Polen und Litauen arbeiten an einem Leitungsprojekt, das ihre nationalen Erdgas-Systeme erstmals miteinander verbinden soll. Es kann auch den östlichen Nachbarländern Lettland und Estland dabei helfen, neue Lieferquellen zu erschließen und die Versorgungssicherheit zu verbessern.

Der Bau einer grenzüberschreitenden Ferngasleitung zwischen Polen und Litauen (Englisch: Gas Interconnection Poland-Lithuania – GIPL) wird von der Europäischen Union mit 295,4 Millionen Euro unterstützt. Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichneten  Mitte Oktober die Ferngasleitungs-Unternehmen der beiden Länder, Gas-System und Amber Grid, sowie die Inea Innovationsnetzwerk-Agentur der EU. GIPL ist die erste Ferngasleitung zwischen Litauen und Polen und soll damit erstmals auch den östlichen Ostseeraum mit Kontinentaleuropa verbinden.

Mit 240,3 Mio. Euro soll der größte Teil des vereinbarten EU-Zuschusses an das polnische Gas-System ausgezahlt werden, das den weitaus größten Teil der Bauleistungen erbringt. Die übrigen 55,1 Mio. Euro entfallen auf das litauische Amber Grid. Zuvor hatte die EU bereits 10,6 Mio. Euro bewilligt, um die Planungs- und Genehmigungsarbeiten mitzufinanzieren. Die voraussichtlichen Gesamtkosten der Leitung werden mit 558 Mio. Euro angegeben. An ihnen beteiligen sich auch Litauens östliche Nachbarländer Lettland und Estland.

GIPL ist mit einem Durchmesser von 700 Millimetern und einer Gesamtlänge von 534 Kilometern geplant worden. Dabei verlaufen 357 km in Polen und 177 km in Litauen. Ihre anfängliche Transportleistung soll es ermöglichen, jährlich 2,4 Milliarden Kubikmeter Erdgas von Polen nach Litauen und 1,0 Mrd. m3 in umgekehrter Richtung zu transportieren. Derzeit ist vorgesehen, dass die Leitung zum Jahreswechsel 2019/2020 in Betrieb gehen kann.

Die neue Ferngasleitung bringt nach Einschätzung der EU-Kommission vor allem Vorteile für die drei baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland. Sie trage dazu bei, die Isolierung dieser Staaten im Gasbereich zu beenden, die Quellen, Wege und Anbieter der Gasversorgung zu erweitern und die Versorgungssicherheit zu erhöhen, teilte die Kommission mit. Dies gelte auch für Finnland, sobald die geplante Ferngasleitung zwischen Estland und Finnland fertiggestellt sei.

Die baltischen Staaten waren bisher weitgehend auf russische Erdgaslieferungen angewiesen und zahlten dafür vergleichsweise hohe Preise. Eine erste Alternative dazu gibt es seit Dezember 2014, als im Hafen von Klaipeda eine schwimmende Entladestation für Flüssigerdgas (Englisch: Liquefied Natural Gas – LNG) in Betrieb ging. Über dieses Terminal können Litauen und seine Nachbarländer LNG per Tankschiff über die Weltmeere beziehen.


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