zunehmend digital wird. Vernetzung, Automatisierung und intelligente Steuerung halten sie für notwendig, um die Versorgung zu sichern und den deutschen Klimazielen näherzukommen. Zugleich entstehen damit aber auch neue Fehlerquellen und Angriffsflächen durch technische Defekte, Softwarefehler und Angriffe aus dem Internet. Ohne passende Konzepte könnte dies zu bisher unbekannten Störereignissen führen, die schlimmstenfalls großflächige Stromausfälle verursachen, die mehrere Stunden dauern. Im Fachenglisch werden solche Vorfälle auch als „Blackout“ bezeichnet.

 

Die Arbeitsgruppe sehe in Digitalisierung und Energiewende zwar noch kein erhöhtes Risiko, aber durchaus Handlungsbedarf, sagte einer ihrer Leiter, Christoph Mayer. Deshalb hat sie 15 Handlungsoptionen als Bausteine einer „Resilienzstrategie“ entwickelt. Diese reichen von technischen und regulatorischen Maßnahmen über die systemische Entwicklung von Cyber-Sicherheit bis hin zu Bildungskampagnen, ökonomischen Anreizen und Monitoringmaßnahmen. Damit soll ein System mit Widerstandskraft entstehen, das auf Unsicherheiten und Überraschungen vorbereitet ist. Es soll Störereignisse mit möglichst geringem Schaden abfangen und in kurzer Zeit wieder in den normalen Betriebszustand zurückkehren können.

 

Inseln und Anreize

Zu den Handlungsoptionen für ein resilientes Energiesystem gehört, ein Regelwerk für dezentrale Strukturen zu erarbeiten. Es zielt auf einzelne Abschnitte des Stromnetzes, die im Inselbetrieb laufen und einen großflächigen Stromausfall überbrücken können. Diese Inseln versorgen kritische Verbraucher wie Krankenhäuser und die Feuerwehr bevorzugt mit Strom. Damit das funktioniert, müssen die kritischen Verbraucher in der jeweiligen Region zunächst ermittelt werden. Die stabil gebliebenen Netzinseln können dann auch dabei helfen, die großflächige Stromversorgung wieder aufzubauen.

 

Die Wissenschaftler halten es außerdem für notwendig, den Netzbetreibern Anreize dafür zu geben, dass sie die Resilienz ihrer Stromsysteme verbessern. Dazu schlagen sie vor, eine Resilienzkomponente in die Anreizregulierung für Netzbetreiber aufzunehmen. Außerdem sprechen sie sich für resilienzverbessernde Netzentgelte und Anschlussgebühren aus. Einen spürbaren Anstieg der Netzentgelte erwartet der dafür zuständige Arbeitsgruppenleiter, Gert Brunekreeft, dadurch erst einmal nicht. Wenn das doch der Fall sein sollte, müsse man nachjustieren.


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