Bei der Rekultivierung des Tagebaus Profen wollen Mibrag und Getec in den nächsten 20 Jahren einen Energiepark mit Solar- und Windparks, Stromspeichern und Öko-Heizwerken aufbauen. Zu den Projektideen gehört auch die stoffliche Verwertung von Braunkohle.

Windpark Flaeche Mibrag gross

Auf dieser Rekultivierungsfläche wollen Andreas Günther (rechts) und seine Kollegen die ersten neun Windräder des Energieparks Profen bauen. Foto: Stefan Schroeter


Der Zeitzer Braunkohleförderer Mibrag und das Magdeburger Grünenergie-Unternehmen GGE Getec Green Energy wollen am Tagebau Profen einen länderübergreifenden Energiepark entwickeln. Bis zum Jahr 2035 sollen hier Wind- und Solarparks mit Stromspeichern und Wasserstoffproduktion, Erdwärmenutzung und einem Biomasse-Kraftwerk entstehen. Sogar eine stoffliche Kohleverwertung gehört zu den Projektideen. Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung unterzeichneten die Unternehmen am Mittwoch in Profen. Das gesamte Investitionsvolumen bezifferten sie auf einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag in Euro.

Mibrag-Personalgeschäftsführer Heinz Junge bezeichnete es als den richtigen Weg, einen Teil der volatil erzeugten erneuerbaren Energie dauerhaft zur Verfügung zu stellen. Das Unternehmen trage so dazu bei, dass die Braunkohleverstromung „irgendwann“ nicht mehr gebraucht werde. „Damit sägen wir am eigenen Ast“, sagte Junge. Immerhin soll dieser Braunkohle-Ast das Unternehmen noch zwei Jahrzehnte lang tragen: Derzeit geht Mibrag davon aus, das Großkraftwerk Schkopau noch bis 2035 mit Braunkohle aus Profen beliefern zu können.

Für die einzelnen Projekte des Energieparks sollen nun zunächst Konzepte entwickelt werden. Später könnte auch ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet werden, an dem sich möglicherweise weitere Partner beteiligen. Am weitesten fortgeschritten ist derzeit das Projekt eines Windparks, der auf einer Rekultivierungsfläche im sachsen-anhaltinischen Teil des Tagebaus entstehen soll. Hier will Mibrag zunächst neun Windräder mit je 2,5 Megawatt Stromleistung errichten. Den Genehmigungsantrag dafür habe das Unternehmen im Dezember 2015 beim Landratsamt des Burgenlandkreises eingereicht, berichtete Andreas Günther, Geschäftsführer des zuständigen Tochterunternehmens Mibrag Neue Energie. Bei einem günstigen Verlauf könnten die Windräder also 2017 gebaut werden. Später soll der Windpark um eine Rekultivierungsfläche im sächsischen Teil des Tagebaus erweitert werden.

In absehbarer Zeit umsetzbar wären auch die Projektideen für einen Batteriespeicher und eine Elektrolyseanlage zur Wasserstoffproduktion. Sie könnten den unregelmäßig erzeugten Windstrom nutzen, um bedarfsgerecht Strom zu liefern und um Wasserstoff zu erzeugen. Wie GGE-Vorstandschef Chris Döhring berichtete, baut oder plant sein Unternehmen derzeit bereits solche Anlagen im Energiepark Zerbst.

 

Technisches Neuland

Einen längeren Zeithorizont haben die Pläne für die Erdwärmenutzung, den Bau von Solarparks auf Wasserflächen und die Nutzung dieser Wasserflächen für ein Pumpspeicher-Kraftwerk. Dabei betreten die Partner teilweise auch technisches Neuland. So wollen sie bei der Rekultivierung von Teilbereichen des Tagebaus in tiefen Schichten Rohre verlegen. Mit diesen Rohren soll später die Wärme der tieferen Erdschichten nutzbar gemacht werden, um gemeinsam mit einem Biomasse-Heizwerk die Fernwärme für die Stadt Hohenmölsen zu produzieren. Hohenmölsen wird derzeit noch mit Fernwärme aus dem Kraftwerk Wählitz  versorgt. Günther rechnet damit, dass dieses Kraftwerk im Jahr 2035 stillgelegt werden könnte und dass dann seine Fernwärmeproduktion durch neue Anlagen ersetzt werden müsste.

Bei der Rekultivierung von ausgekohlten Tagebauflächen sollen außerdem zwei Seen entstehen, die auf unterschiedlich hohen Ebenen liegen. Auf ihren Wasserflächen wollen Getec und Mibrag zum einen schwimmende Solarkraftwerke verankern. Zum anderen schwebt ihnen vor, den Höhenunterschied zwischen beiden Seen für ein Pumpspeicher-Kraftwerk zu nutzen. Auch hier könnte wieder unregelmäßig erzeugter Solar- und Windstrom gespeichert werden.

Am weitesten in die Zukunft reicht wohl die Projektidee für eine stoffliche Kohlenutzung, die zugleich mit den größten Unwägbarkeiten verbunden ist. Sie erfordert nicht nur besonders hohe Investitionen, sondern auch die Beteiligung eines starken Partnerunternehmens aus dem Anlagenbau oder der Chemieindustrie. Außerdem wären dafür stabile politische Rahmenbedingungen und eine breite gesellschaftliche Akzeptanz nötig, die derzeit nicht absehbar sind.

 

Energieparks im Verbund

GGE will den Energiepark Profen in einen sogenannten „Mitteldeutschen Energieverbund Zukunft“ einbinden, der auch Energieparks in der Magdeburger Börde, in Zerbst und Amsdorf einschließt. Von ihnen ist der Energiepark Zerbst bisher am weitesten entwickelt. Döhring zufolge wurden hier bereits 165 Mio. Euro in Solar- und Windkraftanlagen sowie eine Biogasanlage investiert. Der Energiepark Börde kann vor allem auf bestehende Biogasanlagen aufbauen. Der Energiepark Amsdorf verfügt mit der Montanwachs-Produktion bei Romonta schon über eine grundlegende stoffliche und energetische Verwertung von Braunkohle. Auch hier gibt es Anlagen für Biogas sowie für Solar- und Windstrom.


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