Die Erdgasleitung Nord Stream transportiert seit 2011 russisches Erdgas auf direktem Weg durch die Ostsee nach Deutschland. Nun soll die Pipeline weiter ausgebaut werden, obwohl der Konflikt um eine Anschlussleitung noch nicht gelöst ist.

Der russische Energiekonzern Gasprom will gemeinsam mit europäischen Partnern die bestehende Ostsee-Erdgasleitung Nord Stream um zwei Röhren erweitern. Eine entsprechende Absichtserklärung unterschrieben Gasprom, der deutsche Energiekonzern Eon, der britisch-niederländische Energiekonzern Shell und der Österreicher Energiekonzern OMV heute in St. Petersburg. Die zwei neuen Röhren sollen jährlich 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas von der russischen Ostseeküste zur deutschen Küste transportieren können. Damit würde die schon bestehende Transportleistung von Nord Stream verdoppelt. Wie Gasprom weiter mitteilte, wollen die Partner in „nächster Zeit“ eine gemeinsame Projektgesellschaft gründen.

Die ersten beiden Röhren der Ostseepipeline hatte der russische Energiekonzern Gasprom noch gemeinsam mit den deutschen Partnern Eon und Wintershall sowie Gasunie aus den Niederlanden und GDF Suez aus Frankreich gebaut. Sie waren in den Jahren 2011 und 2012 in Betrieb gegangen, sind aber bisher noch nicht voll ausgelastet. Eine mögliche Ursache dafür liegt darin, dass eine der beiden anschließenden Pipelines auf deutschem Boden, die Ostseepipeline-Anschlussleitung Opal, wegen eines ungelösten Konflikts mit der Europäischen Kommission bisher nur teilweise genutzt werden kann.

Gasprom bemüht sich seit langem darum, die direkten Leitungsverbindungen für seine Erdgastransporte nach Mittel- und Westeuropa auszubauen, um wachsende Mengen liefern zu können und unabhängiger von den konfliktträchtigen Transitstrecken durch Belarus und die Ukraine zu werden. Zuletzt hatte Gasprom sogar angekündigt, die Transit-Transporte durch die Ukraine nach 2019 ganz einstellen zu wollen.

Neben Nord Stream verfolgte der halbstaatliche russische Konzern auch gemeinsam mit europäischen Partnern das Projekt von Südstrom, einer Pipeline von Südrussland durch das Schwarze Meer nach Bulgarien. Doch dieses schon weit fortgeschrittene Projekt wurde vom russischen Präsidenten Wladimir Putin im Dezember einseitig gestoppt. Der Grund dafür lag ebenfalls in einem Konflikt mit der EU-Kommission. Putin und Gasprom wollen nun die ursprünglich nach Bulgarien geplante Pipeline als „Türkstrom“ (Englisch: Turk Stream) in die Türkei verlegen und dort einen Erdgas-Knotenpunkt an der griechischen Grenze schaffen. Von dort könnten Anschlussleitungen in die benachbarten Länder bis nach Mitteleuropa verlegt werden.


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