Sinkende Kosten bei vorgelagerten Stromnetz-Betreibern eröffnen Preisspielräume im städtischen Stromnetz. Die Stadtwerke nutzen sie in der Grundversorgung überwiegend dazu, größere Stromverbraucher zu entlasten.

Leipziger Stadtwerke Hauptsitz gross

Am Hauptsitz der Stadtwerke werden die Preismodelle für Leipzigs Stromkunden entwickelt. Foto: Stefan Schroeter


Die Stadtwerke Leipzig heben den Strompreis in der Grundversorgung für kleine Haushalte leicht an und senken ihn etwas für größere Haushaltskunden. Gewerbekunden werden spürbar entlastet. Das ist das Resultat einer geänderten Strompreis-Struktur, die zum Jahresanfang 2018 in Kraft treten soll. Dabei steigt der Jahres-Grundpreis brutto um 8,33 Euro auf 121,38 Euro. In umgekehrter Richtung bewegt sich dagegen der Brutto-Arbeitspreis für die verbrauchte Kilowattstunde: Er sinkt um 0,47 auf 28,61 Cent. Die Stadtwerke weisen zwar darauf hin, dass dies für einen Leipziger Durchschnitts-Haushalt mit einem Verbrauch von 1.800 kWh in der Grundversorgung eine Preissenkung von 0,13 Euro brutto im Jahr und damit nahezu stabile Preise bedeutet. Ein näherer Blick auf das neue Preismodell erbringt allerdings auch noch andere bemerkenswerte Ergebnisse.

 

Denn für kleine Haushalte, die sparsam mit Strom umgehen und nur 1.200 kWh im Jahr verbrauchen, läuft es auf eine leichte Verteuerung um 2,69 Euro hinaus. Für größere Haushalts-Stromverbraucher mit 3.500 kWh Jahresverbrauch sinkt die jährliche Stromrechnung dagegen um 8,12 Euro. Eine spürbare Entlastung gibt es für Gewerbekunden mit 30.000 kWh Jahresverbrauch, die 132,67 Euro weniger bezahlen müssen.

 

Aus welchen Gründen die Stadtwerke in der Grundversorgung das Preismodell so verändern, dass ein höherer Stromverbrauch begünstigt wird, war zunächst nicht erkennbar. In einer Pressemitteilung vom 2. November wurde der sinkende Arbeitspreis damit erklärt, dass die steigenden Preise an den Beschaffungsmärkten für die Stromkunden durch die sinkenden variablen Netzentgelte abgefedert werden konnten. Die Anpassung des Grundpreises resultiere aus einem leicht höheren Grundpreis der Netzentgelte.

 

Doch in Leipzig werden sowohl die variablen Netzentgelte als auch ihr Grundpreis nicht von höheren Mächten, sondern von der Stadtwerke-Tochtergesellschaft Netz Leipzig bestimmt. Sie hebt zum Jahresanfang 2018 den Grundpreis um 8,00 Euro brutto an, während der Arbeitspreis um 1,11 Ct./kWh sinkt. Bei diesem Preismodell zeigt sich, dass die jährliche Netzentgelt-Rechnung für den Stromspar-Haushalt mit 1.200 kWh Jahresverbrauch um 5,27 Euro oder 3,88 Prozent sinkt. Der Gewerbekunde mit 30.000 kWh wird wesentlich stärker um 323,77 Euro oder 14,71 Prozent entlastet.

 

Für Auskünfte dazu ist Nicole Rühl zuständig, Pressesprecherin der Stadtwerke und von Netz Leipzig in Personalunion. In ihrer Funktion als Pressesprecherin von Netz Leipzig erklärt sie:

 

„Die Netzentgelte der vorgelagerten Netzbetreiber sind ein Bestandteil der jährlichen Erlösobergrenze der Netz Leipzig. Die Netz Leipzig gibt die voraussichtliche Senkung der vorgelagerten Netzkosten im Jahr 2018 vollumfänglich an ihre Netzkunden weiter. Diese machen im Wesentlichen die Netzentgeltsenkung der Netz Leipzig für 2018 aus. Die signifikante Senkung des Arbeitspreises überkompensiert dabei die Erhöhung des Grundpreises und trägt zur verursachergerechteren Preisgestaltung bei.“

 

Vorgelagerte Netzbetreiber für Netz Leipzig sind der Übertragungsnetz-Betreiber 50 Hertz und der Verteilnetz-Betreiber Mitnetz Strom. Wie von Rühl weiter zu erfahren war, gibt Mitnetz Strom die anteiligen Netzentgelte beider Unternehmen in Form eines jährlichen Kostenblocks an Leipzig Netz weiter. Netz Leipzig kann dann frei darüber entscheiden, wie dieser Kostenblock auf die verschiedenen Kundengruppen und Preismodelle umgelegt wird. Dass sich Netz Leipzig dafür entschieden hat, den Grundpreis in der Grundversorgung anzuheben, erklärte sie damit, dass damit die festen Kosten des Netzes besser als bisher abgebildet werden sollen.

 

In der Grundversorgung werden die Haushalts- und Gewerbekunden versorgt, die noch nicht in einen günstigeren Tarif der Stadtwerke oder eines anderen Anbieters gewechselt sind.


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