Die Europäische Kommission möchte die Preiszonen im Strom-Großhandel danach festlegen, wo es Engpässe im Übertragungsnetz gibt. Die Bundesregierung ist dagegen fest entschlossen, die einheitliche Stromgebotszone in Deutschland zu erhalten.

Stromtrassen bei Hartmannsdorf gross

Die Stromleitungen des deutschen Übertragungsnetzes reichen teilweise nicht für einen unbeschränkten Stromtransport aus. Das Foto zeigt Höchstspannungs-Leitungen in Hartmannsdorf bei Chemnitz. Archivfoto 2016: Stefan Schroeter


Die Europäische Kommission hält unterschiedliche Preiszonen im Strom-Großhandel für das geeignete Mittel, mit Engpässen im Übertragungsnetz umzugehen. Darauf wies Jan Papsch, Referent in der Generaldirektion Energie, gestern in Leipzig hin. Innerhalb Deutschlands gebe es einen sehr großen Bedarf für den Netzausbau und sehr starke Netzengpässe, sagte Papsch bei einer Energiekonferenz an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur. Kurzfristig würden diese Netzengpässe nicht verschwinden, und auch mittelfristig sei das nicht sicher. Beim Netzausbau gebe es viele Verzögerungen und Widerstände.

 

Papsch zufolge sieht das europäische Recht bei Netzengpässen im Übertragungsnetz vor, verschiedene Preiszonen für den Strom-Großhandel einzurichten. In vielen Mitgliedsländern der EU werde das auch praktiziert. Als Beispiele nannte er Schweden und Italien. In beiden Ländern gebe es im Norden jeweils ein großes Stromangebot durch Wasserkraftwerke und einen relativ geringen Verbrauch. Im Süden sei jeweils der Stromverbrauch hoch, aber das Angebot knapp. Wegen überlasteter Leitungen könne der im Norden verfügbare Strom aber nicht ausreichend in den Süden transportiert werden. Das führe in diesen beiden Ländern dazu, dass der Strom-Großhandelspreis im Süden etwas höher sei als im Norden.

 

In Deutschland gibt es eine ähnliche Situation: Im Norden und Osten wird mehr Strom erzeugt als verbraucht, in Süddeutschland ist es umgekehrt. Auch hier wird der Stromtransport zwischen diesen Regionen durch Netzengpässe begrenzt. Die Bundesnetzagentur hatte auf diese Engpässe reagiert, indem sie einen neuen Zuschnitt der bisherigen deutsch-österreichischen Preiszone festlegte. Dabei verläuft die Preiszonen-Grenze allerdings nicht entlang der Netzengpässe, sondern entlang der deutsch-österreichischen Staatsgrenze.

 

Die EU-Kommission strebt offenbar an, die Preiszonen noch deutlicher an den Engpässen auszurichten. Wie Papsch berichtete, hatte sie vorgeschlagen, dass Übertragungsnetz-Betreiber in einer Studie ermitteln, wo es Engpässe gibt. Anhand dieser Engpässe könnten dann die Preiszonen festgelegt werden. Dieser Vorschlag sei in Deutschland nicht gut angekommen, sagte der EU-Referent. Er wies darauf hin, dass das Ziel der einheitlichen Preiszone, die hier als Stromgebotszone bezeichnet wird, sogar in den Koalitionsvertrag der Bundesregierung aufgenommen wurde.


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