Die Übertragungsnetz-Betreiber wollten ihre Höchstspannungs-Stromleitungen mit einem Investitionsaufwand von 61 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 ausbauen. Doch die zuständige Regulierungsbehörde hält längst nicht alle vorgeschlagenen Maßnahmen für erforderlich.

Stromtrassen bei Bad Lauchstädt 2015 gross

Höchstspannungs-Stromtrassen am Umspannwerk Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt. Archivfoto 2015: Stefan Schroeter


Die Bundesnetzagentur hat die neuen Projekte der Übertragungsnetz-Betreiber für den Ausbau der Höchstspannungs-Stromtrassen nur teilweise bestätigt. Nach aktuellem Stand halte sie 96 von 164 der vorgeschlagenen Maßnahmen bis zum Jahr 2030 für erforderlich, teilte BNA Anfang August mit. 68 Maßnahmen würden gegenwärtig als nicht bestätigungsfähig eingestuft. Dazu gehört auch das Großprojekt einer weiteren „Stromautobahn“ von Schleswig-Holstein nach Baden-Württemberg. Hier genügt nach derzeitiger Einschätzung der Behörde eine Leitung von Schleswig-Holstein nach Nordrhein-Westfalen.

 

Die Übertragungsnetz-Betreiber hatten im April ihren Entwurf des Netzentwicklungsplans 2019-2030 an BNA übergeben. Darin beschrieben sie Ausbaupläne für Höchstspannungs-Leitungen, deren Investitionskosten sie mit 61 Milliarden Euro bezifferten. Das sind 28 Mrd. Euro mehr, als im vorherigen NEP 2017-2030 vorgesehen waren. Diese Mehrkosten dürften nun bis zur endgültigen Bestätigung des NEP 2019-2030 noch deutlich sinken.

 

Der Netzentwicklungsplan, die vorläufigen Prüfungsergebnisse und der Entwurf des Umweltberichts sind im Internet unter www.netzausbau.de/2019-2030-nep-ub veröffentlicht. Stellungnahmen dazu können bis zum 16. Oktober 2019 abgegeben werden. Außerdem sind Informationsveranstaltungen in Bremen, Münster, Mannheim, Regensburg und Erfurt geplant.

 

BNA will den NEP 2019-2030 bis zum Jahresende 2019 bestätigen. Aus dem NEP entwickelt sie dann den Entwurf eines neuen Bundesbedarfsplans, den sie an die Bundesregierung übermittelt. Die Behörde rechnet derzeit damit, dass der Gesetzgeber diesen neuen BBP zum Jahresanfang 2020 beschließen kann. Der BBP 2020 wird dann zur Grundlage für den weiteren Ausbau des Übertragungsnetzes.

 

Im Übertragungsnetz wird Strom mit höchster Spannung über große Entfernungen transportiert. Üblich sind hier bisher Wechselstrom-Leitungen, die mit 380 Kilovolt betrieben werden. Neu hinzu kommen sollen mehrere Gleichstrom-Verbindungen, durch die Strom mit 500 Kilovolt fließt. Ihre Aufgabe ist es, Solar- und Windstrom aus den Strom-Überschussgebieten im Norden und Osten in die verbrauchsstarken Strommangel-Regionen Süddeutschlands zu transportieren. Bisher ist das wegen Leitungsengpässen nur begrenzt möglich. Diese Engpässe werden noch zunehmen, wenn zum Jahresende 2022 die letzten süddeutschen Kernkraftwerke vom Netz gehen.


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