Industrieunternehmen in Sachsen arbeiten daran, grünen Wasserstoff als Energieträger und Rohstoff für ihre Produktionsprozesse einzusetzen. Kleine Pilotprojekte dafür gibt es schon. Für größere Vorhaben werden Anschlüsse an ein Leitungsnetz gebraucht.
Wasserstoff-Anlage im Hydrogen Lab Leuna. Archivfoto 2021: Stefan Schroeter
Mehrere sächsische Industrieunternehmen arbeiten derzeit daran, grünen Wasserstoff als Energieträger und Prozessgas einzusetzen. Für größere Projekte brauchen sie einen Anschluss an spezielle Wasserstoff-Leitungen der Gasnetz-Betreiber. Darüber berichteten die Unternehmen und Netzbetreiber beim Wasserstoff-Kongress Anfang November 2022 in Leipzig.
Zu ihnen gehört das BMW-Werk Leipzig, das schon seit einigen Jahren mehrere Flurförder-Fahrzeuge mit Wasserstoff betreibt. Derzeit arbeitet es daran, die Trocknungsöfen in der Lackiererei von Erdgas auf Wasserstoff umzustellen. Wie Projektmanager Stefan Fenchel sagte, wurde hier eine Linie bereits mit Hybridöfen ausgerüstet, die wahlweise Erdgas oder Wasserstoff als Brennstoff nutzen können.
Bisher bezieht das Werk den Wasserstoff für diese ersten Anwendungen in Druckflaschen. Diese kleinteilige Belieferung reicht nicht mehr aus, wenn die Öfen der Lackiererei kontinuierlich betrieben werden sollen und dann große Mengen Wasserstoff brauchen. Fenchel zufolge ist es dafür nötig, das Werk an eine Wasserstoff-Leitung anzuschließen. Das Ziel sei, diese Anbindung bis zum Jahr 2024 zu schaffen.
Teilnetz für Wasserstoff
Als ein möglicher Partner für diese Anbindung kommt der regionale Netzbetreiber Mitnetz Gas in Frage. Abteilungsleiter Dirk Hünlich berichtete über Pläne, einen Teil der Erdgasleitungen zwischen Leipzig und Bitterfeld vom übrigen Netz zu trennen und auf Wasserstoff umzustellen. Dieses Teilnetz könne mit einer ebenfalls geplanten Produktionsanlage für grünen Wasserstoff verbunden werden. Außerdem sei eine Anbindung an ein künftiges europaweites Wasserstoff-Netz möglich.
Grüner Wasserstoff wird durch Elektrolyse mit Strom aus erneuerbaren Energien hergestellt. Bei der Elektrolyse wird Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt.
An Plänen, die Industrieunternehmen im Norden von Leipzig mit leitungsgebundenem Wasserstoff zu beliefern, arbeitet auch die Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft. Darüber berichtete Projektmanagerin Olga Naumov. Für das BMW-Werk werde nach der besten wirtschaftlichen Lösung gesucht.
Wasserstoff-Region Meißen
Auch in der Region Meißen bereiten sich Unternehmen auf den Einsatz von grünem Wasserstoff vor. Zu ihnen gehört das Werk von Wacker Chemie in Nünchritz, das hochreinen Wasserstoff als Rohstoff für seine Produktionsprozesse braucht. Derzeit stellt es ihn selbst durch Dampfreformation aus Erdgas her. Wie Werksleiterin Jutta Matreux berichtete, soll er künftig durch eine Elektrolyse mit grünem Strom produziert werden.
Wacker könnte grünen Wasserstoff auch in weniger reiner Form als Prozessgas in Produktionsverfahren einsetzen. Diesen Wasserstoff will Wacker nicht selbst herstellen, sondern aus einer speziellen Leitung beziehen.
In den Elbe-Stahlwerken Riesa werden derzeit noch große Mengen Erdgas eingesetzt, die durch Wasserstoff abgelöst werden könnten. Projektmanager Bernd Fischer berichtete über ein kleineres Umstellungsprojekt, das nicht direkt den Produktionsprozess betrifft. Damit wollen die Stahlwerker zunächst Erfahrungen sammeln. Später soll ein großes Projekt für den Produktionsprozess folgen. Dafür brauchen die Werke einen Anschluss an eine Wasserstoff-Leitung, sagte Fischer.
Einen solchen Anschluss könnte in einigen Jahren der Gasnetz-Betreiber Sachsennetze legen. Wie Projektmanager Jörg Dickert berichtete, will Sachsennetze ab dem Jahr 2025 in der Region Meißen ein 40 Kilometer langes Wasserstoff-Verteilnetz aufbauen. Zwei Jahre später könnte es in Betrieb gehen. Derzeit fragt der Netzbetreiber noch bei den regionalen Unternehmen an, welchen Bedarf sie künftig für leitungsgebundenen Wasserstoff sehen.