Bei konstant hohen Preisen für Erdgas und Erdöl könnte der Energiekonzern künftig aus Braunkohle nicht nur Strom und Wärme, sondern auch flüssige Brennstoffe und synthetisches Erdgas herstellen. Die dafür nötige Technik wird von deutschen Anlagenbauern schon produziert, aber bisher vor allem ins Ausland geliefert.
Der Energiekonzern Vattenfall hält es grundsätzlich für möglich, in einem künftigen Braunkohle-Kraftwerk neben Strom und Wärme auch flüssige und gasförmige Energieträger zu produzieren. Das Unternehmen beschäftige sich schon seit Jahren mit der dafür notwendigen Synthesegas-Technik, sagte Hartmuth Zeiß, Vorstandschef der deutschen Bergbau- und Kraftwerkssparte, gestern beim Leutzscher Gespräch in Leipzig. Zeiß zufolge lohnt sich diese Technik zwar erst bei konstant hohen Preisen für die Konkurrenz-Energieträger Erdgas und Erdöl. Doch wenn sich der Markt in diese Richtung entwickeln sollte, könne Vattenfall reagieren und Anlagen bauen, die aus Braunkohle auch flüssige Brennstoffe und synthetisches Methan produzieren. In den nächsten fünf Jahren rechne er aber nicht damit, sagte der Vattenfall-Manager.
Der staatliche schwedische Energiekonzern betreibt in derzeit Ostdeutschland mehrere Braunkohle-Großkraftwerke mit der herkömmlichen Dampfkessel-Technik. Sie erzeugen fast ausschließlich Strom und können nur einen kleinen Teil der dabei entstehenden Wärme nutzbar machen. Sie wird überwiegend als Wasserdampf und gemeinsam mit großen Mengen Kohlendioxid über Kühltürme in die Atmosphäre entsorgt. Der Energieinhalt der Braunkohle wird dabei zu weniger als der Hälfte genutzt. So liegt der Wirkungsgrad von Vattenfalls modernstem Braunkohle-Kraftwerksblock in Boxberg bei knapp 44 Prozent.
Synthesegas-Kraftwerken erzeugen aus der Kohle zunächst ein Synthesegas, das dann zur Strom- und Wärmeproduktion dient. Wird weniger Strom gebraucht, kann das Synthesegas auch zur Produktion von flüssigen und gasförmigen Energieträgern oder von chemischen Produkten genutzt werden. Dabei ist es auch möglich, den Kohlenstoff der Braunkohle in diese Produkte einzubinden, anstatt ihn in Form von Kohlendioxid in die Atmosphäre oder durch unterirdische Speicherung zu entsorgen. In Deutschland gibt es mit Linde, Siemens und Thyssenkrupp Uhde mehrere Hersteller von Kohlevergasern, die sich für die Synthesegas-Erzeugung aus Braunkohle eignen. Allerdings wird diese Technik hier bisher kaum angewendet, sondern überwiegend ins Ausland geliefert. Vor allem Chemieunternehmen und Energieerzeuger in China bauen derzeit große Anlagen.