Roßlauer Wissenschaftler haben einen neuartigen Motor entwickelt, der Wasserstoff und Sauerstoff als Brennstoffe nutzt. Das Abgas enthält keine Schadstoffe mehr, sondern nur noch Wasserdampf. Der neuartige Motor gehört zu den Wasserstoff-Projekten des Förderkonsortiums Hypos.

Wasserstoff Motor gross

Der Roßlauer Wasserstoff-Motor wurde beim Hypos-Forum vorgestellt. Foto: Stefan Schroeter


Das WTZ Wissenschaftlich-Technische Zentrum Roßlau hat einen Verbrennungsmotor entwickelt, der keine Schadstoffe mehr ausstößt. Der „Zero-Emission-Kreislaufmotor“ nutzt Wasserstoff und Sauerstoff als Brennstoffe und das Edelgas Argon als Arbeitsgas. Als Abgas entsteht lediglich Wasserdampf, der wieder für die Herstellung von Wasserstoff genutzt werden kann. Diesen Motor stellte der WTZ-Forscher Lukas Kniestedt gestern beim Hypos-Forum in Leuna vor.

 

Als Basis dafür dient ein Dieselmotor des Autobauers Volkswagen. Er wurde von den Roßlauer Motorenforschern umgebaut und an die Neuentwicklung angepasst, die sie als „dieselähnliches Glühstift-Brennverfahren mit Wasserstoff-Direkteinblasung“ bezeichnen. Im Testbetrieb hat sich der Wasserstoff-Motor offenbar bereits bewährt: Gegenüber dem dieselbetriebenen Standardmotor zeigte er einen deutlich besseren Wirkungsgrad.

 

Nun soll er in einem Pilotprojekt seine Praxistauglichkeit beweisen: Dabei wird der Motor im Rathaus Sonneberg in ein Block-Heizkraftwerk für die Strom- und Wärmeversorgung eingebaut, das auch zu Demonstrationszwecken für die Wasserstoff-Anwendung dient.

 

Projekte für die Wasserstoff-Wirtschaft

Die Entwicklung des Roßlauer Wasserstoff-Motors ist eines von zahlreichen Projekten des Wasserstoff-Förderkonsortiums Hypos. Seit der Gründung im Jahr 2013 arbeiten hier Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft an praxistauglichen Lösungen für die Wasserstoff-Wirtschaft. Bisher seien 34 Verbundvorhaben realisiert worden, berichtete Vorstandschef Joachim Wicke. Die dafür eingesetzten Gesamtmittel bezifferte er mit 70 Mio. Euro. Darunter waren 45 Mio. Euro Fördermittel. Außerdem steuerten die Projektpartner eigene Mittel bei.

 

Ein weiteres Hypos-Projekt für die Strom- und Wärmeversorgung aus Wasserstoff in Gebäuden ist „H2home“ (Deutsch: Wasserstoff-Zuhause). In diesem Projekt haben die Partner ein kleines BHKW mit einer Brennstoffzelle ausgerüstet. Darin wird Wasserstoff nicht verbrannt, sondern auf chemischem Weg in Strom und Wärme sowie Wasser und Sauerstoff umgewandelt. Außerdem verfügt das System über Strom- und Wärmespeicher und kann das Gebäude bei Bedarf auch kühlen. Die Anlage wird derzeit ausgiebig im Hypos-Energiepavillon in Bitterfeld-Wolfen getestet und weiter optimiert. Künftig könnte sie auch noch vor Ort mit einer Wasserstoff-Produktionsanlage gekoppelt werden.

 

Wasserstoff wie Zahnpasta

Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft, weil er in reiner Form keine Schadstoffe enthält und im besten Fall auch bei seiner Anwendung nicht freisetzt. Zu den Hindernissen, die dabei zu bewältigen sind, zählen Speicherung und Transport. Für diese Zwecke muss der gasförmige Wasserstoff entweder unter hohem Druck gespeichert oder bei sehr tiefen Temperaturen verflüssigt werden.

 

Eine einfache Alternative dazu haben die Partner des Hypos-Projektes „H2Progress“ (Deutsch: Wasserstoff-Fortschritt) entwickelt: Sie speichern Wasserstoff in einer Paste aus Magnesiumpulver, Salz und Carbonsäureester. Die Paste soll eine ähnliche Beschaffenheit wie Zahnpasta haben und in einfachen Kanistern oder Kartuschen transportiert werden können. Kommt sie mit Wasser in Kontakt, setzt sie den Wasserstoff wieder frei. Damit diese Freisetzung kontrolliert erfolgt, wird dazu am Ort der Anwendung ein spezieller Wasserstoff-Generator verwendet. Die Energiebilanz dieser Transport- und Speichertechnologie liegt bei 30 Prozent.


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