Johannes Kempmann will Kraftwerksbetreiber an der Finanzierung der Stromnetze beteiligen, damit die Netzentgelte für Endkunden sinken können. Auch für eine Absenkung der Stromsteuer sieht er gute Möglichkeiten.

Stromtrasse Windraeder 2017 gross

Stromnetze werden bisher nur von den Endkunden finanziert, nicht von Kraftwerksbetreibern. Foto: Stefan Schroeter


Der Präsident des BDEW Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft, Johannes Kempmann, hat sich dafür ausgesprochen, die bestehenden Belastungen der Strompreise abzubauen. Die hohe dezentrale Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien habe im Norden und Nordosten zu deutlich höheren Netzentgelten geführt, sagte Kempmann am 24. Oktober bei der Veranstaltung „Kraftakt Energiewende“ in Leipzig. So liege der Netzentgelt-Arbeitspreis in Magdeburg bei 6,9 Cent pro Kilowattstunde, in Karlsruhe dagegen nur bei etwas mehr als 4 Cent. „Das geht so auf Dauer nicht“, sagte Kempmann, der im Hauptberuf als Geschäftsführer der Städtischen Werke Magdeburg arbeitet. Die Entlastungen durch das Netzentgelt-Modernisierungsgesetz bezeichnete er als nicht ausreichend: „Wir müssen das generell neu denken.“

 

Kempmann wies darauf hin, dass die Netzentgelte derzeit von den Endkunden in einem jeweiligen Netzgebiet bezahlt werden. Die Kraftwerksbetreiber, die Strom in diese Netze einspeisen, zahlen dagegen nichts. Die Kostentreiber seien aber nicht die Endkunden, sondern die einspeisenden Kraftwerke. Daher müssten sie auch zur Finanzierung der Netze herangezogen werden. „Dann kriegen wir sofort in den neuen Bundesländern eine drastische Senkung der Netzentgelte für den Endverbraucher. Weil die Bemessungsgrundlage dramatisch größer wird. Wir haben ja hier die meisten einspeisenden Kraftwerke.“ Der BDEW-Präsident betonte, dass dies seine eigene Meinung sei, nicht die des Verbandes.

 

Als ein weiteres geeignetes Mittel, Strom preiswerter zu machen, nannte er eine Absenkung der Stromsteuer. „Wir haben da einen Vorschlag gemacht. Und die Signale von allen Koalitionären, die da zusammensitzen, sind: Jawoll, darüber kann man reden.“ Gemeint sind die Parteiführungen von CDU, Bündnisgrünen und FDP, die derzeit über eine Regierungskoalition verhandeln.

 

Als politisch notwendig bezeichnete es Kempmann, weiter schrittweise Kohlekraftwerke stillzulegen. Dabei müssten die Kohlendioxid-Zertifikate einkassiert werden. „Das ist beim letzten Mal nicht passiert“, kritisierte er. Damit bezog er sich auf die sogenannte Sicherheitsbereitschaft, die im Jahr 2015 für Braunkohle-Kraftwerke mit 2,7 Gigawatt Stromleistung vereinbart wurde. Diese Kraftwerke werden bis zum Jahr 2023 schrittweise stillgelegt, ihre CO2-Zertifikate können aber weiter europaweit von anderen Kraftwerken oder Industrieanlagen genutzt werden.

 

Für weitere Stillegungen von Kraftwerken schlug der BDEW-Präsident ein Auktionsmodell vor. Dabei sollten die Betreiber, die am wenigsten Unterstützung für die Stillegung eines Kohlekraftwerks verlangten, den Zuschlag erhalten. Kempmann sprach sich außerdem dafür aus, eine Kohleausstiegs-Kommission einzurichten. Sie soll Lösungen für die Versorgungssicherheit bei Strom und für die wirtschaftliche Entwicklung der vom Kohleausstieg betroffenen Regionen erarbeiten.


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