Die Bundesregierung und der Bundesverband Erneuerbare Energien setzen große Hoffnungen in den millionenfachen Einsatz von Wärmepumpen. Aus Klimaschutz-Gründen kommt es darauf an, mit welchem Strom sie betrieben werden. Aus Verbrauchersicht sind Preisrisiken zu beachten.

Windpark mit Gemeinde gross

Ortsnah erzeugter Windstrom ist aus Klimaschutz-Gründen gut geeignet, um Wärmepumpen anzutreiben. Archivfoto 2021: Stefan Schroeter


In der deutschen Wärme- und Kälteversorgung spielen erneuerbare Energien bisher noch keine große Rolle. Das Umweltbundesamt bezifferte ihren Anteil für das Jahr 2021 auf 16,5 Prozent. Das ist nicht viel im Vergleich zur deutschen Stromversorgung, die im Jahr 2021 bereits zu 41 Prozent aus erneuerbaren Energien erfolgte.

 

Dennoch ist der BEE Bundesverband Erneuerbare Energien zuversichtlich, dass auch die Wärmeversorgung schon in wenigen Jahren zur Hälfte aus erneuerbaren Energien erfolgen kann. Bis zum Jahr 2030 soll das zu schaffen sein, glaubt BEE-Präsidentin Simone Peter. „Das ist ambitioniert, aber möglich“, sagte sie beim Klimagespräch der VEE Vereinigung zur Förderung der Nutzung Erneuerbarer Energien Sachsen im November 2022.

 

Diese Zuversicht bezieht Peter aus dem Wärmeszenario 2045, mit dem der BEE beschrieben hat, wie die Wärmeversorgung in den nächsten 22 Jahren sogar auf 100 Prozent erneuerbare Energien umgestellt werden kann. Die 50 Prozent bis 2030 sind dabei ein wichtiges Zwischenziel. Damit orientiert sich der BEE an den Klimaschutz-Zielen der aktuellen Bundes-Regierungskoalition.

 

Um diese Ziele zu erreichen, setzt der BEE einerseits auf Zuwächse bei den bekannten erneuerbaren Energieträgern Bioenergie sowie Geo- und Solarthermie. Den größten Zuwachs erwartet er allerdings bei Wärmepumpen: Ihr Anteil an der Wärmeversorgung würde demnach von derzeit zwei Prozent auf 18 Prozent im Jahr 2030 steigen. Im Jahr 2045 sollen sogar 38 Prozent möglich sein.

 

Bei dieser Zukunftsbetrachtung orientiert sich der BEE an den Ausbauzielen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Demnach könnten bis zum Jahr 2030 bis zu sechs Millionen Wärmepumpen installiert worden sein. Beim Wärmepumpen-Gipfel im Juni 2022 wurde dazu das Ziel ausgegeben, ab dem Jahr 2024 jedes Jahr 500.000 Geräte aufzustellen. Dafür wollen die Hersteller ihre Produktionsmöglichkeiten deutlich ausweiten.

 

Energiequellen und Strompreise

Wärmepumpen nutzen Strom, um Umgebungswärme auf ein höheres Temperaturniveau zu bringen. Auf diese Weise lässt sich Wärmeenergie gewinnen, die für die Warmwasser-Bereitung und für Heizungszwecke eingesetzt werden kann.

 

Als erneuerbar kann Wärmeenergie aus der Wärmepumpe gelten, wenn sowohl die eingesetzte Wärme als auch der eingesetzte Strom aus erneuerbaren Quellen stammen. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn Erdwärme vor Ort aus bodennahen oder tieferen Schichten gewonnen wird. Der erneuerbare Strom kann aus Solar- oder Windkraftanlagen stammen.

 

Schwieriger wird die Betrachtung, wenn der eingesetzte Strom aus dem allgemeinen Netz kommt. Dann kann der Strommix auch Anteile enthalten, die in Atom- und Fossilkraftwerken erzeugt werden. Dazu kommt, dass bei Netzstrom inzwischen auch ein größeres Preisrisiko einkalkuliert werden muss.

 

Für Sachsen ist bekannt, dass hier noch bis in die Jahre 2035 – 2038 viel Braunkohlestrom durch die Stromnetze fließt. Der Ausbau erneuerbarer Energien kam hier bisher nur langsam voran, so dass sie im Jahr 2019 erst einen Anteil von 23 Prozent am Stromverbrauch erreichen konnten.

 

Diese Situation ist im Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft gut bekannt. Wie Referent Christian Heeg beim VEE-Klimagespräch sagte, hält er es aus Klimaschutzgründen nicht für sinnvoll, Wärmepumpen mit Braunkohlestrom zu betreiben. Deshalb komme es darauf an, den Anteil erneuerbarer Energien an den Strommengen zu erhöhen.

 

Jana Hoppe plädierte dabei für eine bundesweite Sichtweise. Sie hat als Projektreferentin für die Denkfabrik Agora Energiewende an der Studie „Durchbruch für die Wärmepumpe“ mitgearbeitet. In Deutschland gebe es schon jetzt einen Energiemix, der aus Klimaschutz-Sicht den Betrieb einer effizienten Wärmepumpe deutlich günstiger stelle als den Betrieb eines Gaskessels. Hoppe rechnet damit, dass dieser Vorteil bis zum Jahr 2030 – mit dem weiteren Ausbau erneuerbarer Energien – noch deutlich größer werden wird. Das sei ein Argument für die Wärmepumpe.

 

Größere Dynamik

Für das laufende Jahr 2022 berichtete die Referentin, dass es im Wärmepumpen-Markt schon eine erheblich größere Dynamik als bisher gegeben hat. Einen weiteren Schub erwartet sie von einem neuen Vorhaben der Bundesregierung: Ab Januar 2024 soll demnach möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

 

Die Investitionskosten für eine Wärmepumpe sind Hoppe zufolge derzeit zwei-bis dreimal höher als für einen üblichen Gaskessel. Durch Fördermittel werden sie derzeit etwas abgemildert. In der Zukunft können sie auch selbst sinken, wenn es gelingt, das vorhandene Kostensenkungs-Potenzial bei Produktion und Installation zu erschließen.

 

Über praktische Erfahrungen mit einer Wärmepumpe und den dafür notwendigen Energien konnte Alf Reinhard berichten. Er betreibt schon seit fast 25 Jahren eine Wärmepumpe, die Umgebungswärme aus einem Boden-Erdkollektor und aus einem Dach-Erdkollektor bezieht. Sie erwärmt in seinem Einfamilienhaus eine Fußbodenheizung und das Trinkwasser.

 

Inzwischen verfügt Reinhard außerdem über mehrere Solarstrom-Anlagen, die auch Strom für die Wärmepumpe liefern. Reinhard schätzte, dass seine Wärmepumpe zu zwei Dritteln mit dem Solarstrom läuft. Das verbleibende Drittel kommt aus dem allgemeinen Netz.


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